0972 - Die Stimme aus dem Nichts
du dein inneres Gleichgewicht wiedergewinnst."
Perpulan reckte sich „Ich bin Mitglied des Rates ..."
„Ich kann dich auch abführen lassen", sagte Lyrta.
Das gab den Ausschlag. Perpulan verließ den Raum. Lyrta wandte sich wieder dem Gefangenen zu und erkannte mit Befriedigung, daß die Ereignisse der vergangenen Sekunden bewirkt hatten, was ihr nicht gelungen war: der Fremde war blaß und zitterte. Er hatte begriffen, daß er soeben dem Tod nur um Haaresbreite entgangen war.
*
Für den Vario standen zwei Dinge fest: Erstens hielt man ihn im Augenblick für verschollen, so daß ihm ein gehöriges Maß an Bewegungsfreiheit zur Verfügung stand, und zweitens würde man irgendwann im Lauf der nächsten drei bis acht Stunden feststellen, daß er höchstwahrscheinlich nicht mitsamt dem abgestürzten Boot in den Tiefen des Binnenmeers gelandet war. Von da an würde er sich in acht nehmen müssen, da zu erwarten stand, daß man um seinetwillen ein ebenso wirksames Netz von Fallen und Alarmvorrichtungen aufbauen würde, wie es auf Martappon der Fall gewesen war.
Es galt also, die ersten Stunden auszunützen. Er mußte Informationen sammeln. Er mußte erfahren, wo die Raumschiff-Fertigungsstätten und die Raumhäfen lagen. Erst wenn er das wußte, konnte er sich auf die Suche nach einem Fahrzeug machen, mit dem er Durzuul den Rücken kehren konnte.
Er hielt sich in dem Gestrüpp mit den großen violetten Blüten versteckt, bis Harden Coonor abgeholt wurde. Man mußte ihn von dem riesigen Gebäude, das das Innere der Insel beherrschte, beobachtet haben. Dieses Gebäude, achteckig im Grundriß, war auch das Ziel des Varios. Er hielt es für das Hauptquartier der Arbeit, den Ort, an den man Coonor und ihn von der SELOU-BAL aus hatte überführen wollen. Er hätte lieber den Anbruch der Dunkelheit abgewartet, aber dadurch wären ihm zu viele Stunden verlorengegangen. Der Vorstoß mußte jetzt, sofort, gewagt werden.
Er gelangte mühelos bis zur Basis des Gebäudes. Dort gab es eine verwirrende Fülle von Zugängen. Der Vario wählte eine Rampe, die in ein Kellergeschoß hinabführte, und geriet in einen Lagerraum, in dem Tausende von Ersatzteilen aller Arten aufbewahrt wurden. Er nahm als sicher an, daß die Räume, in denen die benötigten Informationen zu finden waren, weiter oben im Gebäude lagen, vermutlich nicht weit von den Arbeitsräumen entfernt, in denen Lyrta Rufur ihrem Tagewerk nachging.
Der Aufstieg durch die zahlreichen Geschoßebenen nahm etliche Stunden in Anspruch und ging nicht immer ohne Zwischenfälle vonstatten. Auf der achtzehnten Etage wurde der Vario von einem Räumroboter überrascht, der ihn glücklicherweise nicht als belebte Einheit erkannte, sondern ihn mitsamt zwei Tonnen anderen Mülls einen Abfallschacht hinabbeförderte. Der Sturz warf den Vario um vier Geschosse zurück, aber da er mit Hilfe des Feldtriebwerks durch denselben Schacht wieder in die Höhe steigen konnte, hielt sich der Zeitverlust in Grenzen.
Er näherte sich schließlich der Gegend, in der die Fäden der Verwaltung dieses Planeten zusammenzulaufen schienen. Seine Sensoren registrierten Schwärme von Impulsen, die von elektronisch-positronischen Geräten herrührten und die er als Orientierungshilfe benützte. Auf diese Weise gelangte er in eine Halle, in der optische Kommunikationsverteiler zu langen Reihen angeordnet standen. Hier wäre der ideale Ansatzpunkt für sein Vorhaben gewesen; er erkannte jedoch an der Ausstattung des Raumes, daß hier des öfteren Instandhalt ungsroboter, womöglich sogar Orbiter zu tun hatten. Er brauchte, wenn er sich in Ruhe seiner Aufgabe widmen wollte, ein Versteck, in dem er nicht gestört wurde.
Mit Hilfe der Sensoren verfolgte er den Lauf der Lichtkabel, die in die Verteiler mündeten, und erkannte, daß sie aus einem Schacht kamen, der das Gebäude in seiner gesamten Länge zu durchziehen schien. Mit einiger Mühe entdeckte er einen locker abgedeckten Stollen, der unter dem Boden der Verteilerhalle entlangführte und in den Zentralschacht mündete. Auf diesem Weg drang er in den Schacht ein.
Dort schwebte er zunächst, umgeben von mehr als zwanzig dicken Lichtleitern, bis er eine Möglichkeit fand, sich an drei Kabeln so zu verankern, daß sie ihm ausreichend Halt boten und er das Feldtriebwerk abschalten konnte.
Dann erst begann er mit der eigentlichen Arbeit. An Bord der SELOU-BAL waren die Lichtleiter-Abzweige bereits vorhanden gewesen. Hier dagegen mußte er sie
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