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095 - Der leuchtende Schlüssel

095 - Der leuchtende Schlüssel

Titel: 095 - Der leuchtende Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und den Wagen vorfahren ließ. Er stieg gerade ein, als ein Mann an ihn herantrat.
    »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?« fragte der Fremde.
    Mr. Wirth sah ihn mit verglastem Blick an, kletterte dann auf den Führersitz und ließ den Wagen anspringen.
    »Kann ich Sie einen Augenblick -«
    Im nächsten Moment schoß das Auto vorwärts, und der Mann, der einen Fuß auf das Trittbrett gesetzt hatte, wurde zu Boden geschleudert. Rasch erhob er sich wieder und lief zur Belustigung des Garagenpersonals hinter Wirth her. Gleich darauf wurden Wagen und Mann von der Dunkelheit verschluckt.

2
    Mr. Tickler, so hieß der Verfolger, konnte dem Auto nur bis zur Oxford Street auf der Spur bleiben. Niedergeschlagen wanderte er auf den Regent's Park zu und bog dann zum Naylors Crescent ein. In dieser Seitenstraße war es sehr still; die kleinen hübschen Häuser lagen alle in tiefer Nachtruhe.
    Mr. Tickler blieb vor Nr. 17 stehen und sah zu den Fenstern hinauf. Die weißen Jalousien waren heruntergelassen, und das Haus sah vollkommen tot aus. Dann musterte er die grüne Haustür, die er so gut kannte, die drei ausgetretenen Stufen, die hinaufführten, das kleine eiserne Geländer und die Stahlschienen, die in die Stufen eingelassen waren, damit man einen Rollstuhl leicht hinunterbefördern konnte.
    In diesem Haus herrschte Reichtum. Ein begüterter Mann wohnte hier, der dem Grab sehr nahe war. Ein Gefühl der Bitterkeit stieg in Mr. Tickler auf. Er dachte an die harte Behandlung im Gefängnis von Pentonville. Es ging zu ungerecht im Leben zu.
    Der alte Lyne schlief im ersten Stock, sein Bett stand zwischen beiden Fenstern. Das kleine niedrige Fenster gehörte zu seinem Arbeitszimmer, in dem er tagsüber saß.
    Dort befand sich auch ein Safe, aber es lagen nur alte Papiere darin. Der alte Lyne war schlau und hatte niemals Geld im Hause, wie er ständig betonte. Ein oder zwei Einbrecher, die ihm nicht geglaubt hatten, mußten ohne Beute wieder abziehen.
    Und dieser alte Geizhals schlief nun in einem luxuriösen Zimmer unter Daunendecken, und hier draußen stand Horace Tom Tickler mit ein paar Silbermünzen in der Tasche.
    Aber vielleicht war der Alte überhaupt nicht zu Hause. Es gehörte zu seinen Tricks, sich anderswo aufzuhalten, wenn man ihn in seiner Wohnung vermutete.
    Tickler wanderte eine Stunde in der kleinen Sackgasse auf und ab, dachte über zahlreiche Pläne nach, von denen sich die meisten nicht ausführen ließen, und schlich sich dann nach den breiten Straßen zurück, wo die vielen Cafés mit den hell erleuchteten Fenstern lagen. Schließlich ging er durch eine enge Gasse, um schneller zum Portland Place zu kommen, und dabei hatte er unerwartetes Glück.
    Ein Polizist, der durch Baynes Mews ging, hörte einen Mann singen, und wenn er sich nicht sehr täuschte, war der Mann betrunken. Die Stimme kam aus einer der vielen kleinen Wohnungen über den Garagen, die zu beiden Seiten der Nebenstraße lagen.
    An dem Gesang war nichts Besonderes, und der Polizist wäre auch weitergegangen, wenn er nicht eine Gestalt auf den Stufen zur Haustür hätte sitzen sehen.
    Er leuchtete den Mann mit seiner Taschenlampe an, konnte aber nichts Auffälliges an ihm entdecken. Der Fremde hatte ein rotes Gesicht, war unrasiert und außerordentlich schlecht gekleidet.
    »Hören Sie ihn?« fragte er den Polizisten und wies mit dem Kopf nach oben. »Das erste Mal, daß so was passiert«, sagte er grinsend. »Der ist ja mächtig benebelt. Zu toll, daß der sich auch besäuft! Heute abend ist er mir durch die Lappen gegangen, und ich hätte ihn niemals wieder erwischt... da hör' ich ihn zufällig singen. Er muß ordentlich geladen haben.«
    Der laute Gesang war inzwischen verstummt, und sie hörten nur noch ein unmelodisches Summen.
    »Ist das ein Freund von Ihnen?« fragte der Beamte den seltsamen Fremden.
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf.
    »Das weiß ich nicht. Ich will ja gerade herausbringen, ob er nett zu mir ist oder nicht.«
    Der Polizist machte eine unwillige Handbewegung.
    »Sehen Sie zu, daß Sie weiterkommen, und lassen Sie sich hier nicht wieder blicken«, sagte er barsch.
    »Schon gut«, erwiderte Mr. Tickler und ging davon.
    Der Polizist kam in Versuchung, ihn zurückzurufen, um den Namen des betrunkenen Sängers zu erfahren, aber dann entschloß er sich doch nicht dazu und beobachtete Mr. Tickler nur, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.
    Es war kurz vor zwei Uhr morgens, und der Polizist ging zu der Stelle, an der er

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