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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich eingebunden in einen gewaltigen Kreislauf, und man versucht als Mensch tagtäglich mehr zu verstehen und zu begreifen. Ich habe mich mit meinen Vögeln beschäftigt. Ich studiere sie, und ich will nicht sagen, daß ich ihre Sprache verstehe, aber ich kann ihre Verhaltensweisen durchaus deuten.« Er hob einen Finger. »Für mich und nicht für die Wissenschaftler existiert ein Zusammenhang zwischen den blutenden Birken und den Vögeln des Himmels.«
    »Stimmt«, murmelte ich.
    »Wie können Sie das so genau sagen?«
    »Weil wir von Vögeln beobachtet worden sind. Ich wurde vor dem Zuchthaus, in dem dieser Grote einsaß, sogar von ihnen attackiert. Ein Schnabelhieb traf mein Ohr, und ich blutete, insofern stimme ich Ihnen zu.«
    »Danke sehr.«
    »Aber wir wissen keine Details«, sagte Harry Stahl. »Da sind wir schon auf Ihre Hilfe angewiesen.«
    »Auf meine persönliche Meinung«, schränkte er ein. »Sie ist nicht bewiesen, ich habe sie auch nicht publik gemacht, aber ich habe erfahren, daß es jemanden gibt, der in diesem Wald so etwas wie ein Wächter ist. Ein Vogel. Eine Eule.«
    »Eine Strige?« hakte ich sofort ein.
    Die Augen des alten Mannes leuchteten auf. »Himmel, Herr Sinclair, Sie scheinen sich auszukeimen. Das gibt mir Hoffnung.«
    »Ja, ich kenne mich aus. Auch bei den Strigen. Es ist zwar schon lange her, aber ich weiß, daß es diese Eulen gibt. Man hat sie mal Satans-Eulen genannt, ihre Heimat ist eigentlich Schweden, und…«
    »Eine davon hat die Heimat verlassen und ist in dieses Gebiet hier geflogen.«
    »Sehr gut«, sagte ich.
    »Es liegt schon lange zurück, sehr lange. Ich habe herausgefunden, es passierte alles noch weit vor meiner Zeit, daß diese Strige hier die Herrschaft übernommen hat. Sie war die Königin über andere Vögel, und Vögel reagieren nicht anders als Menschen. Auch sie geraten in den Kreislauf von Geburt und Tod hinein. Hier war es nicht anders. Vögel sterben dort, wo sie sich gerade befinden, aber die Strige, diese Eule mit magischen Kräften, hat es geschafft, die Vögel zu einem einzigen Sterbeplatz zu locken. Es war das Gebiet der Birken. Zu Hunderten starben und verwesten sie. Ihr Blut, ihre Reste sickerten in den Waldboden und tränkten ihn. Jeder Vogel brachte einen winzigen Teil Magie mit, so daß sich der Ort mitten im Wald sehr bald zu einer magischen Zone verdichtete. Die Strige hat ihre Vögel beherrscht, sie war die Königin, die anderen waren ihre Diener, und sie hat sich einen neuen Wirkungskreis geschaffen. Sie war eine der Mächtigen oder sie ist noch eine der Mächtigen, denn sie existiert tatsächlich.«
    »Haben Sie die Strige gesehen?«
    »Ja, mehrmals. Sie hat mir nichts getan, denn sie weiß ja, wie ich zu meiner Umgebung stehe.«
    Ich pustete den Atem über den Tisch. »Wenn ich Ihre Berichte fortführe, dann muß ich davon ausgehen, daß das Blut unzähliger Vögel den Boden getrankt hat und vom Wurzelwerk der Birken aufgesaugt wurde.«
    »Es ist ein heiliger Platz für die Vögel.«
    »Die Bäume gaben das Blut ab. Sie fingen an zu weinen oder zu bluten, wie auch immer, und ihr Blut schaffte es, die Menschen zu heilen. Ist das die logische Konsequenz?«
    »Sie denken wie ich.«
    »Aber wie kann dieses Blut heilen?« Ich breitete die Arme aus und führte meine Hände wieder zusammen. »Wie ist das möglich? Ich verstehe es nicht, ich kann es nicht begreifen, wenn ich daran denke, daß ich mit den Satans-Eulen nicht eben positive Erfahrungen gemacht habe.«
    »Kann es denn Ausnahmen geben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie das auch den Wissenschaftlern erzählt, Herr Drackmann?« wollte Harry wissen.
    »Um Himmels willen, nein!« Er winkte ab. »Glauben Sie denn, daß man mir geglaubt hätte?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Eben. Und so werden wir alles lassen. Die Menschen sollen weiterhin die blutenden Birken besuchen kommen und darum bitten, durch ihren besonderen Saft geheilt zu werden. Suchen Sie bitte nach keiner Lösung, meine Herren, nehmen Sie es einfach hin.«
    »Das werden wir wohl müssen«, sagte ich. »Trotzdem würde ich mir den Ort gern einmal anschauen.«
    »Was wollen Sie finden?«
    »Raskin!«
    Er nickte. »Ich kann es verstehen. Er gehört zu den Menschen, die nicht würdig sind, das Blut der Birken zu trinken. Wenn er ebenso reagieren würde wie dieser Grote, wäre es schlecht.« Seine Augen zwinkerten.
    »Sie sind Menschen, die Antworten haben wollen«, sagte er. »Geben Sie sich diesmal damit zufrieden, daß Sie keine

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