0954 - Die Phantom-Jagd
die Allgemeinheit ihr Leben riskiert haben. Das paßt doch nicht zusammen."
„Doch", sagte Ferengor Tathy. „Dieser scheinbare Widerspruch, daß die Flibustier ihre Haltung, ja, ihren Charakter, um hundertundachtzig Grad gedreht haben, ist mit der Extremsituation zu erkIären, in der sie sich befunden haben. Das Hemd ist näher als der Rock, kennen Sie dieses alte Sprichwort, verehrter Purcell? Damit will ich ausdrükken, daß die Flibustier sich angesichts der Orbiter-Gefahr der Menschheit eben mehr verpflichtet fühlen."
„Bis zur Selbstaufgabe?" fragte der Soziologe sarkastisch zurück.
„Ja, auch bis zur Selbstaufgabe! „ bestätigte Tathy.
„Ich kann bei Psychologie nicht mitreden", mischte sich der Taktiker Karman Hurk ein, der ein Epsaler war und sich Brush Tobbons angenommen hatte. „Aber die vielen Informationen, die ich von meinem Flibustier bekommen habe, sprechen für sich. Die Details, die Brush über den Vario-Roboter wußte, sind den Orbitern einfach nicht zugänglich. Dann die Aussage, daß der Vario es war, der auf Ferrol die Situation entschärfte, die würde ein Orbiter nicht machen - oder zumindest anders formulieren. Brush hat nie den Ausdruck >Garbeschianer< verwendet, und ich wundere mich, daß die Herren Psychologen diese Tatsache nicht hervorgehoben haben. Und was ist damit, daß die Flibustier vor fast genau einem Monat versuchten, die Administration auf dem Planeten Claneter vor den Orbitern zu warnen? Ich habe die Sache nachgeprüft, und Tobbons Aussage, daß er das-Gespräch mit dem Verantwortlichen auf Claneter geführt hat, stimmt. Er wiederholte das Gespräch sogar wortgetreu."
„Vielleicht ein Hinweis darauf, daß er unter einem Psychoschuler trainiert wurde?" warf der militärische Vertreter Sevilla Nohtra ein, dem Körn „Dezibel" Brack anvertraut worden war. Schnell fügte er hinzu: „Aber ich glaube selbst nicht daran. Mein Schützling, wenn ich so sagen darf, ist ein alter, verbrauchter Mann, der ein bewegtes Leben hinter sich hat, aber alles andere als ein Soldat ist. Mit solchen Orbitern könnte man keinen Krieg gegen Garbeschianer gewinnen.
„Und wie kommst du mit Kayna Schatten zurecht, Homer?" wandte sich Julian Tifflor an Hor,ner G. Adams.
„Kayna ist nicht mehr der eiskalte Engel, als der sie mir beschrieben vvurde", sagte der verwachsene Mann.
,>Sie hat so etwas wie ein soziales Verantwortungsbewußtsein entwickelt. Am meisten haben mich jedoch ihre Background-Informationen arg beeindruckt. Die Angaben über die Erlebnisse mit dem Vario und dessen Paladin, dem Super-Hologramm Stevenson, können nicht erfunden sein. Zwischen Kayna und mir hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, auf das ich baue."
„Ich glaube, wir sind alle derselben Meinung, daß es sich bei den sieben mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit um die echten letzten Flibustier handelt", faßte Julian Tifflor zusammen. „Bei Pearl Simudden bin ich mir sogar sicher. Aber auch ich habe mir meine Meinung nur aus Indizien und gefühlsmäßig gebildet. Ich möchte jedoch einen endgültigen Beweis haben. Wir alle sind zu dem Schluß gekommen, daß in den Flibustiern ein Resozialisierungsprozeß vor sich gegangen ist. Der ist jedoch noch nicht abgeschlossen, und die Flibustier könnter ihn damit krönen, daß sie ein liickenloses Geständnis ablegen."
„Kayna ist nahe daran", sag,te Homer G. Adams, und die anderen sagten Ähnliches über ihre „Schützlinge" aus „Das ist gut", sagte Julian Tifflor. Professor Tathy hat vorgeschlagen, die Flibustier in einer Gemeinsch.aftszelle unterzubringen, damit sie sich absprechen können. Ich habe dem zugestimmt, ir der Hoffnung, daß sie sich gegenseitig dazu ermuntern, den letzten entseheidenden Schritt zur Resozialisierung zu tun. Meine Herren, ich will von den Flibustiern ein Geständnis haben, denr nur ein solches können wir als Beweis für ihre Echtheit akzeptieren. Machen Sie ihnen das klar. Ich danke."
Die Versammlung löste sich auf, und die Männer machten sich auf den Weg zur entscheidenden Sitzung mit der Flibustiern.
Julian Tifflor begab sich zu Pearl Simudden. Er hatte sich angewöhnt, der. Akonen mit einem Händedruck zu begrüßen. Er dachte längst nicht mehr daran, daß an diesen Händen Blul klebte.
„Wie fühlen Sie sich, Panika?"
„Elend."
„Warum?"
„Das fragen Sie noch, Erster Terraner?" Der Akone schnitt eine Grimasse „Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Dinge, die ein Orbiter nie wisser
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