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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Farben sich einmal vertragen, hat man gewöhnlich die Kosten dieses Schachspiels zu bezahlen.“
    „Vertragen? Sehr Ihr denn nicht, daß einer der Indianer gefangen ist?“
    „Um so schlimmer, daß Ihr dem andern nicht auch einige Riemen angelegt habt. Der Gefangene scheint eine Leimrute zu sein, an der man kleben bleiben soll!“
    „Ob Ihr kleben bleibt oder nicht, das ist uns ganz egal; aber los kommt Ihr nicht. Wir wollen wissen wer Ihr seid, und zu welchem Zweck Ihr Euer Pferd hier in dieser alten Prärie spazierenreitet.“
    „Spazieren? Danke! Es war kein angenehmer Ritt, den ich hinter mir habe.“
    „Warum?“
    „Ehe ich antworte, will ich erst wissen, wer Ihr seid!“
    „Ah so! Bin sofort bereit, Euch gehorsamst zu Diensten zu stehen!“ Und mit der Hand der Reihe nach auf sich und uns zeigend, fuhr er fort:
    „Ich bin der Kaiser von Brasilien, wie Ihr mir ja gleich angesehen haben werdet. Der ungefesselte Indianer hier ist einer von den heiligen drei Königen aus dem Morgenland, von denen bekanntlich der erste weiß, der zweite rot und der dritte schwarz gewesen ist; dieser hier wird also wohl der zweite sein. Der Mann mit dem großen und dem kleinen Gewehr“ – er deutete dabei auf mich – „ist Bileam, der Euch wohl bald zum Sprechen bringen wird. Der Weiße neben ihm“ – er meinte Treskow – „ist ein verwunschener Prinz aus Marokko, an dessen Seite Ihr seinen Hofnarren seht –“
    Da er bei dem Wort Hofnarr auf Pitt Holbers zeigte, fiel ihm dieser kräftig in die Rede:
    „Halte den Schnabel, alte Spottdrossel! Du gebärdest dich doch, als ständest du vor einer Menagerie, deren Bestien du diesem Fremden zeigen müßtest!“
    „Ob Bestien oder nicht Bestien, das bleibt sich ganz gleich. Meinst du etwa, Pitt Holbers, altes Coon, daß ich ihm eure Namen nennen soll? Da kennst du weder mich noch die Gesetze des Westens. Er ist allein; wir sind ein ganzer Trupp, also hat er zuerst zu antworten, aber nicht wir, und wenn er das nicht augenblicklich tut, renne ich ihm mein Gewehr in den Leib oder reite ihn einfach über den Haufen.“
    Er meinte das natürlich nur im Scherz; mochte nun der Fremde dies so nehmen oder nicht, aber er warf einen verächtlichen Blick auf die alte, haarlose Stute Hammerdulls und rief, indem er ein lautes Lachen hören ließ, aus:
    „Lack-a-day! Mit dieser Pfefferkuchenziege soll ich umgeritten werden? Die würde doch sofort aus allen Knochen fallen. Versucht es doch einmal! Come on!“
    Der Dicke hielt so große Stücke auf sein Pferd, daß ihn nichts so schnell in Harnisch bringen konnte, als wenn man sich über das häßliche Äußere desselben lustig machte. So auch hier. Seine gute Laune war wie weggeblasen, und kaum hatte der Fremde die Aufforderung ausgesprochen, so ertönte die zornige Antwort:
    „Sogleich, sogleich! Go on!“
    Die Stute hörte das bekannte Wort; sie fühlte den Schenkeldruck und die Zügelhilfe und gehorchte augenblicklich. Sie rannte mit einem Satz, den ihr jeder, der sie nicht kannte, nie zugetraut hätte, das Pferd des Fremden an, welches zunächst ins Straucheln kam und nach einem zweiten Angriffssprung der Stute sich hinten niedersetzte. Das geschah so rasch und unerwartet für den Reiter, daß er, ohne Zeit zum Parieren zu finden, die Bügel verlor und aus dem Sattel flog. Nun war die Reihe, zu lachen, an Dick Hammerdull. Er warf seine kurzen, dicken Arme triumphierend in die Luft und rief:
    „Heigh-day! Da fliegt er hin, der Pfefferkuchenmann! Wenn er nur nicht zerbrochen ist! Hat das die alte Ziege nicht gut gemacht, Pitt Holbers, altes Coon?“
    Der Lange antwortete in seinem gewöhnlichen Gleichmut:
    „Wenn du denkst, daß sie dafür einen Sack voll Hafer verdient hat, so magst du recht haben, lieber Dick.“
    „Ob Hafer oder nicht, das bleibt sich gleich; es gibt hier leider nur Gras zu fressen!“
    Der Fremde rappelte sich empor, hob sein Gewehr auf, welches ihm entfallen war, und stieg mißmutig wieder in den Sattel. Um aus dem derben Scherz nicht völlig Ernst werden zu lassen, richtete nun ich selbst das Wort an ihn:
    „Ihr seht, daß es selbst dem besten Cowboy einmal geschehen kann, daß er ein fremdes Pferd unter- und das seinige überschätzt. Ganz ebenso scheint Ihr Euch auch in den Reitern geirrt zu haben. Daß ein Roter unser Gefangener ist, gibt für Euch keinen Grund, uns für Leute zu halten, denen Ihr nicht trauen dürft. Wir sind ehrliche Westmänner, und da wir wissen, daß dort oben im Norden, woher

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