0934 - Gucky, der Mächtige
„Wir werden den Faden suchen. Und wenn wir ihn gefunden haben, werden wir ihm folgen.
7.
Hito Guduka hatte sich nicht nur hinsichtlich der parapsychischen Strahlung getäuscht. Auch die anderen Persönlichkeiten, die mit ihm im Körper lebten, machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
Noch vor kurzer Zeit schien es so, als nivellierten sich die Persönlichkeiten, als schmölzen sie zu einer einzigen zusammen. Streitereien gab es so gut wie nicht mehr.
Jetzt war alles anders geworden.
Seit Kershyll Vanne die Burg betreten hatte, bekämpften sich die Persönlichkeiten wieder. Jeder wollte die Oberherrschaft haben - mit einer Ausnahme.
Hito Guduka hielt sich einige Zeit, wobei er sich allerdings einbildete, Ariolc zu sein. Dann verdrängte ihn Albun Kmunah. Ihr folgte Pale Donkvent, den es nach einem berauschenden Tropfen dürstete.
Aber er konnte sich dann doch nicht gegen Ankamera behaupten, die wiederum Albun Kmunah unterlag. Über sie triumphierte anschließend Indira Vecculi.
Und so ging es weiter.
Das Karussell drehte sich. Immer erbitterter wurde der Kampf dieser fünf Persönlichkeiten. Kershyll Vanne hielt sich überraschenderweise zurück. Er schien sich nicht um die Auseinandersetzungen zu kümmern. Tatsächlich stemmte er sich mit aller Macht gegen die parapsychische Strahlung und tat daher mehr für die Einheit der Persönlichkeiten als alle anderen. Aber er konnte sich auch auf diese Weise nicht gegen Strahlenquellen behaupten, die über anscheinend unerschöpfliche Energiereserven verfügten.
Er fühlte, daß er unterlag, und er verzweifelte, weil er wußte, welch große Hoffnungen Rhodan auf ihn setzte. Die Erfolgserwartung, die Rhodan hegte, verlieh ihm Kraft, doch nicht genug. Die Pseudopersön-lichkeit des Ariolc sickerte ein, erreichte ihn und durchdrang ihn schließlich, so daß er den Kampf aufgeben mußte.
Blieb nur noch Jost Seidel.
Er hatte sich von Anfang an zurückgehalten und beobachtet. Mit wachsender Verwunderung hatte er verfolgt, wie die anderen Bewußtseinsinhalte reagierten.
Er bemerkte die parapsychische Strahlung auch, doch für ihn war sie nicht so stark, daß er versucht gewesen wäre, eine Ariolc-Persönlichkeit anzunehmen.
Während er auf der BASIS gewesen war, hatte er keinen Grund gesehen, die Einheit des Konzepts zu brechen und Kershyll Vanne zu verdrängen. Er war integrierter Bestandteil dieser Persönlichkeit geworden - ebenso wie die anderen.
Seit er in der Burg war, hatte sich vieles verändert..
Er fühlte sich nicht mehr als Bestandteil der Gesamtpersönlichkeit, sondern als eigenständige Persönlichkeit, die in gewisser Weise von den anderen unterdrückt wurde. Dennoch dachte er nicht daran, sich gegen die anderen zu wehren oder sie gar zu bekämpfen, um für alle Zeiten die Dominante zu werden. Er war der Jüngste von allen und glaubte daher, daß ihm die Zukunft gehören werde - ohne diesen Anspruch detailliert begründen zu können.
Wenn man bei der Eigenart des Konzepts und der in ihr enthaltenen Persönlichkeiten überhaupt von einer Alterung sprechen konnte, so war Jost Seidel jetzt sechzehn Jahre alt. Es entsprach seinem Charakter, daß er zurückhaltend blieb und erst einmal abwartete. Selten hatte er sich nach vorn gedrängt.
Er verfolgte den Kampf der anderen, und er registrierte, daß sie sich verhielten, als hätten sie den Verstand verloren. Da er nicht glaubte, sich vernünftig mit ihnen unterhalten zu können, verzichtete er ganz darauf, sich zu melden.
Er wartete einfach nur ab.
Für ihn war klar erkennbar, daß die anderen Bewußtseinsinhalte geradezu unverantwortlich mit ihren Kräften umgingen. Deutlich zeichnete sich die Entwicklung ab, an deren Ende alle entkräftet sein würden.
Auf diesen Zeitpunkt wartete er, um dann um so leichter die Leitung über das Gesamtkonzept übernehmen zu können, ohne daß sie ihm noch irgend jemand streitig machen konnte.
Etwa eine Stunde lang tobte der Kampf der verschiedenen Persönlichkeiten. Auch Kershyll Vanne mischte sich ein. Er versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen, aber er scheiterte ebenso wie die anderen, als Jost Seidel sich schließlich einschaltete. „Es reicht", sagte er laut.
Die anderen horchten auf.
Was willst du denn? fragte Pale Donkvent belustigt.
Dich von der Flasche abschalten, antwortete Jost schlagfertig.
Der Ultra-Physiker setzte zu einem geharnischten Protest an, doch ihm fehlte die Kraft. Er konnte sich nicht einmal mehr so weit konzentrieren,
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