0956 - Die Schlangenfrau
rechten Seite hin öffnete sich das Gelände. Die Dunkelheit lag über ihm wie eine große Decke, und durch sie hindurch leuchteten nur wenige.
Sterne.
Der Wind war stärker geworden. Er kündigte einen Wetterwechsel an, auch das hatten wir gehört. Noch wehte er scharf und eisig, aber das würde sich ändern.
Links von uns wuchsen die Bäume wie Schatten. Sie standen nicht dicht beisammen, sondern bildeten eine lichte Wand, und irgendwo vor diesem Wald würden wir das verlassene Haus finden, das schon mehr einer Baracke glich, wie Bill uns gesagt hatte.
Sollte jemand auf uns warten, würde er uns schon sehr früh sehen. Das Licht war ein Verräter, aber verzichten konnten wir nicht darauf. Es war einfach zu gefährlich, im Dunkeln zu fahren, und so folgten wir dem tanzenden Schein, als würden wir ins Ungewisse rollen.
»Ich weiß nicht, ob wir uns richtig verhalten haben«, sagte Suko zu mir.
Er quälte sich mit Selbstzweifeln, das hatte ich schon aus seiner Stimme herausgehört.
»Wie kommst du darauf?«
»Ich denke noch immer an die Conollys.«
»An alle?«
»Nein, John, an Sheila und Johnny. Beide haben sich nicht normal uns gegenüber verhalten. Wie Menschen, die etwas zu verbergen haben, und dies auch auf alle Fälle tun.« Er schlug gegen seine Handfläche.
»Warum ist es Bill nicht aufgefallen, verflucht! Warum nicht, John? Kannst du mir das sagen?«
»Sind wir überempfindlich?«
»Nein, wir haben nur Augen im Kopf. Je mehr ich über dieses Problem nachdenke, um so größer werden meine Sorgen. Denn irgend etwas ist mit den beiden geschehen.«
»Okay, Suko. Einigen wir uns darauf, daß wir auf dem Rückweg wieder bei den Conollys vorbeischauen.«
»Sehr gut. Es ist das mindeste, was wir tun können.«
Ich war schon verwundert, denn so hatte ich meinen Freund selten erlebt. Er zeigte sich völlig verändert. Er wirkte wie jemand, der auf dem Sprung ist und jeden Augenblick erwartet, daß er angegriffen wird.
Zunächst einmal hatten wir andere Probleme, denn wir fuhren bereits auf das Ziel zu. Einige Bäume tauchten im blassen Licht der Scheinwerfer auf. Sie wirkten wir bleiche Gespenster, als das Licht sie erwischte. Es tanzte auch an ihnen vorbei, zerstörte die Dunkelheit zwischen den Lücken und auch das einsame Haus wurde sichtbar. Es lag rechts von uns, und es wirkte tatsächlich wie ein Stall, ein Schuppen, in dem Menschen irgendwelche Tiere hielten.
Ich war langsamer gefahren. Suko, der links neben mir saß, schaute sich gespannt um, aber die Dunkelheit außerhalb der Scheinwerferlanzen war einfach zu dicht. Sie ließ nichts hindurch, das uns oder ihn hätte mißtrauisch machen können.
Ich ließ den Rover an der Längsseite des Hauses vorbeirollen und suchte einen Platz, um ihn wenden zu können. Das klappte ein Stück weiter. So schaukelte er über den hart gefrorenen Boden, und sogar der Holzstoß wurde von den Lichtstrahlen erfaßt, als ich den Wagen drehte.
Dann stand er mit der Schnauze in Fahrtrichtung, und ich löschte das Licht.
Suko stieg als erster aus. Ich folgte ihm langsamer. Mein Freund war neben dem Rover stehengeblieben. Das Haus lag an der linken Seite. Dort schaute er hin, aber er sah nicht ein Licht hinter einem der Fenster funkeln.
Ich ging um die Kühlerschnauze herum und blieb neben meinem Freund stehen. »Ausgeflogen?« sagte er.
»Bist du sicher?«
»Es sieht so aus. Was sollte diese Typen denn hertreiben? Kannst du mir das sagen?«
»Nein. Aber weshalb sind wir dann hergekommen?«
Suko hob die Schultern. »Intuition? Es kann ja noch etwas passieren. Noch ist nicht aller Tage Abend.«
»Dann schauen wir uns mal das nette Häuschen an. Ich möchte es nicht mal geschenkt bekommen.«
Suko gab keine Antwort. Statt dessen schnüffelte er, und das wiederum fiel mir auf. »He, hast du was?«
»Ja, mich stört der Geruch.«
»Wieso denn das?«
Mein Freund richtete den Strahl seiner Lampe auf die Eingangstür. »Es riecht nach Tieren.«
»Das soll wohl so sein. Schließlich haben sich die Typen dieses alte Haus als Versteck ausgesucht.«
»Da hast du recht.«
Während sich Suko um die Tür kümmerte, hatte ich ihm den Rücken zugedreht und starrte in die Dunkelheit. Hier in der Nähe gab es kein Licht, es war so gut wie nichts zu sehen, auch wenn sich die Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Und hätten nicht noch Schneereste auf dem Boden gelegen, wäre alles nur noch düsterer gewesen. So hatte sich die Landschaft in ein kleines Puzzle aus Hell
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