Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0967 - Spur zur Angst

0967 - Spur zur Angst

Titel: 0967 - Spur zur Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
an dicht reihten sich hier all die Dinge auf, die man in so einem Archiv erwarten konnte. Nur wenige Minuten später war Zamorra der wirkliche Ernst ihrer Lage bewusst geworden. Und Laertes natürlich nicht minder. Der Uskuge sprach es aus, als sie das wirre Chaos entdeckten, das sich auch in den großen Kavernen nicht verbesserte.
    »Keine Chance, Zamorra, wir haben keine Chance.« Dalius machte eine alles umfassende Geste. »Sie haben das Archiv von Uskugen aus hierher gebracht, haben es gerettet, ehe der weiße Stein es sich nehmen konnte, doch dann hat man alles einfach hier abgeladen - ohne jedes System, ohne jede Ordnung. Es würde Wochen, nein Monate dauern, bis wir hier fündig geworden wären. Aber wir haben diese Zeit nicht.«
    Nein, die hatten sie tatsächlich nicht, denn in nur wenigen Stunden würde hier eine groß angelegte Säuberungsprozedur starten, die man mit tabula rasa bezeichnen konnte.
    Zamorra wollte das so nicht hinnehmen, denn die Informationen über die Angst waren ganz einfach zu wichtig, als dass man sie so einfach abschreiben konnte. »Aber es muss hier doch jemanden geben, der das alles die ganze Zeit über verwaltet hat. Diese Person müssen wir finden.«
    »Wenn es sie denn noch gibt.« Laertes hegte da keine großen Hoffnungen.
    Der Parapsychologe schlug Laertes aufmunternd auf die Schulter.
    »Wenn, dann finden wir sie sicher nicht hier, sondern in der Nähe des Eingangs. Dieser Archivar - gehen wir davon aus, dass es ihn noch gibt - steht kurz davor, seinen Lebensjob zu verlieren. Er wird dort sein, wo die Musik spielt. Also am Haupteingang. Los, führe uns, Laertes.«
    Der Uskuge zögerte noch.
    »Und wenn wir ihn gefunden haben - was dann? Glaubst du, in diesem ganzen Tohuwabohu findet er das Artefakt, das ich ihm nicht einmal genau beschreiben kann?«
    »Das sehen wir ja dann. Aber wenn wir hier stehen bleiben und verzweifelte Gesichter machen, wird sich ganz sicher nichts ändern.«
    Laertes gab seinem Freund recht.
    Mehr als versuchen konnten sie es nicht.
    Aber es war jede noch so große Anstrengung wert…
    ***
    Fortisa kam zu spät.
    Die beiden Männer hatten das Höhlensystem bereits wieder verlassen. Im Grunde war das ja exakt das, was sie gewollt hatte. Und das sie freiwillig gegangen waren, registrierte die alte Archivarin mit Erleichterung.
    Nichts lag ihr ferner, als so kurz vor ihrem Tod noch zwei weitere Morde begehen zu müssen. Sie hatte ein friedfertiges Leben geführt. Dass sich dies jetzt noch hatte ändern müssen, betrübte sie unsäglich. Doch selbst davor war sie nicht zurückgeschreckt, weil ihr kaum eine andere Wahl geblieben war.
    Vor dem Haupteingang konnte sie den Lärm hören, den Arbeiter offenbar zwingend machen mussten, wenn sie an ihr Werk gingen. Niemand schien in der Lage zu sein, ruhig und möglichst leise zu arbeiten. Wahrscheinlich hatte das etwas mit einem geheimen Ritual zu tun, das besagte, dass der, der am lautesten brüllen konnte, der beste von allen, also der Chef sein musste.
    Fortisa wusste, dass ihr jetzt die Zeit davon lief. Auf einen Kontrollgang, der sicherstellen sollte, dass alle Ladungen am richtigen Platz und intakt waren, musste sie verzichten.
    Es musste einfach funktionieren.
    Im Geiste ging sie noch einmal all die schwierigen und kraftraubenden Vorbereitungen durch, die sie in den vergangenen Wochen getroffen hatte. Manchmal hatte sie befürchtet, die Lebenskraft würde sie verlassen, ehe ihre Arbeit getan war, doch sie hatte durchgehalten.
    Sie würden das Archiv nicht zerstören. Dafür wollte sie schon sorgen.
    Jetzt jedoch würde sie zunächst der unerwarteten Situation Rechnung tragen müssen. Fortisa verriegelte den Haupteingang mit der primitiven elektronischen Sicherheitsanlage, die man damals, als das Archiv nach Rof gebracht wurde, zumindest im vorderen Teil des Höhlensystems installiert hatte.
    Fortisa war sicher, dass diese Sperre für die Männer da draußen kein großes Hindernis darstellen mochte, doch selbst um diese veraltete Technik von außerhalb außer Kraft zu setzen, brauchte man Zeit.
    Und für Fortisa zählte wirklich jede gewonnene Minute!
    Sie rief im Rechner das Programm auf, das sie selbst geschrieben hatte. Sie war nicht immer Archivarin gewesen. Es war lange her, doch seinerzeit hatte sie zu den Spitzenentwicklern auf Uskugen gezählt und vergessen hatte sie davon kaum etwas. Noch immer vermochte sie Programme zu schreiben, die so manchen Jungspund der Branche um den Schlaf gebracht

Weitere Kostenlose Bücher