0974 - Monsterzeit
hatte er die gesamte Umgebung getränkt.
Warum bin ich jetzt wach? Was, zum Henker, hat mich geweckt? Er knurrte wie ein Tier, als er sich diese Fragen stellte und sie mehrmals wiederholte. Warum nur?
Im Sitzen blickte sich der Killer um.
Nein, es hatte sich nichts verändert. Die Tür war nicht geschlossen, das kannte er, und dort zeigte sich auch jetzt noch niemand.
Von Greta hörte er nichts. Sie war sicherlich schon eingeschlafen, nur er lag noch wach.
Plötzlich lächelte er. Es war ein böses und gemeines Lächeln. Die Reaktion auf eine plötzliche Idee, die natürlich mit seinem Auftrag zu tun hatte.
Er wollte seinen Plan ändern und den Job sofort besorgen. Nicht erst bis zum nächsten Morgen warten, sondern noch in den Stunden der Dunkelheit zuschlagen.
Aufstehen, das andere Schlafzimmer finden, und alles war klar. Seine rechte Hand fuhr über den Griff des Revolvers. Die Berührung sorgte bei ihm für eine gewisse Beruhigung, die allerdings blitzartig verschwand, als er noch einen Blick zum Fenster warf.
Perry Cameron wurde starr!
Er hielt sogar den Atem an, denn er wußte genau, daß sich hinter der Scheibe etwas bewegt hatte.
Cameron schnaufte. Seinen Mordplan hatte er zunächst vergessen. Er war sicher, keinem Irrtum erlegen zu sein. Diese Bewegung gab es tatsächlich.
Er blickte wieder hin.
Da war nichts. Der Waldrand stand dort wie immer, war als Schatten nur mehr zu ahnen. Doch zwischen ihm und dem Haus gab es eine genügend große Lücke oder Distanz, die von einer Gestalt genutzt werden konnte.
Gestalt?
Sie? Vielleicht Rosenrot? Schlief sie nicht? Hatte sie das Haus verlassen, um ihren durch ihn unterbrochenen Spaziergang im Wald fortzusetzen?
Es gab so einige Möglichkeiten. Vieles konnte, mußte aber nicht zutreffen.
Und so wartete er.
Zeit verstrich. Minuten vielleicht. Oder nur Sekunden? Der Killer war so durcheinander wie selten. Wenn er einen Auftrag zu erledigen hatte, dann verließ er sich auf sich selbst, und alles ging glatt. Aber hier hatten andere das Kommando übernommen. Möglicherweise nicht erklärbare Kräfte, die sich im Dunkel des Waldes versteckt hielten.
Er starrte das Fenster an. Mit der Hand stützte er sich auf der feuchten Bettunterlage ab und wartete.
Da, jetzt wieder!
Die Bewegung draußen und nicht einmal zu weit von dem verdammten Fenster entfernt. Plötzlich fiel ihm ein, auf die Uhr zu schauen. Er tat es dann nicht und konzentrierte sich weiterhin auf die in Vierecken unterteilte Scheibe.
Zum zweitenmal hatte er die Bewegung gesehen. Es war also kein Irrtum gewesen. Nur war sie jetzt wieder verschwunden. Perry wußte auch nicht, ob der- oder diejenige schon näher an das Fenster herangekommen war. Das hatte er nicht erkennen können. Es war ihm auch nicht möglich gewesen, die fremde Person zu identifizieren.
Genauer gesagt: Er wußte nicht, wie sie aussah. Abwarten. Es gab auch ein drittes und ein viertes Mal. Daran glaubte er fest.
Der Speichel in seinem Mund schmeckte bitter. Noch eine Folge der schrecklichen Erlebnisse im Wald. Er glaubte plötzlich daran, daß diese sich auf eine etwas andere Art und Weise wiederholen würden, und so ließ er das Fensterviereck keinesfalls aus den Augen.
Der dumpfe Aufprall war nicht zu überhören. Der Mann im Bett schrak wieder zusammen. Das Haus war teilweise aus Holz errichtet worden.
Wind und Wetter hatten die Fassade zum Großteil ausgebleicht und ihr die Farbe alter Knochen gegeben. Seiner Meinung nach war das Holz nicht sehr stabil. Ein Schlag gegen die Fassade konnte sich im Innern als Echo fortpflanzen.
Der Killer konzentrierte sich auf das Fenster. Er saß unbeweglich in dieser doch steifen Haltung. Perry dachte nicht daran, seine Waffe zu ziehen. Über sein Gesicht rann der Schweiß. Er bildete an verschiedenen Stellen Bäche, die sich am Hals verliefen.
Das Kratzen war ebenfalls nicht zu überhören. Ein Geräusch wie ein furchterregendes Stöhnen, und auf dem Rücken des abgebrühten Mörders bildete sich eine dicke Gänsehaut. Seine Lippen waren trotz des Schweißes trocken geworden. Er haßte es und fuhr mit der Zungenspitze über sie hinweg, um sie zu befeuchten.
Das Kratzen blieb. Es wanderte höher. Unterhalb des Fensters hatte er es zum erstenmal vernommen. Jetzt näherte es sich bereits der Bank. In wenigen Augenblicken würde er sehen, wer sich in die Höhe drückte.
Der Schweiß brannte plötzlich in seinen Augen. Perry wischte mit den Fingern darüber hinweg. So konnte er jetzt
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