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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekommen hatte. Sobald der Schlaf des Feuerwassers über uns gekommen war, hatte er für sich und das andere Bleichgewicht mit Squaw und Kind das Tor öffnen lassen und war dann nicht mehr gesehen worden. Nun war es wieder Nacht, so daß wir nicht nach seiner Fährte suchen konnten. Wir hatten bis zum Morgen zu warten. Wir waren sehr zornig und verlangten unsere Felle, welche sich noch in dem Kahn am Ufer befanden. Die Soldaten und andern Bleichgesichter lachten uns aus. Als wir hierauf noch mehr ergrimmten, wurden wir eingesperrt und erst nach drei Tagen, in denen wir weder Essen noch Wasser erhielten, wieder freigelassen. Die Spuren der Betrüger waren nun nicht mehr zu sehen. Wir suchten dennoch und fanden die Leichen der beiden Krieger, welche die Pferde beaufsichtigt hatten, im Gebüsch des Flusses liegen. Sie waren vor dem Fort erstochen und dann dorthin geschafft und versteckt worden.“
    „Habt ihr diesen Mord im Fort gemeldet?“
    „Wir taten es, aber man ließ uns nicht hinein; man drohte, uns sofort wieder einzusperren, falls wir es wagen sollten, durch das Tor zu schreiten. Der Jagdertrag eines vollen Jahres und eines ganzen Stammes war verloren; wir hatten zwei Krieger und die Pferde eingebüßt. Anstatt uns die erbetene Hilfe zu leisten, wollte die Obrigkeit der Weißen uns gefangennehmen. Raller, der Mörder und Betrüger, war kein Bote des weißen Vaters gewesen, und weil wir keine Pferde hatten und eingesperrt gewesen waren, konnten wir ihm nicht folgen, um ihn zu bestrafen. Das ist die Gerechtigkeit der Bleichgesichter, welche von Liebe, Güte, Frieden und Versöhnung reden und sich Christen, uns aber Heiden nennen! Jetzt weiß Old Shatterhand, was ich über Tibo taka und Tibo wete zu sagen habe. Ich will ihn nicht fragen, ob er auch jetzt noch denkt, daß die Weißen bessere Menschen als wir Roten sind.“
    Ich mußte mich als Weißer natürlich und leider jeden Urteiles über das, was er erzählt hatte, enthalten und konnte ihm nur die allgemeine, nichtssagende Antwort geben:
    „Der Häuptling der Osagen hat bereits gehört, daß ich keine Rasse für besser als die andere halte; es gibt bei allen Völkern und in allen Ländern gute und auch böse Menschen. Hat Schahko Matto vielleicht später wieder eine Begegnung mit einem von diesen beiden Bleichgesichtern gehabt?“
    „Nein.“
    „Auch nichts von ihnen gehört?“
    „Auch nicht. Seit jener Zeit habe ich heut zum erstenmal die Namen Tibo taka und Tibo wete wieder vernommen. Wir haben nach dem Mann mit den zwei Zahnlücken überall und unablässig geforscht, doch alle Nachfragen und Erkundigungen sind bisher vergeblich gewesen. Es sind inzwischen weit über zwanzig Sommer und Winter vergangen, und so haben wir angenommen, daß er nicht mehr lebt. Sollte ihn aber der Tod noch nicht ergriffen haben, so bitte ich den großen und gerechten Manitou, ihn in unsere Hände zu führen, denn der große Manitou ist gütig und gerecht; die Bleichgesichter aber sind es nicht, obgleich sie sich seine Lieblingskinder nennen.“
    Es trat eine lange Pause ein, denn keiner von uns Weißen fühlte das unerläßliche Material in sich, die Anklage des Osagen zu entkräften oder gar zu widerlegen. Habe ich mich jemals in Verlegenheit befunden, so war es dann, wenn ich gezwungen war, die Vorwürfe, welche der weißen Rasse von Angehörigen anderer Nationen gemacht wurden, schweigend hinzunehmen. Alles, was man dagegen sagen könnte, hat ja doch keinen Erfolg, wenigstens keinen augenblicklichen. Das Beste, was man dagegen tun kann, ist, in eigener Person und durch den eigenen Lebenswandel den Beweis zu führen, daß derartige Anschuldigungen wenigstens mich nicht treffen. Wollte das ein jeder tun, so würden sie gewiß und bald zum Schweigen kommen.
    Das jetzt beendete Gespräch mußte von uns allen natürlich Apanatschka am meisten berührt haben. Er hatte höchstwahrscheinlich viele Fragen und Entgegnungen vorzubringen, war aber infolge meines Winkes so klug, zu schweigen. Es war Schahko Matto gegenüber nicht geraten, sein nahes Verhältnis zu Tibo taka noch näher und ausführlicher in Erwägung zu bringen, als es schon geschehen war. Ich fühlte so schon große Befriedigung darüber, daß der Osage nicht auf den Gedanken gekommen war, sich nach der Identität zwischen Tibo taka und dem Medizinmann der Komantschen zu erkundigen.
    Was Raller, den angeblichen Abgesandten des ‚großen, weißen Vaters‘ betraf, so wollte sich in mir eine Idee oder eine Ahnung

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