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0917 - Laertes' Grab

0917 - Laertes' Grab

Titel: 0917 - Laertes' Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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verspürte er ein ungeahntes Glücksgefühl, das alle Zweifel fort wischte. Er war wieder da - Dalius Laertes, der Uskuge. Und er fühlte das Geschenk in sich, das sein Sohn ihm hinterlassen hatte: Pure, reine Magie!
    Er schwankte, weil seine Beine ihm noch nicht wirklich gehorchten, doch sein Geist war hellwach.
    »Zamorra, Nicole, lauft zum Schiff - jetzt!«
    Seine Stimme klang nach wie vor fremd in seinen Ohren, doch sie war laut genug, um die beiden Freunde zu erreichen. Laertes stieß die angewinkelten Finger nach vorne, als wolle er etwas von sich schleudern. Es waren keine magischen Blitze, keine auf Zauber beruhende Druckwelle, die den beiden roten Engeln den Stand rauben sollte - es war formende Magie , nicht unähnlich in ihrer Auswirkung zu dem, was ein Dhyarra erschaffen konnte. Doch Laertes' Magie war ungleich stärker und dauerhaft.
    Er fühlte die Vibrationen, die seinen ganzen Körper durchliefen. Es war einfach zu früh, für eine solche Anstrengung, doch was für eine andere Wahl wäre ihm schon geblieben? Laertes fiel auf die Knie. Ihm wurde klar, dass er sich maßlos überfordert hatte. Seine Magie mochte Zamorra und Nicole letztendlich retten, doch er selbst war den Engeln nun schutzlos ausgeliefert. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an, die ihn wie ein schwarzer Schatten überfiel.
    Noch einmal schaffte er es, sich zu konzentrieren, wie, das konnte er später selbst nicht mehr sagen. Doch es funktionierte.
    Dalius Laertes setzte zu einem Sprung an - und der hatte die Kommandozentrale des Spiders zum Ziel. Als sich die ersten Neslin wie Raubvögel auf ihn stürzen wollten, da war ihr Ziel plötzlich nicht mehr vorhanden.
    ***
    Zamorra und Nicole waren von dem Ausruf des Uskugen überrascht.
    Sie sollten zum Schiff laufen? Wie stellte Laertes sich das vor? Tausende Söldner der Angst standen am Himmel dicht an dicht, als wären sie eine einzige rote Kuppel, die selbst die Sonne verdunkeln ließ. Sie würden den Spider niemals lebend erreichen.
    Doch keine Sekunde später änderte sich die Lage dramatisch. Über den beiden Franzosen wölbte sich plötzlich ein Tunnel aus schierer Magie von einer Kraft und Intensität, wie Zamorra sie zuvor nur selten erlebt hatte. Und dieser Tunnel wand sich in Richtung des Spiders .
    »Lauf los.« Zamorra hätte sich diese Bemerkung sparen können, denn Nicole hatte längst begriffen, welche Chance ihnen Laertes hier ermöglicht hatte. Wie von Furien gehetzt, sprinteten die beiden los. Immer wieder warf Zamorra einen Blick über seine Schulter zurück. Wenn dieser Tunnel am Spider endete - musste er dann an der anderen Seite nicht auch eine Öffnung besitzen, in die die Neslin eindringen konnten? Doch niemand tauchte auf, der ihnen folgte. Laertes war klug genug gewesen, den Tunnelanfang zu versiegeln.
    Verfolgen konnten die roten Engel sie nicht, doch nun begann das Bombardement aus der Luft - und die Geschosse waren die Neslin selbst.
    Rasend vor Wut, und wohl tatsächlich einem Blutrausch verfallen, stürzten sie sich auf den Tunnel. Die Einschläge klangen wie Geschosse von Maschinengewehren, doch sie brachten den Tunnel nicht ins Wanken.
    Zamorra brüllte nach Atem ringend in das winzige Mikrofon, das ihn mit der Spider-Zentrale verband.
    »Aartje - sobald wir im Schiff sind: alle Schotten dicht und Fluchtstart. Sind Laertes, Rola und van Zant an Bord?« Zamorra war sicher, dass sich der Uskuge mit einem Sprung gerettet hatte. Aartje bestätige diese Vermutung.
    »Ja, alle an Bord. Laertes und Rola sind ohne Bewusstsein, aber anscheinend sonst wohlauf.«
    Zamorra unterbrach die Verbindung, denn er benötigte seine Atemluft zum Laufen. Sprechen konnten sie später noch mehr als genug. Erst einmal mussten sie diesen Planeten heil verlassen.
    Endlich war das Ende des Tunnels in Sicht, und wie es das entsprechende Sprichwort schon sagte, leuchtete Zamorra und Nicole dort ein Licht. Das allerdings war ganz profan die Beleuchtung des Hangars, in den sie Sekunden später rannten.
    Eine Minute verging, dann standen die beiden in der Zentrale.
    Kobylanski wandte sich an Zamorra.
    »Diese… Engel… sind überall. Sie werfen sich wie die Kamikazeflieger auf den Schattenschirm. Soll ich ein paar Schüsse…«
    Zamorra winkte ärgerlich ab.
    »Wir sind keine Henker, Valentin. Wenn sich diese Wesen dort draußen tatsächlich in einem verzehrenden Blutrausch befinden, dann werden wir sie nicht daran hindern können, sich letztendlich selbst zu zerfleischen, aber wir sind

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