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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles. Auch wußte sie von blutenden Statuen, bei denen die Flüssigkeit aus den Augen gekommen war, nicht nur aus Händen und Füßen.
    Cecile fing an zu zittern. Ihr schwindelte plötzlich bei ihren Überlegungen, denn im Endeffekt konnte es nur bedeuten, daß sie Zeugin eines Wunders geworden war. Einer unwahrscheinlichen Gnade des Allmächtigen, die der Pater als Buße ausgelegt hatte.
    Cecile bewegte sich wie eine Erscheinung durch den Obstgarten. Der Boden schluckte die Laufgeräusche. Sie lächelte vor sich hin, ihre Augen waren leicht verdreht, aber die spürte durchaus das Zittern in den Beinen, als wollten ihr diese nicht mehr so gehorchen, wie es hätte sein müssen.
    Pater Carlos hatte sich ihr offenbart. Ausgerechnet ihr, einer Sünderin, die hatte beichten wollen.
    Damit wurde sie schlecht fertig. Cecile war so erzogen, daß sie an die traditionellen Werte der Kirche glaubte und auch an deren Mystik. In der Familie hatte man immer viel von der Heiligenverehrung gehalten. Man glaubte an Engel, aber auch an den Teufel und seine Heerscharen.
    Sie bekam eine weitere Gänsehaut, als ihr der Begriff Teufel in den Sinn kam. Es gab kaum etwas, vor dem sie sich mehr gefürchtet hätte. Vor dem Teufel und vor der Hölle.
    Der Wind spielte mit ihrem Haar und der Kleidung. Der Rock flatterte um ihre Beine, während sie den schmalen Weg zwischen den Bäumen fand. Längst war der mächtige Schatten der Kirche verschwunden. Das Bauwerk ragte hinter ihrem Rücken hoch, und Cecile drehte sich ein einziges Mal um.
    Das Pfarrhaus lag links von ihr. Es war nur einstöckig. Dort lebte der Pater zusammen mit einem Pfarrer. Manchmal gesellte sich noch ein junger Ordensbruder hinzu, und versorgt wurden die Männer von einer alten Frau aus dem Ort, die recht gut kochen konnte.
    Nahe des Pfarrhauses hatte sich Cecile immer sicher und beschützt gefühlt. Heute, wo sie das Blut an ihrer rechten Hand spürte, das noch immer nicht verschwunden war, gab es diese Sicherheit nicht mehr. Die vertraute Gegend kam ihr unwahrscheinlich fremd vor, so anderes, sogar richtig unheimlich.
    Die Bäume warfen Schatten. Der Himmel zeigte eine graue und eine helle Farbe. Er war weit und hoch und hatte tief im Westen das rote Licht der untergehenden Sonne eingefangen.
    Hier war es dunkel. Auch im Pfarrhaus. Kein Licht erhellte eines der Fenster. Die ersten Häuser des Ortes lagen noch relativ weit entfernt. Sie würde den schmalen Weg nehmen müssen, der in Windungen hin zu dem Dorf führte.
    Sie kannte ihn. Sie kannte alles.
    Trotzdem hatte sie Angst.
    Wovor? Vor dem Wind, der sie umgab und sich dabei anhörte, als würde er flüstern?
    Flüstern? Der Wind?
    Sie blieb stehen. Ihr Herz klopfte wahnsinnig schnell, denn sie hatte etwas gehört und sich nichts eingebildet. Das war kein Flüstern des Windes mehr, denn der schaffte so etwas nicht. Es war das Flüstern, ja, es war vorhanden.
    Viele Gedanken kreisten durch ihren Kopf. Sie spürte das große Durcheinander, und sie war nicht mehr fähig, noch normal nachzudenken.
    Alles war anders geworden. Das Flüstern bildete sie sich nicht ein, es existierte tatsächlich. Es war da, es holte sie ein, und es stoppte Cecile.
    Obstbäume in ihrer Umgebung schützten und warfen Schatten über sie.
    Cecile Aubry kam sich auf einmal vor, als wäre sie in diesem Garten gefangen. Da gab es keine Bäume mehr, da war nur mehr Draht, das standen Gitter, die dafür sorgten, daß sie nicht rauskam und in diesem Gefängnis blieb.
    Und das Blut auf ihrer Handfläche, das sich plötzlich bemerkbar machte, kribbelte und biß in die Haut, wie Säure. Cecile schreckte erst aus ihrer Starre auf, als sie das leise Aufklatschen des Tropfens hörte.
    Von ihrer Hand tropfte das Blut zu Boden.
    »Da bist du ja, du Sünderin…«
    Nein! Es war der Schrei im Kopf. Er drang nicht aus dem Mund. Er hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und toste durch den Schädel. Es war einfach schrecklich. Die Stimme gab es, da hatte ihr der Wind keinen Streich gespielt, und sie drehte langsam den Kopf nach links.
    Dort stand er!
    Und Cecile Aubry wußte in diesem Augenblick, daß sie ihrem Mörder gegenüberstand.
    ***
    Cecile sah keine Waffe. Sie sah nicht mal das Gesicht oder den Körper des Mannes, denn beides wurde von einer Kutte und von einer Kapuze verdeckt, aber die Gestalt, die da aus dem Schatten hervorgetreten war, konnte nur etwas Schreckliches vorhaben, eine andere Möglichkeit gab es für sie nicht.
    Das Blut tropfte weiter.

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