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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daran, es lautlos schaffen zu können, wie es bei einem Stein-oder Teppichboden der Fall war. Das konnte schon Probleme geben.
    Und richtig.
    Die Bohlen bewegten sich zwar nicht, aber an manchen Stellen knarrten und ächzten sie doch, als würden sie unter einer schlimmen Qual leiden.
    Der Inspektor wußte, daß Johns Zimmer auf der linken Seite lag und er die Tür auch nicht von innen abgeschlossen hatte. Bis zum zweitletzten mußte er durch, und das schaffte er, ohne gesehen zu werden, denn keiner der anderen Mieter verließ in dieser Zeitspanne sein Zimmer.
    Ruhig war es nicht. Fernseher liefen. Suko hörte Stimmen und Musik, was ihm sehr recht war.
    Vor der zweitletzten Tür auf der linken Seite blieb er stehen und legte das Ohr gegen das Holz mit der abgeblätterten Farbe. Nichts drang an sein Ohr. Wenn sich John im Zimmer dahinter aufhielt, dann war er sehr still. Hoffentlich nicht totenstill…
    Die alte und glatte Metallklinke lockte den Inspektor. Er legte seine Hand darauf, bewegte sie nach unten und war gespannt, ob John sein Versprechen eingehalten und die Tür nicht abgeschlossen hatte.
    Sie war offen. Man konnte sich eben auf ihn verlassen, auch wenn Suko das keineswegs beruhigte. Die Spannung nahm aber zu, als Suko sich über die Schwelle hinweg in das dunkle Zimmer drückte, das ihm vorkam wie ein Schattenkabinett.
    Im Magen und an den Händen bemerkte er das leichte Kribbeln. Die Spannung erhöhte sich von Sekunde zu Sekunde. Er ging auch nicht in den Raum hinein, sondern blieb an der Tür stehen. Eine eingeschaltete Taschenlampe war weniger auffällig als ein Lichtschein, der durch das Fenster ins Freie drang.
    Suko schaute sich um. Er ließ den hellen Lichtfinger wandern, und was er sah, verursachte bei ihm Kopf schütteln. In dieser Einrichtung konnte man sich nur wohl fühlen, wenn man seine Ansprüche in Richtung Nullpunkt schraubte.
    Ausgepackt hatte John noch nicht. Seine beiden Koffer standen auf dem Bett. Er selbst hielt sich nicht im Zimmer auf. Weder lebendig noch tot.
    Aber der Inspektor entdeckte auch die schmale Tür. Er wußte, daß dahinter das Bad lag mit der Toilette. Sehr schnell spürte er wieder das Kribbeln auf seiner Haut, und er hielt den Atem an, als er die Tür mit einem Ruck aufzog.
    Der Raum dahinter war so winzig, daß Suko nicht mal Licht brauchte, um erkennen zu können, daß sich niemand dort aufhielt. Auch kein John Sinclair.
    Wo steckte er dann?
    Sukos Gedanken rasten. Sie turnten durch seinen Kopf, aber er kam zu keinem Resultat. Für ihn stand nur fest, daß sein Freund das Haus mit unbekanntem Ziel verlassen hatte, und das konnte ihm überhaupt nicht gefallen.
    Er schloß die Tür zum Bad. Gedankenverloren bewegte er sich durch das Zimmer. Er überlegte. Dann holte er wieder sein Handy hervor und versuchte es mit einem erneuten Anruf.
    Leider meldete sich niemand.
    Er steckte den Apparat wieder weg. Über den nächsten Schritt dachte er ebenfalls nach. Egal, was er tat, es konnte richtig und auch falsch sein.
    Ihm fiel ein, was ihm John von einigen Mitbewohnern erzählt hatte. Zwei Türen weiter lebte Ginny Day, die auf den Strich ging. Es konnte sein, daß sich sein Freund dort aufhielt, sicherlich nicht als Kunde, sondern als Beschützer.
    Konnte sein, mußte aber nicht.
    Welche Möglichkeiten gab es noch? Dieser Zuhälter fiel ihm ein.
    Cochran hieß er. Auch Raver kam ihm in den Sinn, aber letztendlich blieben seine Überlegungen doch an einer Person hängen: Lisa Fox. An der Frau, die alles wußte, die alles sah, die ihre Augen einfach überall hatte. Sie würde er sich anschauen, und Suko ging zudem davon aus, daß sie sich auch in der Wohnung aufhielt.
    Er verließ die trostlose Bude seines Freundes und bewegte sich ebenso leise durch den Flur zurück, wie er gekommen war. Er mochte ihn nicht, er war ihm suspekt. Suko war auf alles gefaßt, aber es blieb ruhig. War es die Ruhe vor dem Sturm?
    Vor der Tür blieb er für einen Moment stehen. Noch einmal schaute er sich um.
    Der Flur war und blieb leer.
    Ein gutes Zeichen?
    Suko wußte es nicht, aber er mußte weiterkommen, deshalb drückte er die breite Mitteltür auf.
    Die folgenden Sekunden liefen ab wie von einem Regisseur bestellt.
    Nicht nur die Flurtür öffnete sich, auch die Wohnungstür der Lisa Fox wurde aufgezogen, und im schwachen Schein einer Lampe zeichnete sich die Frau ab.
    Sie sah Suko, er sah sie.
    Und Lisa erschrak wegen der dunkeln Gestalt. Ihre rechte Hand bewegte sich auf den Mund zu,

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