0980 - Die Rächerin
ihn kopflos in seinem Blut liegen, dann verschwand dieses Bild wieder, und die Realität hatte mich wieder.
Vier Frauen, vier Schwerter. Und ich?
Meine Hand zuckte zur Waffe. Eine Bewegung, die einfach sein musste, den kampflos wollte ich mich nicht ergeben. Bei dieser Bewegung durchfuhr mich eine feurige Lohe, weil ich mit einem Angriff der Frauen rechnete, aber sie taten nichts.
Die Zeit, mich darüber zu wundem, nahm ich mir nicht. Ich sprach sie nur an. »Okay, ihr habt die Schwerter, aber mein Magazin ist voll. Auch wenn ihr noch so schnell seid, ihr werdet es nicht schaffen, alle am Leben zu bleiben.«
Die Antwort gab keine von ihnen, sondern eine andere Person, die ich nicht sah. »Sie werden in den Tod gehen, denn sie wissen, dass auch die Mörder der lebenden Legende dann vernichtet sind. Hast du gehört, Sinclair? Sie gehen gern in den Tod.«
Ohne die vier Kämpferinnen aus den Augen zu lassen, gab ich die Antwort. Ich kannte die Frau nicht, aber für mich war sie die Anführerin. Die Chefin oder Leiterin dieser Kampfgruppe.
»Du kennst mich. Wer bist du?«
»Ornella!«
Das hatte ich mir schon gedacht. Suko und ich waren schon einmal über den ungewöhnlichen Namen gestolpert, aber darauf wollte ich nicht hinaus, sondern auf andere Dinge. »Darf ich fragen, was du vorhast?« Es war naiv, dies auszusprechen, aber manchmal gehörte es zu den Regeln. Wie auch in diesem Fall.
»Das darfst du, Sinclair. Die Antwort ist auch leicht. Rache für Shimada. Ich bin seine Rächerin. Ich habe ihm in einer fremden Welt ein Reich aufbauen wollen, dazu ist es nicht mehr gekommen, weil du ihn getötet hast.«
»Stimmt nicht ganz.«
»Ich weiß!« klang die Stimme im Hintergrund auf. »Aber du bist dabei gewesen. Du hast ihn gehasst. Du hast ihn gejagt, und dafür wirst du büßen müssen. Auch mit deinem Tod, Sinclair, denn nichts kann dich mehr retten. Einmal hat jemand versagt, das wird mir nicht mehr passieren. Und du bist allein, denn die Frau hinter dir zähle ich nicht. Denn sie ist so gut wie tot…«
Ich wusste genau, warum Ornella diese Sätze gesagt hatte. Indirekt hatte sie mich dabei an Suko erinnern wollen, ohne den ich auf ziemlich verlorenem Posten stand.
Ihr Lachen hallte durch dieses Kabinett des Schreckens. »Hast du keine Frage?« höhnte sie.
»Sollte ich?«
»Vermisst du niemanden?«
»Wen denn?«
Wieder schickte sie mir das Lachen. »Du bist doch nicht allein gekommen.«
»Das stimmt.«
»Und ich habe mir deinen Freund geholt – und seine Partnerin.«
Ich trieb es auf die Spitze, als ich fragte: »Kannst du es beweisen, Ornella?«
»Deshalb bin ich hier.«
Diese Antwort war auch ein Zeichen für die vier Kämpferinnen.
Sie traten zur Seite, um mein Blickfeld freizugeben, denn sie wollten ihrer Anführerin nicht im Weg stehen.
Ornella kam. Ich hörte ein leises Klirren. Dann erkannte ich, dass dieses Geräusch von ihrem ungewöhnlichen Kettenhemd ausging, das sie trug. Darunter war sie fast nackt.
Sie interessierte mich nicht als Frau, sondern ich sah nur auf das, was sie tat.
Ornella schleifte etwas hinter sich her wie einen toten Gegenstand.
Aber ein Mensch ist, auch wenn er tot sein sollte, für mich kein Gegenstand. Sie zog ihn hinter sich her, wie einstens Django seinen Sarg, in dem das Maschinengewehr versteckt war.
Ich hielt den Atem an, weil Suko mir tatsächlich vorkam wie ein Toter. Aber ich sah kein Blut. Das wiederum ließ mich hoffen. Trotzdem blieb die Furcht, denn es gab genügend Mittel und Wege, einen Menschen zu töten.
Ornella hörte ich beim Gehen nicht. Sie bewegte sich lautlos. Nach jedem Schritt drang das Schleifen an meine Ohren, das der bewegungslose Suko verursachte.
Für einen Moment dachte ich daran, einfach abzudrücken und ihr eine Kugel in den Körper zu schießen. Davon nahm ich Abstand. Ich wollte zuerst wissen, was sie mit Suko gemacht hatte.
Er war schlaff. Er bewegte sich nicht aus eigener Kraft. Ornella hatte einen rechten Arm hochgenommen und ließ ihn fallen, als sie weit genug vorgegangen war.
Sie blieb stehen.
Der Arm prallte zu Boden, und Ornella drehte ihre rechte Hand mit dem Schwert, dessen Klinge nach unten kippte und plötzlich über Sukos Brust oder Kehle schwebte.
Ich hatte damit gerechnet. Ich hatte mich darauf einstellen können.
Es wäre auch Wahnsinn gewesen, auf Ornella zu schießen, denn in dieser Zeitspanne, wo ich durch sie abgelenkt gewesen war, hätten mich die vier Kämpferinnen zerstückeln können.
»Und
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