0905 - Puppenterror
nicht still.
Ob andere Puppen noch zu einem unseligen Leben erwacht waren, konnte ich nicht feststellen. In meiner Umgebung jedenfalls knackte und schabte es, als würden Gegenstände über den Boden geschoben. Wahrscheinlich war es die kleine Puppe, die ihren Weg durch die Finsternis suchte, um zu einem Ziel zu gelangen.
Ganz ohne Licht war ich auch nicht. In meiner Tasche steckte noch immer die schmale, lichtstarke Lampe.
Ein Griff, und ich hielt die kleine Lampe fest.
Nur schaltete ich sie nicht ein, denn von vorn, irgendwo aus der Dunkelheit, hörte ich das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Ich schaute in diese Richtung, sah für einen Moment einen helleren Fleck, durch den sich zwei Gestalten schoben.
Es ging sehr schnell, dann wurde die Tür wieder geschlossen. Ich hütete mich jetzt, die Lampe aufflammen zu lassen, denn in meiner Lage hätte ich eine gute Zielscheibe abgegeben.
Daß Diana Perl und Darius Chan diesen Raum betreten hatten, das hatte ich sehen können. Dies wiederum ließ darauf schließen, daß irgend etwas mit Suko passiert sein mußte, denn ich glaubte nicht daran, daß er sie so einfach hatte laufenlassen. Er hatte die beiden unterschätzt und mußte von ihnen ausgeschaltet worden sein.
Für mich zugleich eine Warnung, daß ich die beiden keinesfalls unterschätzen durfte. Künstler waren sie, doch sie konnten ebensogut Killer sein.
Von ihnen hörte ich nichts. Auch die lebende Puppe war still geworden. Keine Geräusche, die Stille drückte, bis ich das leise Lachen vernahm. Diana Perl lachte so in die Dunkelheit hinein. »Hast du uns gesehen, Bulle?«
Ich schwieg.
»Er will nicht reden«, sagte die Frau zu ihrem Partner. »Er spricht nicht mit jedem.«
Sollten sie von mir denken, was sie wollten, ich würde meinen Standort auf keinen Fall verraten und lauerte darauf, was sie wohl als nächstes unternehmen würden.
»Auf deinen Partner kannst du dich nicht verlassen, Bulle. Der hat sich erst mal verabschiedet.«
Das hatte ich mir gedacht. Auch diese Bemerkung der Frau blieb von mir unkommentiert.
»Er will tatsächlich nicht sprechen. So was…« Sie lachte wieder. »Bulle«, sagte sie dann, »kannst du dir vorstellen, daß wir dich holen? Du bist hier gefangen, du bis von Feinden umzingelt, und du wirst keine Chance mehr haben. Hast du denn schon eine Puppe entdeckt, die lebte? Na? Hast du es geschafft?«
Ich blieb stumm.
»Bestimmt hast du das«, sprach sie. »Das ist nicht weiter tragisch, denn lebend kommst du hier nicht mehr raus. Du wirst niemandem berichten können, was hier vorgefallen ist, denn dieses Lager wird zu deinem Grab werden.«
Sollte sie reden, es kümmerte mich nicht. Aber dieses Weib sprach sicherlich nicht zum Vergnügen.
Sie hatte noch einen Partner und würde mich von ihm ablenken wollen. In der Zwischenzeit konnte sich der Halbchinese heranschleichen, aber er wußte nicht, wo ich mich aufhielt, denn ich hatte keinen Laut von mir gegeben.
Geräuschlos würde auch Chan nicht an mich herankommen können. Es lagen einfach zu viele Puppen im Weg, und ich würde mich auch nicht lautlos von meinem Standort wegbewegen können.
Die Chancen standen gleich.
Behutsam ging ich in die Hocke, hatte die Beretta noch nicht gezogen, doch mit einem raschen Griff würde ich sie notfalls schußbereit in der Hand halten.
Es war eine gewisse Zeit vergangen, und es hatte sich nichts getan. Ich hockte jetzt, was auch nicht die beste Stellung war. Deshalb beugte ich mich nach vorn, streckte auch die Arme aus, um mich mit den Händen abzustützen.
Meine Rechte berührte etwas Kaltes. Es fühlte sich an wie hartes Leichenfleisch, war aber nur der Oberschenkel einer gekippten Puppe. Sie versperrte mir den Weg nach vorn.
Das Schaben stammte nicht von mir. Etwas rutschte gefährlich leise und auch nahe über den Boden hinweg und stieß gegen die Puppe, die von meiner Hand berührt wurde. Die Vibrationen spürte ich deutlich unter den Fingerkuppen.
Wer schlich sich dort an?
Ich hörte nicht den leisesten Atemzug. Wer immer da näher an mich herankam, er hatte sich gut unter Kontrolle oder brauchte überhaupt nicht zu atmen. Wie eben eine lebende Puppe.
Meine Lage verschlechterte sich noch, als der Luftzug über meine Haare strich. Einen Sekundenbruchteil später erwischte mich ein harter Schlag gegen den Rücken.
Ich wurde nach vorn gestoßen, fiel aber nicht auf den Bauch, sondern konnte mich noch abstützen.
Viel half es mir nicht, denn über meinen Rücken
Weitere Kostenlose Bücher