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Ein königlicher Skandal

Ein königlicher Skandal

Titel: Ein königlicher Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ROBYN DONALD
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1. KAPITEL
    „Rosa! Telefon!“
    Rosa Fierezza stand vom Sofa auf. „Komme!“, rief sie zurück, doch ihre Mitbewohnerin erschien schon in der offenen Tür und hielt ihr das Telefon hin.
    „Ein Typ mit einer sagenhaften Stimme“, flüsterte sie und lächelte dabei vergnügt, „und mit einem sehr aufreizenden Akzent. Ich wette, dass er aus San Rinaldi anruft.“
    Rosa wurde mulmig zumute. Neuseeland war weit entfernt von San Rinaldi, dem berühmten Inselkönigreich im Mittelmeer. Trotzdem hielt sie engen Kontakt zu ihren älteren Geschwistern. Doch das geschah zumeist per E-Mail. Nur an Geburtstagen oder in absoluten Notfällen griff einer von ihnen zum Telefon.
    Es schnürte ihr die Kehle zu. Beim letzten Anruf aus San Rinaldi hatte Rosa erfahren, dass ihre Eltern und ein Onkel bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen waren. Sie schluckte schwer, kämpfte gegen ihre Angst an und meldete sich so unbekümmert wie möglich: „Hallo!“
    „Rosa?“
    Diese tiefe Stimme war unverkennbar. Der beherrschte und gleichzeitig sinnliche Unterton jagte Rosa einen wohligen Schauer über den Rücken. Hastig schloss sie die Augen, um sich gegen die Erinnerungen zu wehren. Und trotzdem fühlte sie sofort wieder die alte Sehnsucht. Es versetzte Rosa einen schmerzlichen Stich ins Herz.
    „Bist du das, Max?“, fragte sie. Hoffentlich verriet sie sich dadurch nicht.
    „Bin ich, Cousinchen“, erwiderte er. „Wie geht es dir?“
    „Gut. Ist etwas passiert?“
    „Nein, nein, es hat nichts mit der Familie zu tun“, versicherte er hastig. „Allen geht es gut.“
    Rosa atmete tief auf. Der unerwartete Tod der Eltern hatte sie nicht nur tief erschüttert. Ihr war auch vor Augen geführt worden, dass das Leben eines jeden plötzlich zu Ende sein konnte.
    „Mit Großvater ist das natürlich so eine Sache“, fuhr Max fort, „aber für seine neunzig Jahre ist er noch immer beachtlich gesund und kräftig.“
    König Giorgio von Rinaldi war ihr gemeinsamer Großvater, der dringend die Nachfolgefrage regeln und danach abdanken wollte. Ursprünglich hatte Max in der Thronfolge so weit hinten gestanden, dass er sich nicht im Entferntesten damit konfrontiert gesehen hatte. Vor nicht allzu langer Zeit hatten jedoch Rosas und auch seine Brüder auf ihr Anrecht verzichtet und sich stattdessen für ihr privates Glück entschieden. Max war der nächste Thronanwärter.
    „Wieso rufst du an?“, fragte Rosa neugierig.
    „Weil ich deine Fachkenntnisse brauche. Erinnerst du dich noch an Giovanni Carini? Von ihm weiß ich, dass du deine Diplomarbeit über die Bekämpfung von Mehltau bei Weinstöcken geschrieben hast.“
    „Natürlich erinnere ich mich an Giovanni.“ Er hatte sich sein Leben lang um die wertvollen Weingärten von San Rinaldi gekümmert. Sie lächelte bei dem Gedanken an Giovannis Hingabe an seine Arbeit. Diese Leidenschaft verband sie. Dann erfasste sie besorgt, in welchen Schwierigkeiten Max stecken könnte. Betroffen rief sie: „Ihr habt nicht etwa Mehltau auf San Rinaldi, oder?“
    „Doch“, bestätigte er nüchtern.
    „Wo?“, fragte sie atemlos. „Und wie verbreitet ist der Pilz?“
    „Mindestens drei Weingärten im Valle di Cattina“, erwiderte Max.
    Rosa fröstelte bei der Vorstellung. Im Tal von Cattina und im Vorgebirge herrschten die besten Anbaubedingungen. Am Rand der mächtigen Gebirgskette, die sich über die ganze Insel hinzog, wuchs der Wein am besten. Dort gediehen vor allem die berühmten weißen Trauben. Wenn dieses Gebiet von Mehltau befallen war, stand San Rinaldi eine wirtschaftliche Katastrophe bevor.
    „Habt ihr die Felder schon gesperrt?“, fragte sie gepresst.
    „Natürlich, und mein Bruder Nico ist heimgekommen und hilft mir, wo er kann. Ich muss mich aber schnellstens über die neuesten und besten Methoden zur Bekämpfung von Mehltau informieren. Kannst du mir helfen?“
    Als Prinzessin von San Rinaldi lag ihr das Wohlergehen der Bevölkerung besonders am Herzen. Mehltau war eine schlimme Pilzerkrankung, die die Weingärten zerstörte, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wurde. Dadurch wäre Max’ harte Arbeit der letzten Jahre vernichtet.
    Abgesehen von den wirtschaftlichen Verlusten würde eine hervorragende Rebsorte für immer verschwinden. Schon seit Jahrhunderten prägte der Porto Castellante Blanco den Charakter der Insel. Einfach unvorstellbar, wenn es ihn nicht mehr gab.
    „Hoffentlich kann ich dir helfen“, erwiderte Rosa vorsichtig. „Wir arbeiten an einer Methode, bei der

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