174 - Jennifers Verwandlung
Bob Ontecans Wagen verformte sich, wurde zu einem häßlichen Wrack. Die Frontscheibe hielt der gewaltigen Spannung nicht stand und zerplatzte.
Ein glitzernder Splitterregen flog den Insassen ins Gesicht, die Tür auf der Beifahrerseite sprang auf, und Jennifer Bloom, die den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte, wurde von einer unsichtbaren Faust aus dem Auto gerissen und mit ungeheurer Wucht auf die Straße geschleudert.
Immer wieder hatte Bob das Mädchen gebeten, den Gurt anzulegen. »Wozu?« hatte sie erwidert. »Hältst du dich für einen dermaßen schlechten Autofahrer, daß so was erforderlich ist?«
Sie hatte tausend Ausreden, weshalb sie den Gurt nicht anlegen konnte (oder wollte). Und nun, wo sie ihn zum erstenmal gebraucht hätte, schützte er sie nicht.
Nach dem gewaltigen Knall herrschte für wenige Sekunden Totenstille. Bob Ontecans Gesicht war mit kleinen Kratzern übersät, die alle leicht bluteten. Vereinzelt steckten Glassplitter in seiner Haut, doch das merkte er nicht.
Benommen hing er über dem Lenkrad und brauchte einige Zeit, um geistig zu verarbeiten, was geschehen war.
Schritte näherten sich seinem Wagen. Jemand rüttelte an der Tür. Sie klemmte, aber der Mann am Türgriff war kräftig, ein rotgesichtiger Bulle, der den Eindruck erweckte, er könne die Welt aus den Angeln heben.
Er stemmte den Fuß gegen den deformierten Wagen, und die Tür kapitulierte mit einem Knirschen, das einem kalte Schauer über den Rücken jagte.
»Sind Sie verletzt?« Sam Moxey zog Bob Ontecan vorsichtig aus dem Wagen. Sein Lastwagen hatte nicht viel abbekommen, aber Ontecans Fahrzeug war reif für den Schrottplatz.
»Verdammt, ich hatte Vorfahrt!« stieß Bob wütend hervor. Er wollte die helfenden Hände abschütteln, doch Moxey hielt ihn fest.
»Schon«, gab Moxey zu, »aber darauf kann man sich doch nicht blind verlassen. Außerdem waren Sie zu schnell unterwegs. Da kommt ein Teilverschulden raus.«
Endlich gelang es Bob Ontecan, sich zu befreien. Der Schock ließ ihn nicht normal handeln. In seinem Gehirn kam es zu einer Reihe von Fehlschaltungen.
Er wußte im Augenblick nichts von Jennifer. »Sehen Sie sich meinen Wagen an!« brüllte er. »Den kann ich wegschmeißen. Das ist ein Totalschaden.«
»Wenn Sie besser aufgepaßt hätten, wäre es nicht zu diesem Unfall gekommen!« verteidigte sich Moxey.
»Man wird Ihnen den Führerschein wegnehmen, dafür sorge ich.«
»Das Gericht wird die Schuldfrage klären. Es wird sich herausstellen, daß Sie zu schnell gefahren sind und nicht aufgepaßt haben, und ich werde meinen Führerschein behalten.« Ohne den Schein wäre Moxey seinen Job losgewesen.
»Waren Sie allein im Wagen?« fragte Sam Moxey mit gefurchter Stirn. »Ich hatte den Eindruck, es hätte jemand neben Ihnen gesessen.«
Plötzlich zerriß der häßliche Schleier, der sich über Bob Ontecans Geist gelegt hatte. Panisches Entsetzen verzerrte sein blutiges Gesicht.
Er drehte sich bestürzt um und schaute in den Wagen. Der Beifahrersitz war leer. »Oh, mein Gott, wo ist Jennifer?« stieß er heiser hervor.
Er lief um den Wagen herum. Verschwommen nahm er einige Menschen wahr, die am Straßenrand standen. Er rief ihnen zu, Polizei und Rettung zu verständigen.
Für ihn spielte sich alles auf einer irrealen Ebene ab. Klar denken konnte er immer noch nicht. Als er Jennifer gekrümmt auf dem Asphalt liegen sah, krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen.
»Jennifer! Um Himmels willen!« Und wieder kam es zu einer Fehlschaltung. »Habe ich dir nicht immer und immer wieder gesagt, du sollst dich angurten? Warum hast du es nie getan?«
Er begriff nicht, daß jetzt nicht der richtige Augenblick für Vorwürfe war.
»Wie konntest du nur so schrecklich unvernünftig sein, Jennifer?«
Ihr Gesicht war bleich, und das brünette Haar war schmutzig geworden. Hilflos sah sie ihn an, wie ein waidwundes Tier.
»Kannst du aufstehen?« fragte Bob mit zitternder Stimme.
»Nein«, hauchte sie kraftlos.
»Versuch es! Du mußt es versuchen!« sagte Bob und griff nach ihren Schultern.
»Lassen Sie sie!« befahl ihm Sam Moxey.
»Aber sie muß aufstehen, sich bewegen, damit ihr… Motor wieder in Schwung kommt.«
»Verdammt, sie ist keine Maschine!« fuhr ihn Moxey an. »Lassen Sie sie liegen!«
»Hier im Dreck?« entgegnete Bob empört.
»Wenn sie aufstehen könnte, würde sie nicht mehr da liegen, das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand.«
»Sagen Sie bloß, daß Sie über so etwas
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