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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rum.
    Ich schaute am Hang der Halde hoch. Plastiktüten wehten umher. Die Vögel störten sich nicht daran. Aber mich störte ihr Geschrei.
    Ich dachte auch daran, daß bald Frühlingsanfang war, aber das Wetter schien nicht mitzuspielen. Es war einfach noch zu kalt und die dichte Wolkendecke gab der Sonne keine Chance. Doch nach Wolken und Regen kam Sonne - irgendwann.
    Slim Baker war zurückgeblieben. Ich wechselte häufig meinen Standort, um möglichst viel von der Halde zu sehen. Das hier war ihr Gebiet, hier war die Gestalt schon des öfteren entdeckt worden, und ich hoffte nur, daß sie uns auch jetzt nicht im Stich ließ.
    Durch den hin und wieder aufkommenden Wind bewegten sich die Dinge auf der Halde zwar, doch es war normale Bewegung. Da kroch nichts aus dem Innern hervor, was sich bis dato versteckt gehalten hatte. Es war alles so verflucht normal.
    Wieder schaute ich einer fetten Möwe zu, wie sie von der Seite her die Halde anflog. Sie wirkte auf mich träge, aber sie wurde sehr schnell, als sie nach unten stieß.
    Ich rechnete damit-, daß sie nach dem Zustoßen mit irgendeiner Beute im Schnabel wieder hochfliegen würde, das aber geschah nicht. Kurz bevor sie die Halde erreichte, zuckte sie in die Höhe, und ihr schriller, aufgeregter Schrei erschreckte selbst mich.
    Ich schaute dem Vogel hinterher, der nichts in seinem Schnabel trug. Entweder hatte er nichts gefunden, oder er war durch irgend etwas abgelenkt worden.
    Ich wußte es nicht, doch ein bestimmter Gedanke riet mir, den Blick auf dem Hang zu lassen, an dem sich plötzlich etwas bewegte, für das der Wind nicht verantwortlich war.
    Sie kam von unten, aus der Dichte der Halde!
    Von dort aus wühlte sich etwas der Oberfläche entgegen. Ich hatte das Glück, an einer günstigen Stelle zu stehen, so daß mein Blick über diese Flanke bis zur abgerundeten Kuppe hochgleiten konnte.
    Es passierte etwa auf der Hälfte der Strecke. Dort geriet einiges an Müll in Bewegung. Er wurde hochgedrückt, rollte hinab, passierte mich, eine Dose prallte dabei gegen meine Füße, was mich nicht weiter störte, denn fasziniert beobachtete ich das weitere Geschehen auf der Halde.
    Da kroch jemand hervor, der sich bisher im Innern des flachen Bergs versteckt gehalten hatte, und ich war der Meinung, daß es sich nur um die entsprechende »Person« handeln konnte.
    Die Hände sah ich zuerst, dann den gebeugten und ebenfalls blassen Rücken. Auf dem Kopf war nicht ein einziges Haar zu erkennen. Er war kahl.
    Noch ein Ruck.
    Die Beine erschienen, während der Oberkörper noch immer nach vorn gebeugt war.
    Starre Beine.
    Dennoch bewegten sie sich.
    Überhaupt schien an dieser Gestalt alles starr zu sein. Sekunden später richtete sie sich auf und präsentierte sich mir in voller Größe.
    Sie war so groß wie ein Mensch, aber sie war kein Mensch. Was da auf dem Hang der Halde stand, war nichts anderes als eine Schaufensterpuppe, aber eine lebende…
    ***
    Ja, ich war sprachlos, und ich konnte jetzt nachvollziehen, warum ihr die Mitarbeiter der Deponie den Namen »Person« gegeben hatten. Das war neutral für eine lebende Puppe.
    Als ich einige Schritte zur Seite trat, sah ich die starren vorstehenden Brüste, die glatte, saubere »Haut«, an der nur wenig Dreck klebte.
    Auch Slim Baker hatte die Puppe gesehen. Er lief keuchend auf mich zu. Trotz der Mütze konnte ich sein gerötetes und verzerrtes Gesicht deutlich erkennen. Während er sprach, schnappte er mehrmals nach Luft, deshalb drangen die Worte auch nur keuchend und intervallweise an meine Ohren.
    »Das ist sie, Mr. Sinclair!« rief er. Sein Arm zuckte hin und her, als er auf die Puppe deutete. »Das ist genau die Person, die wir gesehen haben. Das ist eine Puppe, eine Schaufensterpuppe, die sich bewegt! Oder sind Sie anderer Meinung?«
    »Nein!«
    Stöhnend atmete er aus. Dabei nickte er. »Wissen Sie, daß mich diese Antwort beruhigt?«
    »Es freut mich.«
    »Okay, und was sollen wir jetzt tun?«
    »Nichts.«
    »Wieso nichts?«
    »Wir werden erst einmal schauen, wie sich die Puppe verhält. Weshalb sie die Müllhalde verlassen hat. Sie wird es nicht grundlos getan haben, denke ich.«
    »Keine Ahnung.«
    »Okay, warten wir ab.«
    Beide hielten wir jetzt die Puppe unter Kontrolle, die zunächst einmal nichts tat. Wäre es mir nicht lächerlich vorgekommen, so hätte ich gesagt, daß sie wie ein Mensch reagierte, denn sie stand auf der weichen Halde, streckte sich, bog den Rücken durch, als wollte sie ihren

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