0946 - Der sechste Schlüssel

Titel: 0946 - Der sechste Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

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Formenergie. Der Inhalt der Wale, Antimaterie, war auf mörderische Art und Weise gefährlich. Falls er die Möglichkeit zum Ausströmen erhielt, würde er mit der Standardmaterie der Umgebung reagieren und eine Explosion von elementarer Gewalt herbeiführen. Aber die Formenergiehülle hielt die Antimaterie gefangen. Ein Noran in unbeschädigtem Zustand verlor nichts von seinem Inhalt, und durch die Hülle hindurch konnte das aus Antikernen bestehende Nugas nicht reagieren.
    Ein Energiewal als Rettungsfahrzeug - welch eine atemberaubende Idee!
    „Dein Gedanke ist kühn", sagte ich zu Ongelsken. „Aber er ist womöglich der einzige, der uns zur Rettung verhilft."
    „Du meinst wirklich..."
    „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen versuchen, einen Noran einzufangen und ihn als Rettungsfahrzeug zu benützen."
    Bevor wir uns an die Arbeit machten, gab es noch eine Reihe organisatorischer Fragen zu klären. Zwadivar hatte von seinen Leuten inzwischen alles erfahren, was in Bardiocs Labyrinth vorgegangen war. Mit meiner Entscheidung, auf eine drastische Bestrafung der Angreifer zu verzichten, war er nicht einverstanden.
    „Wir’ hätten die Möglichkeit gehabt, den Marbonnaj-Klan ein für allemal auszuschalten", klagte er.
    „Das kann nicht meine Aufgabe sein", wies ich ihn zurecht. „Wenn du Marbonnajs Leute unschädlich machen willst, mußt du es selbst tun."
    „Du hast ihnen sogar die Rettung angeboten!"
    „Wenn es überhaupt Rettung gibt!"
    Das brachte ihn von seinen Rachegedanken ab. Ich erläuterte ihm in kurzen Umrissen Ongelskens Plan. Ich legte keinen Wert darauf, zu erfahren, was er davon hielt.
    „Du und alle deine Leute - bis auf zwei - gehen mit uns zur Oberfläche der Burg. Auf diese Weise sparen wir uns unnötigen Zeitverlust. Von den zwei, die zurückbleiben, postiert sich einer am Ausgang des Schachtes und wartet auf Einigan und seine Begleiter - falls sie kommen. Der zweite muß diese Maschine hier beobachten."
    „Was hat er da zu tun?"
    Ich zeigte Zwadivar die beiden U-Röhrchen und erklärte ihm ihre Funktion, so gut es ging. Er hatte keine Idee, was eine asseziative Uhr war, aber er begriff, daß sich uns hier die einzige Möglichkeit bot, den Ablauf der Geschehnisse zu verfolgen und den Zeitpunkt, zu dem wir spätestens die Burg verlassen haben mußten, wenigstens zu erahnen.
    „Ich selbst übernehme diese Aufgabe", erklärte er, nachdem ich ihm auseinandergesetzt hatte, worauf zu achten war.
    Es fand sich ein zweiter Freiwilliger, der sich erbot, am Ausgang des Schachtes auf Einigan und seine Leute zu warten. Ongelsken hatte sich ebenfalls zur Verfügung stellen wollen. Aber da erhob ich Einspruch. Die Idee, an der wir arbeiteten, war die seine. Außerdem brauchte ich seine Erfahrung im Umgang mit Fesselfeldern und Noranen.
    Es war ein seltsamer Zug, der sich da schließlich in Bewegung setzte: Ein Terraner, gefolgt von acht Vargarten. Keiner von uns wußte, was die Zukunft für uns bereit hielt. Ich war der einzige, der sich ausmalen konnte, was uns zustoßen würde, wenn es uns nicht gelang, die Burg rechtzeitig zu verlassen. Ongelsken hatte eine vage Vorstellung, aber seine übrigen Artgenossen waren völlig ahnungslos und wußten weiter nichts, als daß sie sich in einer namenlosen, unerklärlichen Gefahr befanden.
    Unter den Vargarten herrschte anscheinend stillschweigendes Einverständnis, daß der Tote an Bord der Burg zurückbleiben solle. Man beachtete ihn nicht mehr - fast so, als wolle man ihn aus der Erinnerung verdrängen.
    Wir erreichten die obere Schleuse. Hier postierte ich weitere zwei Vargarten. Ihre Aufgabe war es, Nachrichten über Helmfunk von Zwadivar und seinem Helfer zu empfangen und an mich oder Ongelsken weiterzugeben. Da die Kommunikation der Vargarten auf elektromagnetischer Basis funktionierte, konnten sie sich durch die metallene Hülle der Burg hindurch nicht verständigen.
    Mit den restlichen sechs Begleitern trat ich an die Oberfläche hinaus. Der grelle Glanz der Sonne, die die Vargarten Das Auge nannten, empfing uns. Die kleine Lichtzelle wurde gebührend bestaunt. Aber die Vargarten begriffen nicht, daß sie ein technisches Wunderwerk vor sich hatten. Ihr Staunen galt mehr der Winzigkeit des Fahrzeugs. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn den Vargarten in diesem Augenblick Zweifel an dem wahren Umfang meiner Fähigkeit gekommen wären. Wer in einem solch armseligen Fahrzeug fliegt, dessen Kenntnisse können nicht zu weit her sein, hätte ihnen zum