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093 - Der Höllengreif

093 - Der Höllengreif

Titel: 093 - Der Höllengreif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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herauszufinden, was an all den Geschichten dran ist, und wenn Milton Cahoo tatsächlich noch in diesem Haus wohnt, müssen wir ihm das Handwerk legen. Solltet ihr euch dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlen, müßt ihr mir das jetzt sagen.«
    »Du kannst auf uns zählen, Noel«, sagte Trevor Marriott, ein großer blonder Mann mit rötlichem Vollbart.
    Bannister nickte. »Ich habe mit keiner anderen Antwort gerechnet.«
    Draußen zerriß wieder ein Blitz die Dunkelheit, und der Donner hörte sich an wie der Faustschlag eines Riesen.
    »Wann brechen wir auf?« fragte Edwards.
    »In einer halben Stunde«, sagte Noel Bannister und legte die Skizze zusammen. »Bereitet euch seelisch auf euren Einsatz vor. Es wäre möglich, daß wir die schwerste Nacht unseres Lebens vor uns haben.«
    ***
    Sally Haddon zuckte bei jedem Blitz heftig zusammen und rückte noch näher an ihren Freund Dayle Gilliat heran.
    Sally war ein hübsches Ding von neunzehn Jahren, kein Kind von Traurigkeit, wie das so schön heißt.
    Sie machte es den Jungs zumeist nicht schwer, wurde von ihren reichen Eltern verwöhnt, schluckte ganz gern mal eine Aufputschtablette, die sie mit Whisky hinunterspülte, und rauchte auch häufig Gras.
    Jene, die sie nicht leiden konnten, bezeichneten sie als Luder, als Flittchen, doch so sah sie sich nicht. Sie wollte das Leben nur in vollen Zügen genießen, und wenn sie in einen Jungen verliebt war - wie zur Zeit in Dayle Gilliat -, konnte sie sogar treu sein.
    Der schwarzhaarige Dayle sah großartig aus, und Sally war verrückt nach ihm. Wenn er sie in seine starken Arme nahm, verlor sie jedesmal beinahe den Verstand.
    Das war ihr früher nie passiert, da hatte sie das Geschehen immer irgendwie beeinflussen können. Bei Dayle war ihr das nicht möglich. In seinen Händen wurde sie zu weichstem Wachs.
    Er lachte. »Daß ihr Mädchen euch alle vorm Gewitter fürchtet. Woran das wohl liegen mag?«
    »Ich weiß es nicht. Blitz und Donner sind mir einfach unheimlich, weil soviel Kraft dahintersteckt.«
    Dayle lachte wieder. »Ich dachte, Kraft würde euch imponieren.«
    »Das schon, aber nicht soviel.«
    »Bei Gewitter bist du nirgendwo sicherer als in einem Auto. Hat man dir das in der Schule nicht erklärt? In diesem Wagen kann dir der Blitz nichts anhaben, nicht einmal dann, wenn er mit der größtmöglichen Wucht einschlägt.«
    »Weiß das auch der Blitz?« fragte Sally Haddon leise.
    Die Scheibenwischer tickten im Schnellgang. Dennoch wurden sie mit den vom Himmel stürzenden Wassermassen nicht fertig. Die Sicht war denkbar schlecht.
    »Ich bitte dich, fahr etwas langsamer«, sagte Sally mit dünner Stimme. »Sonst baust du noch einen Unfall.«
    »Hör mal, ich bin ein verdammt sicherer Autofahrer, hast du das noch nicht gemerkt?«
    »Doch, aber wir haben Washington ja bald erreicht. Es spielt doch keine Rolle, wenn wir fünf Minuten länger heim brauchen.«
    Sie fuhren auf einer schmalen Nebenstraße. Außer ihnen war hier niemand unterwegs.
    Sally öffnete das Handschuhfach und holte einen lederummantelten Flachmann heraus. Sie schüttelte die Flasche. Es war zum Glück noch genug Bourbon drinnen.
    Als sie den Verschluß abschraubte, verlangte Dayle: »Gib mir auch einen Schluck.«
    »Nicht jetzt. Du mußt fahren.«
    »Sei nicht so geizig«, sagte Dayle grinsend. »Du kannst den Bourbon nicht für dich allein haben.«
    »Du kriegst was, wenn wir zu Hause sind«, sagte Sally, setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Die Flasche legte sie dann nicht ins Handschuhfach zurück, sondern schob sie in ihr offenherziges Dekolleté.
    »Toller Platz für die Hausbar«, sagte Dayle grinsend.
    »Du darfst dich später bedienen.«
    »Und was ist, wenn ich in der Aufregung danebengreife?«
    »Das wäre auch kein Malheur«, sagte Sally.
    Wieder blitzte es, und Sally Haddon sah ganz kurz das große, schloßähnliche Haus, das inmitten eines finsteren Parks aufragte.
    »Was ist das für ein Gebäude?« wollte das Mädchen wissen.
    »Das ist Cahoo Hall«, antwortete Dayle Gilliat. »Dort drinnen soll es ganz gewaltig spuken. Möchtest du mal reinschauen?«
    »Vielen Dank, darauf kann ich liebend gern verzichten. Ich grusle mich nicht gern.«
    »Wäre bestimmt ein Mordsspaß«, sagte Dayle.
    »Nicht bei Nacht, und schon gar nicht bei einem solchen Wetter.«
    Der nächste Blitz kam nicht von oben, sondern aus Cahoo Hall, aber das fiel Sally Haddon und Dayle Gilliat nicht auf. Das grelle Lichtbündel raste

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