Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Pathologie.«
    »Zu einem bestimmten Arzt?«
    »Nein, aber wir werden ihn finden.«
    Der Mann hielt uns diensteifrig die Tür auf, und wir betraten das Haus der Toten. Der Flur war lang, kalt und wirkte wie ein Kontor. Dunkle Steine auf dem Boden, blaß gestrichene Wände. Am Ende eine Glastür, die in das Zentrum führte, wo tatsächlich an den Toten herumgeschnippeltwurde.
    Es gab auch ein Sekretariat. Daran hatte sich seit unserem letzten Besuch nichts geändert. Dort arbeitete eine Frau, die selbst beinahe aussah wie eine Leiche. Ihre Kollegin war nicht da. Jedenfalls war der zweite Arbeitsplatz unbesetzt. Nur der blasse Bildschirm eines Computers glotzte uns an.
    Eine bleiche Person um die Vierzig mit dunklen Haaren, die so unglücklich gefärbt waren, daß ihr Gesicht noch blasser wirkte.
    »Sie sind nicht angemeldet«, quängelte die Frau.
    Suko stellte uns vor.
    Die Blasse wurde ein wenig freundlicher. »Ja, das habe ich gehört. Man hat Sie avisiert. Warten Sie noch einen Moment. Ich werde Dr. Quentin Bescheid geben.« Sie telefonierte, und wir hatten uns auf zwei Holzstühle gesetzt.
    Für einen Arbeitsplatz war der Raum ziemlich groß. Die Fenster lagen höher als normal, waren auch größer, aber in der unteren Hälfte mit einem undurchsichtigen Milchglas versehen. Dafür schien durch den oberen Teil die Sonne.
    Die nicht anwesende Kollegin hatte ihren Arbeitsplatz etwas netter gestaltet. In ihrer Nähe hing ein Bild. Es zeigte eine blühende Landschaft. Die Blasse hatte auf jeglichen Schmuck verzichtet. Dafür stand auf ihrem Schreibtisch ein mit Kippen gefüllter Aschenbecher.
    Auch jetzt steckte sie sich einen Glimmstengel an, nachdem sie uns bei Dr. Quentin avisiert hatte.
    »Müssen wir länger warten?« fragte ich.
    »Das denke ich nicht.«
    »Gut.«
    Zwei Minuten reichten uns auch, denn die Frau hinter ihrem Schreibtisch verbreitete ebenfalls die Kälte einer Leiche. Ganz im Gegensatz zu Dr. Quentin. Er war ein lustiger Typ, auch ziemlich klein, mit einer Halbglatze, aber freundlich funkelnden Augen und leicht rot angehauchten Pausbacken.
    »Das ist aber toll, daß Sie pünktlich sind. Kommen Sie, dann sehen wir uns die Dame einmal an.«
    »Dame?« fragte Suko.
    »So nenne ich alle weiblichen Toten. Irgendwie soll man einen Menschen auch im Tod ehren. Ich finde, daß sie es verdient haben, eine gewisse Würde zu behalten.«
    »So reden nicht alle Pathologen.«
    »Ich weiß, Inspektor.«
    Ich hielt mich mit den Worten zurück. Die Umgebung gefiel mir noch weniger. Sie wurde auch von der Temperatur her kälter. Als wir dann vor der Eingangstür zur eigentlichen Pathologie standen, holte ich noch einmal tief Luft.
    Der Raum dahinter war groß. Gefliest bis zur Decke hoch. In stählernen Kühlfächern lagen die Toten. Aus Stahl waren auch die Obduziertische.
    Drei gab es hier insgesamt.
    Auf dem letzten lag die Tote, mit der wir es zu tun hatten.
    »Haben Sie sich schon mit ihr beschäftigt?« erkundigte ich mich.
    »Nicht sehr. Ihr Chef meinte, daß Sie sich die Tote zunächst einmal anschauen sollten.«
    »Gut, machen wir«, sagte ich, und wir traten ein paar Schritte näher heran. Der Oberkörper der Dame war mit einem Laken bedeckt. Aber ihr Gesicht lag frei. Ein junges Gesicht. So bleich und wächsern. Dunkle Haare umrahmten es. Die Augen waren geschlossen, der kleine Mund sah aus wie ein Herz.
    »Okay?« fragte der Arzt.
    Wir nickten synchron.
    Dr. Quentin zog das Laken zurück. Nicht sehr schnell, er ließ sich Zeit dabei. Suko und ich betrachteten den nackten Körper, der auf dem Rücken lag.
    »So, jetzt sind Sie an der Reihe, meine Herren.«
    Die Verletzungen begannen am Hals. Da sahen wir deutlich die ersten Kratzer. Nein, es war schon mehr. Wunden. Denn Blut war aus diesen Schnitten hervorgetreten. Und sie verteilten sich über den gesamten Körper hinweg, bis hin zu den Knien.
    Dieser Körper sah aus, als wäre er von einem Tier angefallen worden.
    Eine große Katze oderä auch ein Hund mit schärferen Krallen hinterließ ein derartiges Erbe. Wir wußten aber, daß dem nicht so war, denn sonst stünden wir nicht hier. Es gab also ein Rätsel, das wir zu lösen hatten.
    »Was meinen Sie, meine Herren?«
    »Nicht viel.«
    »Bitte, Mr. Sinclair. Sagen Sie mir Ihre Meinung. Sie sind doch keine Anfänger mehr.«
    Ich schaute über die Leiche hinweg. In der Nachbarschaft hörte ich das summende Geräusch einer Knochensäge und spürte wieder den kalten Schauer auf meinem Rücken. »Beim ersten

Weitere Kostenlose Bücher