0914 - Stygias Angriff
er vorwurfsvoll zum Baum vor ihm. »Besonders über Fooly.«
Der Baum raschelte mit den Blättern und Rhett fand, dass es sich wie ein leises Lachen anhörte.
Doch es beruhigte ihn nicht.
***
Zamorra rieb sich die Nasenwurzel. Dann starrte er wieder auf den Bildschirm des Computerterminals. Doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.
Ich sitze schon zu lange hier vor diesem Ding , dachte er und wandte sich seufzend zum Fenster. Der Drache Fooly, der schon lange gewissermaßen zur Familie des Professors gehörte, lag jetzt schon seit einigen Wochen im Koma, doch nichts konnte ihn aufwecken. Seit ihn die Magie von Zamorras Amulett getroffen hatte, lag der kleine Drache auf seinem Lager und war nicht mehr ansprechbar.
Genaugenommen wusste Zamorra nicht einmal, ob es sich überhaupt um ein Koma handelte. Es sah eigentlich eher aus, als schlafe Fooly. Seine Augäpfel schienen sich zu bewegen, seine Muskeln in Armen und Beinen zuckten. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, er träumt dabei , dachte Zamorra, während er aus dem Fenster über den Park sah, der Château Montagne umgab. Es war ein wunderbarer Sommertag mitten im Juni und eigentlich hatte er vorgehabt, den Abend bei Mostache in der Kneipe »Zum Teufel«, bei einem schönen Glas Wein zu verbringen. Aber er hatte bei seinen Recherchen über die Pflege von Fabelwesen und Drachen nicht das Geringste gefunden und in dieser Stimmung war ihm einfach nicht mehr nach Entspannung.
Nach dem Tod seines Elters hatte Butler William Foolys Erziehung übernommen, da er so lange aus dem Drachenland ausgestoßen war, bis er erwachsen war. Ein Risiko war es immer gewesen, den Drachen hier auf dem Schloss zu behalten. Davon abgesehen, dass jeder, der ihn hier sah, wahrscheinlich an seinem Verstand zweifelte, wussten weder Zamorra noch William wirklich etwas über die Aufzucht und Pflege von Drachen. Wir haben uns das alles im Do-it-yourself-Verfahren angeeignet. Uns war klar, dass wir damit vielleicht auch baden gehen. Sieht so aus, als wäre es nun so weit.
Auf der anderen Seite war es ja kein Fehler im Umgang mit Drachen gewesen, der Fooly in diesen Zustand gebracht hatte. Im Grunde hätte er tot sein müssen. Eigentlich hätte der Strahl für Krychnak tödlich sein müssen. Und Fooly ist es eindeutig nicht.
Dennoch hatte Zamorra über das offensichtliche Ergebnis hinaus keine Ahnung, wie die Amulett-Magie mit der Magie eines Drachen zusammenwirkte. Offensichtlich so, dass ein Drache ins Koma fällt , dachte Zamorra sarkastisch. Drachenmagie war neutral, er hatte schon mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass sich Foolys Drachenmagie von der »normalen«, schwarzen oder weißen Magie, mit der Zamorra und Nicole es beim Kampf gegen die Mächte der Finsternis immer wieder zu tun bekamen, erheblich unterschied. Es war etwas völlig anderes. Hätte man Zamorra vor diesem Unfall gefragt, was passieren würde, wenn Drachenmagie und Amulettmagie aufeinanderprallten, hätte er zunächst vermutet, dass gar nichts passiert wäre.
Und trotzdem schaltet die Amulettmagie anscheinend nicht nur die Drachenmagie ab, sondern den ganzen Drachen gleich mit.
Zamorra zog die handtellergroße Silberscheibe aus seinem Hemd und starrte darauf, als könne sie ihm das das Geheimnis verraten. Vielleicht ist es das ja, schoss es ihm dann durch den Kopf. Vielleicht weiß Taran, was passiert ist. Er versuchte, das Amulettbewusstsein zu kontaktieren und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen darauf, dass etwas passierte. Doch nichts geschah.
Es wäre ja auch zu schön gewesen , dachte Zamorra düster, wenn Taran mal getan hätte, was ich will.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Nicole und William betraten das Arbeitszimmer. Nicole trug auf einem Tablett einen kleinen Snack herein, ein paar belegte Brote und auch zwei kleine Tassen mit einer heißen Bouillon, die Madame Claire offenbar gerade erst zubereitet hatte. Der Duft der Suppe stieg Zamorra in die Nase und erinnerte ihn daran, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.
Er seufzte und steckte das Amulett wieder unter sein Hemd.
»Nici, du kannst Gedanken lesen! Woher wusstest du, dass ich Hunger habe?« Er ging auf seine Gefährtin zu, küsste sie kurz auf den Mund und nahm sich eines der Käsebrote, die neben den Suppentassen lagen. »William, was kann ich für Sie tun, Sie stehen ein wenig hilflos hier herum.«
Der sonst immer so würdige Butler des Châteaus zwinkerte nur kurz bei
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