0919 - Duell mit einem Roboter
durch dichte Schwaden hindurch sah sie etwas rot leuchten. Sie begriff, daß glutflüssiges Metall über den Boden rann und sich ihr näherte. Benommen erhob sie sich und zog sich weiter zurück. Von der Decke sprühte Wasser herab, das jedoch nicht ausreichte, die Glut zu ersticken.
Metallene Hände griffen nach ihr, hoben sie hoch und gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit. Sie blickte in das stilisierte Gesicht eines Roboters und wurde erneut ohnmächtig.
Danach erwachte sie in einer Medostation. Eine freundliche Stimme teilte ihr mit, daß sie aufstehen durfte.
„Danke", entgegnete sie, obwohl sie wußte, daß der Medoroboter auf diese Dankbarkeitsbezeigung nicht reagierte.
Sie verließ die Kabine und trat auf einen Gang hinaus. Ein brünetter Mann erhob sich aus einem Sessel, in dem er auf sie gewartet hatte. Er war hochgewachsen und schlank.
„Ich freue mich, daß Sie alles gut überstanden haben, Verna", sagte er. „Sie haben Glück gehabt."
„Was ist überhaupt passiert?" fragte sie. „Wieso ist da etwas explodiert? Das war doch unmöglich."
„Mein Name ist Hank Gorman", erklärte er. „Ich bin Sicherheitsbeauftragter, und ich bin hier, weil ich herausfinden will, was geschehen ist. Wir wissen, daß ein Schmelzofen explodiert ist, in dem jemand versucht hat, eine exotische Legierung herzustellen."
„Laire", antwortete sie spontan. „Er war vor mir in dieser Werkstatt. Nur er kann am Ofen hantiert haben."
„Er war in der Werkstatt", bestätigte Gorman, „aber er sagt, daß er den Ofen nicht in Betrieb genommen hat. Es muß ein anderer gewesen sein."
Verna blickte ihn verständnislos an. Sie wußte nicht, was sie,von seinen Worten halten sollte.
„Der Ofen war falsch eingestellt", berichtete sie. „Ein Warnlicht zeigte an, daß er überlastet war. Ich habe einige Korrekturen vorgenommen, aber das war wohl falsch."
Gorman bat sie höflich, ihm Schritt für Schritt zu schildern, was sie getan hatte. Sie entsprach seiner Bitte.
Schließlich nickte Gorman ihr dankend zu.
„Das wäre es dann wohl", sagte er. „Ich glaube, ich weiß Bescheid."
„Aber ich nicht", erwiderte sie. „Ich habe keine Ahnung."
„Sie haben Fehler gemacht", erläuterte er. „Sie haben die Betriebsanleitung nicht richtig interpretiert. In der Folge kam es zu dem Unfall."
„Aber ich bin ganz sicher, daß ich genau das getan habe, was vorgeschrieben war", rief sie erregt.
„Wir machen Ihnen keinen Vorwurf, Verna. So etwas kann uns allen passieren. Der Schaden wird behoben werden, und damit ist die Angelegenheit für Sie erledigt."
Er verabschiedete sich mit einem erneuten Nicken und verließ den Raum. Verna Theran preßte ärgerlich die Lippen zusammen. Sie war mit dem Ende des Gesprächs überhaupt nicht zufrieden. Sie war sich darüber klar, daß der Sicherheitsbeauftragte ihr die Schuld an der Explosion gab. Dabei wußte sie, daß sie alles richtig gemacht hatte.
Nur einer konnte für die Explosion verantwortlich sein.
Laire.
Aus welchem Grund aber hatte er Fehler gemacht?
Oder hatte er den Schmelzofen selbst so verändert, daß er seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden konnte?
Verna beschloß, mit einem Metallurgen zu sprechen. Sie wollte sich über den Schmelzofen informieren, um genau zu klären, was wirklich geschehen war. Sie wollte wissen, ob sie die Explosion ausgelöst hatte, oder ob der Ofen auch explodiert wäre, wenn sie nicht eingegriffen hätte.
Ein ungeheuerlicher Verdacht stieg in ihr auf.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, daß es auf jede Minute ankam.
3.
Garrett Lesterham schüttelte den Kopf.
„Normalerweise kann so ein Schmelzofen gar nicht explodieren", erklärte er, wobei er Verna Theran durchdringend anblickte. Ein seltsames Licht schimmerte in seinen eisgrauen Augen. Es irritierte die Robotologin.
„Was wollen Sie damit sagen?" fragte sie den Metallurgen. „Glauben Sie, ich hätte die Explosion mutwillig ausgelöst? Tut mir leid, dazu verstehe ich zu wenig von diesen Öfen. Außerdem wäre ich dann wohl kaum zu Ihnen gekommen, um Ihnen solche Fragen zu stellen."
„Das ist das, was ich mir auch überlegt habe", erwiderte Lesterham. „Es ist jedoch eine Tatsache, daß die Öfen dieses Typs positronisch so abgesichert sind, daß nichts passieren kann. Nun darf man Laire wohl kaum unterstellen, daß er ein Attentat auf die Werkstatt verübt hat."
„Das wäre absurd", stimmte sie zu. „Dennoch muß es einen Grund für den Vorfall geben, und den möchte ich
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