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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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jedoch nicht, sondern schwang sein Schwert, brüllte wie ein Tier und drang todesmutig weiter vor.
    Laryssa nahm an, dass die Droge für seine Waghalsigkeit verantwortlich war. Nun würde Wudan entscheiden, ob er weiter leben durfte und dazu bestimmt war, durch ihre Hand zu fallen, oder ob sein Weg hier endete.
    Doch es war nicht Wudans Macht, die Orland beistand.
    Plötzlich war Rotauge neben ihm. Sein Schwert zielte auf den Hals einer der Taratzen, die sich jedoch auf alle viere fallen ließ, sodass sein Hieb ins Leere ging.
    Laryssa wusste, dass Taratzen keine Tiere im üblichen Sinne waren; dass sie denken und manchmal sogar die menschliche Sprache erlernen konnten. Sie hatten sehr wohl erkannt, dass sie es an dieser strategisch günstigen Stelle auch mit einer Übermacht aufnehmen konnten.
    Nicht gerechnet hatten sie allerdings mit der Furchtlosigkeit der Menschen.
    Ehe die erste Bestie sich versah, durchstieß Orlands Schwertspitze ihre Brust. Ein Blutschwall benetzte das Gestein.
    Die Taratze sank mit einem Röcheln auf die Vordertatzen und riss das Maul weit auf. Schon zuckte Orlands Eisen wieder vor und bohrte sich ins rechte Auge des riesigen Nagers.
    Die zweite Bestie, die in der gleichen Sekunde Rulfans Waffe zu schmecken bekam, wich mit einem schrillen Fiepen zurück und setzte zu einer Kehrtwendung an. Ihre Krallentatzen wirbelten Geröll auf, das den Männern ins Gesicht flog, dann hatte sie ihre Wendung vollendet und flüchtete mit weit ausholenden Sprüngen in die Dunkelheit.
    »Ha!« Kapitän Orland schwang seine Klinge. »Lasst das Mistvieh laufen! Sollte es zurückkommen, werde ich es zum Frühstück verspeisen!« Er schaute sich triumphierend um.
    Seine Augen blitzten. Er wirkte wirklich, als könne ihm das Schicksal nicht das Geringste anhaben. Das weiße Pulver und der errungene Sieg stärkten sein Selbstbewusstsein. Er deutete nach vorn. »Lasst uns weitergehen – das Depot ist nicht mehr fern!«
    Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Auch diesmal übernahmen Orland, Rulfan und Laryssa die Spitze. Der Weg führte auf eine Geröllebene, die mit spärlichen grünblauen Flechten bewachsen war. Etwa vierzig Meter weiter ragte die Kraterwand auf. Der Kapitän zog seinen Lageplan hervor und orientiert sich. Als er vier mannshohe Findlinge erblickte, nickte er zufrieden. Dann fiel sein Blick auf einen merkwürdig geformten Geröllbuckel, der ungefähr in deren Mitte aufragte.
    Seine Front wurde von einer dicken Steinplatte eingenommen.
    »Dort muss es sein!« Orland marschierte zu dem Buckel hin, scharrte mit den Füßen im Geröll und wies seine Männer an, die Platte umzukippen. Vier muskulöse Flybusta traten vor und wuchteten sie schnaufend beiseite. Dahinter wurde eine weitere Platte sichtbar, diesmal aber aus Metall. Sie besaß einen Griff, der an einen Türknauf erinnerte.
    War dies der Einstieg in das unterirdische Labyrinth der Ilaner? Laryssa reckte neugierig den Hals. Dave und Rulfan drängten sich heran – und machten ebenfalls große Augen.
    Allerdings aus anderem Grund.
    In die Eisenklappe, bei der es sich eindeutig um eine Tür handelte, waren merkwürdige Symbole eingraviert, die Laryssa nicht entziffern konnte.
    »NATO-Wetterstation 137«, murmelte Dave. Er tauschte einen Blick mit Rulfan. Laryssa hatte den Eindruck, dass er mehr über die Anlage wusste als der nyddanische Kapitän, der dort unten sein Koox deponiert hatte.
    Auch Kapitän Orland war die wortlose Verständigung zwischen den Neulingen offenbar nicht entgangen. »Ihr wisst von dem Labyrinth?«, fragte er misstrauisch.
    »Ich kann die Zeichen lesen«, erwiderte Dave unschuldig, »mehr nicht. Dort steht: ›NATO-Wetterstation 137‹. Aber was das zu bedeuten hat…« Er zuckte die Schultern.
    Kapitän Orland sah ihn und Rulfan noch einen Moment kritisch an. Dann öffnete er die Tür. Sie quietschte wie ein abgestochenes Schwein. Der finstere und leicht muffig riechende Gang, der sich gleich darauf auftat, flößte ihm wohl wenig Vertrauen ein, denn er trat zurück und runzelte die Stirn.
    Auch seine Männer schauten sich unbehaglich um und verstärkten den Griff um ihre Schwerter.
    Wie bei den meisten am Rande der Welt hausenden Barbaren spukten wohl auch in den Köpfen Kapitän Orlands und seiner Männer zahllose Geschichten herum, in denen Monstrositäten mit glitschigen Tentakeln nachts aus dem Inneren der Erde krochen, um zu verschlingen, wer immer sich an den Rand ihres abyssischen Reiches wagte. Mit greifbaren

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