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0973 - Der verhexte Blutwald

0973 - Der verhexte Blutwald

Titel: 0973 - Der verhexte Blutwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da.«
    Suko richtete sich auf. »Welcher Geschmack denn?«
    »Von dem ich dir damals berichtet habe.«
    Suko erinnerte sich, denn er grinste. »Ach ja, als du dir den Kuß abholtest.«
    »So ähnlich.«
    »Das hat doch was zu bedeuten.«
    Ich verzog den Mund und saß ansonsten steif auf dem schmalen Holzstuhl. »Sicher«, erwiderte ich nickend und wenig fröhlich, »das hat auch etwas zu bedeuten.«
    »Kinny!«
    Diesmal wehrte ich mich nicht so vehement. Das heißt, ich sagte überhaupt nichts und dachte nur an Gretas Versprechen, die fest davon überzeugt war, daß wir uns wiedersahen. Ich hatte nun so etwas wie eine Botschaft bekommen und schloß dieses Wiedersehen nicht aus.
    Außerdem war ich auf diesen Doug Kinny mehr als gespannt.
    »Um wieviel hat sich unser Freund schon verspätet?« fragte Suko nach einem Blick auf die Uhr.
    »Keine Ahnung. Es war keine genaue Zeit abgemacht.«
    »Ich an deiner Stelle würde ihn fragen, ob er nicht eine Person namens Greta kennt…«
    »Richtig. Das werde ich auch bald machen können.« Ich deutete nach rechts, denn hinter einem Busch erschien ein Fahrzeug. Ein flaschengrüner Ford Escort, der dorthin gelenkt wurde, wo auch unser Jeep parkte.
    Wir waren gespannt, schauten hin und sahen, wie ein Mann ausstieg, der graues Haar hatte, das ziemlich tief in seinen Nacken reichte. Auf mich machte er den Eindruck eines Naturburschen. Er trug ein kariertes Hemd, Jeans und eine Lederweste. Seine Schuhe waren kleine Stiefel.
    Die Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt. Vom Alter her schätzte ich ihn auf Mitte Fünfzig.
    Er kam auf uns zu und blieb vor dem Tisch stehen. Erst dann nahm er die Sonnenbrille ab. Wir schauten hoch in seine Augen. »Sie kommen aus London?« fragte er leise.
    Ich nickte. »Dann sind Sie Doug Kinny.«
    »Genau der bin ich.«
    »Nehmen Sie Platz, bitte.«
    Kinny setzte sich auf den freien Stuhl, schaute uns an, runzelte die Stirn und sagte: »Ich will mich nicht lange mit einer Vorrede aufhalten. Aber können Sie sich vorstellen, daß es schreiende Bäume gibt…?«
    ***
    »Schreiende Bäume?« fragte Suko, nachdem wir die erste Überraschung verdaut hatten.
    »Ja, Sie haben richtig gehört.«
    »Es ist schlecht vorstellbar«, erklärte ich, »obwohl mir blutenden Bäume schon in Germany begegnet sind.«
    »Aber dieser hier hat geschrien, als wir ihn ansägten. Ja, er hat geschrien.«
    »Das war nicht die Säge?« fragte Suko.
    Dafür bekam er einen Blick zugeschickt, als wollte ihn Kinny einen Kopf kürzer machen. Er hielt sich zurück, auch mit einer Antwort, denn der Wirt erkundigte sich nach seinen Wünschen.
    »Bringen Sie mir auch ein Bier.«
    »Sofort.«
    »Ein schreiender Baum«, sagte er, »und ich kann mir vorstellen, daß er nicht der einzige ist.«
    »Denken Sie da an einen Wald?«
    »So ähnlich, Mr. Sinclair.«
    Ich war auch leicht überfragt und schlug deshalb vor, daß er von vorn anfangen sollte.
    Kinny war einverstanden. Erst als er den Schluck Bier getrunken hatte, fing er an zu reden. Er sprach leise und schnell, wie jemand, der sich davor fürchtete, gehört zu werden. Wir erfuhren, daß er für den britischen Geheimdienst arbeitete und für ihn die Augen offenhielt. Er trieb sich überall auf der Insel herum, und er hatte für einen Bekannten ein Grundstück für ein kleines Wochenendhaus suchen sollen. Der Platz wurde auch gefunden, aber es sollten noch zwei Bäume gefällt werden.
    »Dann passiert es. Als die Männer den ersten umsägen wollten, fing er an zu schreien.« Kinny verzog das Gesicht. »Richtig laut und schrill. Das hatte mit unserer Säge nichts zu tun.«
    »Sie sagten unserer Säge. Waren Sie dabei?«
    »Ja, Suko.«
    »Haben Sie weitergemacht?«
    »Zuerst nicht, dann schon.« Er kriegte eine Gänsehaut. »Die Schreie verhallten nicht, doch wir fällten auch den zweiten Baum. Er starb. Ja, er starb.« Kinny nickte. »Er starb beinahe so wie ein Mensch, denn aus seinem Stamm und aus dem Geäst tropfte eine dicke Flüssigkeit hervor, die kein Blut war, mir aber so vorkam.«
    »Haben Sie die Flüssigkeit untersuchen lassen?« fragte ich ihn. »Nein.«
    »Was taten Sie dann?«
    »Nicht viel. Wir haben auch nicht die Polizei eingeschaltet. Die Holzfäller sind geflohen. Sie werden schon aus Angst den Mund halten, aber ich bin nicht weggelaufen, denn ich wollte mehr wissen. Am anderen Tag ging ich noch einmal zurück. Der Baum lag auf dem Boden, alles war normal, bis auf eine Kleinigkeit. Er hatte keine Blätter mehr. Er

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