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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen werden. Lassen Sie alles so, wie es ist.«
    »Wir werden es versuchen.«
    »Und denken Sie bitte daran. Nicht für alles in der Welt gibt es Lösungen. Lassen wir unserer Welt die Rätsel.«
    »Uns geht es um Raskin.«
    »Ihn können Sie haben.«
    »Glauben Sie denn, daß er noch lebt?« fragte Harry.
    Isidor Drackmann hob die Schultern. »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen, Sie müssen es sich selbst anschauen. Vielleicht sehen Sie, wie die Birken bluten, vielleicht nicht. Sie bluten nicht jeden Tag, sie brauchen oft lange Pausen, um sich zu regenerieren.«
    »Und dieser Ort wird noch immer als Vogelfriedhof genutzt?« wollte Harry wissen.
    »Ja, sie kommen, um zu sterben. Sie vermodern, sie werden eins mit der Erde. Manchmal aber helfe ich auch. Dann gebe ich ihnen die Gräber, denn sie sind ja meine Freunde. Ich habe auch daran gedacht, daß ich einmal dort begraben werden möchte, das aber würde nicht möglich sein in unserer Gesellschaft. Es gibt eben zu viele Konventionen.« Er leerte seine Tasse. »So, mehr kann ich Ihn leider nicht sagen. Sie sollten sich den Birkenwald jetzt ansehen, solange es noch hell ist. Vielleicht sehen Sie auch die Strige, aber nehmen auch Sie dieses Wesen hin.«
    »Natürlich, versprochen«, sagte ich, stand auf und schob meinen Stuhl zurück.
    Auch Harry erhob sich.
    Der Mann namens Isidor Drackmann brachte uns noch bis zur Tür. Dort erklärte er uns den kürzesten Weg und schaute auch gegen den Himmel, dessen Farbe dunkler geworden war. Erste Wolken schwebten heran, noch sehr hoch, aber unter ihnen sahen wir die Körper der Vögel.
    »Sie sind da«, sagte Drackmann. »Sie bewachen ihren Friedhof. Seien Sie positiv, nehmen Sie die Natur als Schöpfung des Allmächtigen an, dann wird Ihnen nichts geschehen.«
    »Wir werden uns bemühen«, versprach ich und wollte noch wissen, ob wir wieder vorbeikommen durften.
    »Darum bitte ich sogar.«
    Damit waren wir entlassen. Isidor Drackmann ging wieder zurück in sein Haus, während wir uns auf den Weg zum Birkenwald machten.
    »Ein seltsamer Vogel«, sagte Harry und hob die Schultern.
    »Aber nicht unsympathisch, mein Lieber. Manchmal wünsche ich mir, daß es auf unserer Welt mehr dieser seltsamen Typen gibt.«
    »Da hast du wohl recht, John…«
    ***
    Der Mann saß noch immer auf dem feuchten Boden und wagte nicht, sich zu rühren. Er hatte den Schrei der Eule zweimal gehört, dann erst war sie in seine Nähe geflogen und hatte ihm gegenüber in einer der Birken ihren Platz gefunden.
    Raskin konnte mit der Eule nichts anfangen. Er wußte natürlich, daß diese Tiere in den dichten Wäldern lebten, daß sie Nachtjäger waren, aber dieser Vogel strahlte etwas aus, das eine kalte Spur der Angst in seinem Innern hinterließ.
    Auch sah er nicht so aus, wie man sich landläufig eine Eule vorstellte. Er war viel größer, hatte auch kein glattes Gefieder. Seinen Körper konnte man als struppig bezeichnen, und die Spannweite der Flügel schien im Verhältnis zum Körper doppelt so groß zu sein.
    Hinzu kamen die Augen!
    Böse Augen - Augen wie Kreise, wie Monde, wie Teller. Beherrscht von der Farbe Gelb, die sich in zahlreichen Varianten dort widerspiegelte.
    Die Augen bewegten sich um keinen Millimeter, sie waren nichts anderes als starre Glotzer, die dennoch alles aufnahmen und es sogar schafften, bis auf den Grund seiner Seele zu schauen. Diese Blicke durchdrangen ihn, sie waren ein Versprechen, und lasen daraus den Willen zur Strafe, daß er in dieses Gebiet eingedrungen war.
    Er verhielt sich still, die Eule ebenfalls, aber die Umgebung lebte, denn immer mehr Vögel näherten sich und suchten ihre Plätze.
    Sie landeten sanft. Es sah so aus, als hätte jeder Vogel einen Stammplatz in diesem Wald, den er einnahm und sich um andere Dinge nicht kümmerte.
    Ein Vogel fiel ihm besonders auf. Es war eine Amsel, sie war in den Wald hineingeflogen und schien von allen Kräften verlassen worden zu sein. Nur mit Mühe gelang es ihr, auf einem Zweig ihren Platz zu finden.
    Dort aber blieb sie kaum zwei Sekunden hocken, dann fiel sie herab wie ein Stein und blieb auf dem Boden liegen.
    Die Amsel war tot.
    Und eine Wolke verdeckte genau in diesem Augenblick die Sonne. Sie sorgte für Schatten, als sollte ein Tuch über der toten Kreatur ausgebreitet werden.
    Raskin wurde noch kälter. Er zuckte unter dem kalten, klaren Blick der Eule zusammen. Im Mund spürte er einen widerlichen Geschmack. Er erinnerte ihn an alte Erde, als wäre er dabei, von

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