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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
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vorgeht.“
    „Ich … ich habe Klaviermusik gehört“, berichtete Carlotta Vespari verstört.
    „Was treiben Sie hier unten noch um Mitternacht?“ fragte die Marchesa scharf. Sie musterte einen nach dem anderen. Bis auf den Hausdiener und sie selbst trugen alle Nachtkleidung und Hausmäntel.
    „Ich… ich hatte Durst“, antwortete die Erzieherin verschüchtert. „Ich wollte mir ein Glas Milch holen, dabei hörte ich Musik.“
    Sie drehte sich um und streckte den Arm aus, bevor sie fortfuhr: „Aus diesem Zimmer.“
    „Sie ist verrückt“, sagte die Marchesa leise.
    „Jemand spielte Klavier, ich habe es deutlich gehört. Es war das Adagio aus dem Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur von Beethoven.“
    Luisa di Cosimo kam endlich ganz die Treppe herunter. Sie ging auf Carlotta Vespari zu und beugte sich zu ihr herunter.
    „Was haben Sie gehört? Sagen Sie noch einmal, was Sie gehört haben wollen.“
    „Aber, Mutter, wie sprichst du denn mit Signorina Carlotta?“ sagte Julia betroffen. „Sie hat das Adagio gehört, Mutter, das Adagio. Sie kann doch gar nicht wissen, was es für uns bedeutet.“
    Die Marchesa richtete sich auf und ging zu der Tür, die Carlotta bezeichnet hatte. Sie rüttelte am Türgriff, aber die Tür gab nicht nach.
    „Sie ist verschlossen.“
    „Sie ist immer verschlossen gewesen – seitdem“, erwiderte Julia.
    „Aber ich habe die Tür vorhin aufgemacht“, erklärte Carlotta Vespari hartnäckig.
    „So – haben Sie das?“
    „Gewiß, Marchesa. Welchen Grund sollte ich haben, Sie zu belügen? Ich war noch nie in diesem Schloß. Ich weiß nicht, was Ihnen dieses Zimmer und diese Musik bedeuten. Ich habe jemanden Klavier spielen gehört.“
    „Das habe ich auch“, bekräftigte Julia.
    „Und ich auch“, fügte Silvana hinzu, die nun ebenfalls von oben herab kam. „Ganz deutlich. Und ich habe sofort gemerkt, daß es Vater war, der das Adagio gespielt hat. Niemand sonst spielt es so. Ich würde ihn unter Tausenden von Pianisten herausfinden, es war Vater.“
    „Sei still, Kind“, rief die Marchesa mit einer Stimme, die sich fast überschlug. „Vater ist tot. Er ist seit einem halben Jahr tot. Oder nicht?“
    Sie wandte sich an Adriano.
    „Onkel Marco ist tot, Tante“, antwortete dieser ruhig. „Wir haben ihn begraben. Das wissen wir alle.“
    „Also kann er hier nicht gespielt haben“, sagte sie triumphierend.
    „Ich habe ihn aber gehört“, entgegnete Julia. „Wirklich.“
    Adriano di Cosimo wandte sich an Carlotta Vespari.
    „Weshalb haben Sie die Tür geöffnet?“
    „Ich wollte wissen, wer so schön spielt. Ich liebe diese Musik. Ich liebe alles, was Beethoven geschrieben hat.“
    „Sie konnten die Tür wirklich öffnen?“ fragte er ungläubig.
    Sie nickte.
    „Und? Was haben Sie gesehen?“ fragte die Marchesa höhnisch. „Haben Sie meinen Mann gesehen? Saß er am Klavier? War dort ein toter Pianist und intonierte Beethoven?“
    „Das war es ja“, erwiderte die Erzieherin mit erstickter Stimme. „Am Flügel saß ein Mann, er sah entsetzlich aus.“
    „Beschreiben Sie ihn“, forderte Adriano energisch.
    „Er hatte schütteres, weißes Haar und trug eine Augenklappe.“
    „Über welchem Auge?“
    „Über dem linken.“
    „Weiter.“
    „Sein Gesicht war schmal. Er hatte einen Lippenbart, der über die Mundwinkel hinausreichte, und auf der rechten Wange hatte er eine Narbe, die mich an eine kleine Hand erinnerte.“
    „Oh, mein Gott“, sagte die Marchesa wimmernd.
    „Weshalb haben Sie geschrien?“ forschte Adriano.
    „Es war so schrecklich, als der Mann seine Hände hob. Sie… sie waren halb verwest. Fleischfetzen fielen von den Fingern herab, ich habe die Knochen gesehen. Ich habe ihn…“
    „Seien Sie still“, befahl Adriano zornig. „Es reicht. Für derartige Geschmacklosigkeiten haben wir kein Verständnis.“
    Carlotta Vespari beugte sich vornüber und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zuckten.
     

     
    „Es war doch so, wie ich gesagt habe“, erklärte sie schluchzend.
    „Das werden wir ja sehen“, erwiderte Adriano di Cosimo. „Verehrte Tante, ich möchte dich bitten, nun endlich vernünftig zu werden.“
    „Was willst du, Adriano?“
    „Den Schlüssel, Tante.“
    „Nein.“
    „Mutter – ich bitte dich. Wir können das Zimmer doch nicht ewig so lassen“, sagte Julia sanft.
    „Wir müssen klären, was vorgefallen ist“, ergänzte Adriano mit einem feindseligen Seitenblick auf Carlotta Vespari. Die Marchesa

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