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0900 - Für Teufel, Gold und Templer

0900 - Für Teufel, Gold und Templer

Titel: 0900 - Für Teufel, Gold und Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ebenfalls verzerrt, und die von Gerbert hineingedrückten roten Steine erinnerten an schräg liegende Ovale.
    Die Ohren waren lang und spitz. Ohren, wie sie auf Bildern immer dem Teufel oder den Ungläubigen gegeben wurden, um diese sehr häßlich und abstoßend aussehen zu lassen.
    Gerbert hatte dem Kopf Hals und Schulteransatz angegliedert, außerdem einen verkrüppelt aussehenden Arm, der in einer Klaue endete, die sich nach oben gedreht hatte. In der offenen Handfläche und von den häßlichen Fingern gehalten, lag wertvolles Geschmeide. Edelsteine und Perlen, die im schwachen Licht schimmerten.
    Er war sein Meisterwerk. Er hatte es nach den alten Aufzeichnungen seiner arabischen Lehrmeister geschaffen, und zwar genau in der Zeit, da alle Planeten ihre Laufbahn begannen. Ströme mußten hinzukommen, die Kraft der Gestirne hatte sich in diesem Kopf fangen sollen, und so war es auch geschehen.
    Wer immer diesen Kopf in die Hände bekam, würde damit kaum etwas anfangen können, aber er würde ihn verachten und sicherlich auch vor ihm flüchten.
    Nicht sein Erschaffer.
    Gerbert schaute ihn an. So starr der Schädel auch vor ihm stand, er war doch etwas Besonders. Er lebte, aber er bewegte sich nicht, weil er für eine gewisse Weile eingeschlafen war.
    Und er war mächtig.
    Nicht nur durch das Geschmeide in seiner Klaue, das mehr eine symbolische Bedeutung hatte und besagen sollte, daß ein Leben ohne Gold und Edelsteine kaum geführt werden konnte. Der kompakte Schulterbau mit den verkrümmten Armen und Händen sollte den Körper nur andeuten, der Kopf allein war wichtig, auch dadurch hervorgehoben, daß er im Verhältnis zum Körper größer war.
    Gerbert lächelte.
    Es blieb nicht dabei.
    Seine Lippen zuckten, das Lächeln veränderte sich, es wurde zu einem Lachen, und genau dieses Lachen kreischte und donnerte durch den unheimlichen Keller.
    Es war ein Ausdruck der Freude und des reinen Triumphes, und es besagte auch, daß sich der Mann am Ziel befand.
    Ja, er hatte es geschafft!
    Seine Augen bewegten sich und funkelten dabei. Sie schienen zu leben.
    Hätte man den ehemaligen Papst gefragt, wie er sein Werk beschreiben würde, dann hätte er es als einen mechanischen Kopf bezeichnet. Eine Maschine, die einem Menschen ähnelte.
    Gerbert hatte sich vorgenommen, diesen Kopf zu perfektionieren. Es wäre ein gewaltiges Wunder gewesen, wenn es ihm gelang, den Kopf und später auch einen Körper immer menschengleicher zu gestalten.
    Das hätte nicht nur die Regeln der Kirche völlig auf den Kopf gestellt.
    Als Teufelswerk würden ihn die anderen ansehen. Wenn d'Aurillac ehrlich gegen sich selbst war, so konnte er dem nicht widersprechen.
    Irgendwo war es auch ein Werk des Teufels oder eines anderen Dämons, der seine Finger ausstreckte, um nach den Menschen zu greifen und sie zu fragen, ob sie ihm dienen wollten oder nicht.
    Wer zustimmte, bekam ein Wissen übermittelt, wie es auch bei den arabischen Gelehrten geschehen war.
    Es tat ihm gut, den Kopf anzusehen. Gerbert empfand dieses Gesicht auch nicht als häßlich, er sah es schlicht und einfach als passend an, und das war auch gut so.
    Mit beiden Händen strich er an der Seite des Kopfes entlang. Das Metall war kalt, so mußte es auch sein, aber er glaubte, unter dieser Schicht etwas Warmes zu fühlen, als wäre das Leben dabei, sich in dem Schädel zu sammeln.
    Sehr gut, ausgezeichnet…
    Gerbert nahm die Hände wieder zurück. Er selbst trat auch einen kleinen Schritt nach hinten, richtete seinen Blick gegen die roten Augen des Schädels, breitete die Arme aus und spreizte die Finger.
    Er konzentrierte sich.
    Es klappte nicht immer. Aber in dieser Nacht stand der Mond als Kreis am Himmel, und so waren die Voraussetzungen günstig geworden. Er konnte mit dem Kopf »reden«, und er war sicher, daß er auch Antworten finden würde.
    DAurillac konzentrierte sich auf die erste Frage. Geist und Körper mußten bei dieser Befragung eine Einheit bilden, ansonsten würde es nicht klappen. Sein Gefühl allerdings sagte ihm, daß diese Nacht günstig, sogar hervorragend geeignet war, und der Kopf würde ihm den Weg in die Zukunft zeigen.
    Gerbert stellte die erste Frage. »Kannst du mich hören?« Nichts…
    Noch einmal. »Kannst du mich hören?«
    Diesmal reagierte der Kopf. Er nickte!
    Gerbert stand da und hätte jubeln können. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Es war wunderbar, es war phantastisch. Es war einfach, er schüttelte sich, konnte es nicht glauben, denn

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