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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur gute Menschen sollten die heilende Wirkung zu spüren bekommen. Dafür sorgten die lebendigen Vögel, während ihre toten Artgenossen ihr Blut dafür vergossen hatten. Es war in den Kreislauf der Natur hineingeraten, und das Wurzelwerk der Bäume hatte es in die Zweige und Stämme geholt.
    Erst nach einer Weile und bereits unter den schweren Verletzungen leidend, war es Fritz Raskin gelungen, sich ein wenig zu befreien. Er schlug und trat um sich. Seine Finger krallten sich in das Gefieder der Vögel und zerquetschten die dünnen Knochen.
    Er bekam die Schreie der Tiere mit, und er lauschte auch seinen eigenen, die von brandheißen Schmerzen diktiert wurden. Er spürte sie jetzt überall am Körper. Die Schnäbel hatten seine Kleidung durchbohrt und die Haut getroffen, Wunden gerissen, das Blut aus ihnen strömen lassen, und auch gegen seine Kopfhaut hatten die Schnäbel gehackt.
    Wie es ihm gelang, sich aufzurichten, war ihm nicht klar. Er konnte sich jedenfalls hinsetzen, schlug wieder mit den Armen um sich, merkte allerdings auch, daß er schwächer und schwächer wurde. Wenn er unterlag, würde auch sein Blut im Waldboden versickern und sich mit dem anderen vermengen.
    Noch einmal riß er den Mund auf, um seine schreckliche Todesfurcht hinauszuschreien…
    ***
    Die Schreie wiesen uns den Weg. Sie waren schrecklich. Harry war sogar versucht, sich die Ohren zuzuhalten. Er war vor mir hergelaufen, was ich nun veränderte, denn ich überholte ihn mit langen Schritten, um möglichst als erster am Schauplatz des Geschehens zu sein.
    Dann sah ich die Birken.
    Helle Stämme, schlank und rank ragten sie in den Himmel. Auf der Lichtung im Birkenwäldchen spielte sich der Horror ab. Da versuchte ein Mensch voller Verzweiflung, sein Leben zu retten und sich gegen eine Übermacht von Vögeln zu wehren.
    Es waren keine friedlichen Tiere mehr, wie man es von ihnen gewohnt war. Diese hier wollten vernichten, töten…
    Sie standen unter einem fremden Einfluß, und ich sah auch, wer sie dort hineingetrieben hatte.
    Eine Strige, eine Satanseule!
    Sie war die Anführerin, aber das hatte ich schon durch Isidor Drackmann erfahren. Nur fühlte ich mich an mein Versprechen nicht mehr gebunden.
    Diese Satans-Eule war dabei und hatte auch befohlen, einen Menschen zu töten. So etwas konnte und durfte ich nicht hinnehmen; denn wir waren angetreten, um Menschen zu retten.
    Ich rannte auf das Zentrum zu.
    Die Vögel hatten mich bemerkt, waren aber noch unsicher, was sie unternehmen sollten. Einige von ihnen blieben in der Nähe der Satans-Eule, andere wiederum flatterten davon und fanden den Weg in meine Richtung. Ich ließ mich von ihnen nicht aufhalten. Sie griffen zwar an, aber ich schlug nach ihnen. Ich traf, ich schleuderte sie zur Seite. Sie fielen zu Boden, manche geschockt, oder betäubt, aber es gab auch andere, die sich schnell wieder erholten.
    Für mich war die Strige wichtig.
    Diesmal hielt ich die Beretta in der Hand. Ich schoß im Laufen. Das konnte ich mir leisten, da der Körper des Vogels groß genug war. Und ich sah auch, wie meine erste Kugel einschlug, die zweite ebenfalls, sie zertrümmerte den Schädel.
    Auch Harry Stahl feuerte.
    Er schoß auf andere Vögel, während ich mich weiterhin auf die Satans-Eule konzentrierte, die trotz ihrer Verletzungen versuchte, aus meiner Reichweite zu gelangen. Ihr fehlte die Kraft, auch schien ihr Orientierungssinn gestört zu sein. Im vollen Flug prallte sie gegen einen Birkenstamm, wobei es für einen Moment aussah, als wollte sie sich daran festklammern. Dann aber fiel sie zu Boden.
    Sie war erledigt.
    Und die anderen Vögel?
    Ich drehte mich um.
    Plötzlich hörte ich das Schwirren der Flügel, aber kein Vogel stürzte auf mich nieder. Sie alle stiegen auf, strebten den Baumwipfeln entgegen und waren bald nicht mehr zu sehen.
    Ich hatte die Waffe sinken lassen und stand neben den Knochenresten der Strige. Sie war grausam, sie war gefährlich. Durch ihre magische Kraft gelang es ihr, Menschen zu beherrschen.
    Das brauchte nicht zu sein, und es war Harry, der mich auf die Birke hinwies.
    Ich trat näher an den Baum heran.
    Er blutete.
    Er weinte.
    Die rote Flüssigkeit rann aus dem Stamm wie zähes Öl dem Boden entgegen.
    »Es gibt sie also!« flüsterte Harry. Er hatte eine Gänsehaut bekommen.
    »Das hätte ich nicht gedacht.«
    Ich hob die Schultern. »Lassen wir die Bäume weiter bluten. Wenn tatsächlich Menschen geheilt werden, ist das okay. Die Satans-Eule ist

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