0972 - Die Stimme aus dem Nichts
hatte sich selbständig eingeschaltet. In roten, blinkenden Lettern, dem Merkmal der höchsten Priorität, huschte eine Meldung über die Bildfläche, bei der Lyrta Rufur der Atem stockte.
ID-SÄULE EINGANG ANALYTISCHES ZENTRUM MELDET DIE EINDEUTIGE IDENTIFIZIERUNG EINES RITTERS DER TIEFE.
5.
Harden Coonors Überlegungen waren simpler, aber durchaus logischer Art. Armadan von Harpoon mußte auf den Welten seiner Anlage Vorrichtungen geschaffen haben, die die Fähigkeit besaßen, nicht nur ihn selbst, sondern auch andere Ritter der Tiefe zu identifizieren. Die Notwendigkeit ergab sich alleine daraus sshon, daß Harpoon bei seinem letzten Weggang nicht hatte wissen können, wann erwenn überhaupt - zu seiner Anlage zurückkehren werde und wie sich die Verhältnisse bis dahin geändert haben mochten. Daß aber die Vorrichtungen nicht nur den Erschaffer der Anlage, sondern auch jeden anderen Ritter der Tiefe zu erkennen imstande sein mußten, das ging aus einem Abschnitt der Charta der Domherren von Kesdschan hervor, an den sich Coonor erinnerte. Darin stand, daß ein Ritter auch dann augenblicklich den Kampf gegen das Böse aufnehmen müsse, wenn er sich im Bereich eines anderen Ritters befand.
Einst hatte Harden Coonor die gesamte Charta der Domherren auswendig gekannt. Das war zu jener Zeit-gewesen, als er noch unter dem Namen Igsorian von Veylt das Universum durchstreifte. Aber selbst vor ein paar Wochen, auf Sentimental, waren ihm noch viele Kapitel der Charta in Erinnerung gewesen. Jetzt wußte er nur noch diesen einen Abschnitt, und auch diesen würde er morgen oder übermorgen vergessen haben. Als ihm bei der Ejektion aus dem Ritter-Raumschiff ZYFFO, während des Kampfes gegen die Energiemedusen der Bilkotter, seine wahre Identität enthüllt worden war, da hatte er bald darauf begonnen, das Wissen des Ritters von sich abzustoßen.
Es war ihm, als sei ein Damm geborsten. durch dessen Bresche die charakteristischen und hochspezialisierten Kenntnisse des Ritterordens der Tiefe davonströmten - der Himmel mochte wissen, wohin.
Der Wissensverlust bereitete ihm Sorge. Hing seine Identifizierung als Ritter womöglich davon ab, daß er ein bestimmtes Kunststück voilbrachte, das außerhalb der Fähigkeit normaler Menschen lag? Oder schlimmer noch: Gehörte zum Wissen eines Ritters die Kenntnis, wie er sich zu identifizieren hatte, und diese Kenntnis war ihm abhanden gekommen?
Eigentlich war zu erwarten gewesen, daß man ihn bereits auf Martappon identifizierte. Er hatte sich jedoch inzwischen entschlossen, die Vorgänge auf der Zentralwelt der Anlage als nicht schlüssig zu betrachten. Er hatte sich dort nur in einem Park und in einem kleinen Wohnhaus aufgehalten, an Orten also, wo sich vermutlich keine Identifizier-Vorrichtungen befanden. Hier dagegen befand er sich im Hauptquartier. Wenn es überhaupt noch eine Chance gab, daß er seine Identität als Ritter unter Beweis stellen konnte, dann befand sie sich irgendwo hier in der Nähe.
Er wurde unter Robotbedeckung durch einen langen Antigravschacht zu einem Korridor gebracht, der auf ein hohes, zu beiden Seiten mit Säulen bestücktes Portal zuführte. Die Frau, die die Verantwortung für ihn übernommen hatte, hielt sich im Hintergrund. Sie betrachtete es offenbar für unter ihrer Würde, sich von einem Garbeschianer in ein Gespräch verwickeln zu lassen.
Einer der Roboter öffnete das Portal. Harden Coonor blickte in eine weite, hell erleuchtete Halle, in der fremdartige Maschinen und Geräte standen. Es wurde ihm unbehaglich zumute, als er daran dachte, daß er diesen Instrumenten bald hilflos ausgeliefert sein würde, wenn nicht zuvor die Identifizierung stattfand. Aber er hatte keine Zeit, solch trüben Gedanken nachzuhängen.
Das Unglaubliche geschah ...
*
Als er zwischen die beiden Säulen trat, die das Portal flankierten, da leuchteten diese plötzlich auf. Sie strahlten in einem eigentümlichen Rot, das an Intensität die Lampen der Umgebung um ein Vielfaches übertraf und die Szene mit einem unwirklichen, blutigen Schein übergoß.
Die kegelförmigen Roboter waren mitten in der Bewegung erstarrt. Sie hingen reglos in der Luft. Auch Alisu Bragg stand still wie eine Statue. Eine Sekunde lang wirkte das Bild wie eine Momentaufnahme. Dann begann das Leuchten, das von den Säulen ausging, zu flackern. Es wurde in rhythmischen Abständen heller und dunkler wie das Licht zweier Signallampen.
Harden Coonor war der erste, der den Schock
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