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0983 - Der Ort der Stille

Titel: 0983 - Der Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stamm zu verschaffen. Der Einfluß des Dorfältesten Aztekon war schon groß genug für seinen Geschmack.
    „Wenn du meinst", erklärte sich Aztekon einverstanden. „Aber-nimm ein paar Männer mit."
    „Allein werde ich das Geschenk der Götter kaum tragen können", gab der Priester hochmütig zurück.
    Das Verhältnis der beiden humanoiden Projektionen von ES war nicht sonderlich gut, aber sie verbargen es vor dem Stamm, der etwa hundert Männer und ebenso viele Frauen zählte. Kinder gab es nicht.
    Sie nannten sich die Kenuten, und wie alle anderen Projektionen wußten sie nichts über ihre Herkunft. Sie kannten nur ihre kleine Welt, die einige von ihnen schon einmal umrundet hatten, teilweise mit kleinen Schilfbooten, die man über die Landflächen leicht transportieren konnten. Dabei waren sie auf andere Bewohner gestoßen, und es hatte Kämpfe gegeben.
    Die Inselwelt kannte weder Frieden noch Freundschaft.
    Es fiel Kuman nicht schwer, einige Freiwillige zusammenzutrommeln die ihn begleiteten. Einer der Jäger, die das Ding gesehen hatten, war auch dabei.
    „Wie sah es aus?" erkundigte sich der Priester.
    „Ein schimmernder Lichtball, und er kam direkt vom Himmel. Auf dem Boden platzte er auseinander, und heraus kamen seltsame Wesen, wie wir noch nie welche sahen."
    Das Gelände vor der Küste war hügelig, dahinter lag die Ebene. Die Kenuten schritten kräftig aus. Ihre Bewaffnung bestand aus einfachen Holzkeulen, mit denen sie gut umzugehen wußten.
    Als sie den letzten Hügel erklommen hatten und die Ebene bis zum Meer hinübersehen konnten, hielt der Priester an.
    „Wo ist es?" fragte er den Jäger.
    Dort unten bei den Felsen."
    Ich kann nichts erkennen.
    Wir müssen näher herangehen."
    Erneut setzte sich die Gruppe in Marsch. Kuman ging nun etwas langsamer und ließ den Jägern einen geringen Vorsprung. Er war schon immer ein vorsichtiger Mann gewesen.
    Der Jäger an der Spitze hielt plötzlich an und streckte den Arm aus.
    „Da!" rief er.
    Und sie sahen es nun alle.
    In der Nähe des einzelnen Felsens war Bewegung im hohen Gras. Da es absolut windstill war, konnte es sich nur um etwas Lebendiges handeln, das auf dem Boden herumkroch.
    Fieberhaft überlegte Kuman, auf welche Art und Weise er das erstaunliche Ereignis zu seinen Gunsten ausschlachten konnte. Der ewig helle Himmel war ohnehin schon geheimnisvoll genug und hatte ihm reichlich Stoff für seine Zeremonien gegeben. Da oben würden die Götter wohnen, hatte er stets, behauptet, und er stünde sich gut mit ihnen.
    Als er gerade überlegte, ob es vielleicht günstiger sei, das Lebendige, das mit der Kugel vom Himmel gefallen war, mit den Göttern in Zu.sammenhang zu bringen, teilte sich vor ihnen das Gras, und ein etwa anderthalb Meter langes und armdikkes Geschopf erhob sich auf durchsichtigen Flügeln in die Luft, kreiste unbeholfen über der Gruppe der staunenden Kenuten und strebte dann dem Gebirge im Norden der Insel zu.
    „Beute!" kreischte einer der Jäger und warf seine Keule hinter der fliegenden Schlange her, die längst außer Reichweite war.
    Sein Verhalten war verständlich, denn es gab wenig Tiere und damit Fleisch auf der Inselwelt. Aber Kuman war anderer Meinung.
    „Es kam vom Himmel und ist heilig! „ rief er dem Jäger zu, doch ehe er seine Strafpredigt fortsetzen konnte, erschienen noch mehr geflügelte Schlangen und bewegten sich schnell auf die Kenuten zu.
    Zwei oder drei von ihnen gelang der Start, die anderen blieben am Boden und näherten sich der Gruppe.
    Eingedenk der Warnung ihres Priesters wagten es die Jäger nicht, die fremden Geschöpfe anzugreifen. Vielmehr wandten sie sich um und rannten davon.
    Kuman sah sich plötzlich allein gelassen, ohne einen Grund zu haben, seinen Stammesgefährten zu zürnen.
    Hatte er nicht immer wieder betont, wie gut er mit den Göttern auskäme? Und hatte er nicht selbst vor einer Minute noch behauptet, die fliegenden Schlangen wären heilig, also zumindest mit den Göttern verwandt?
    Die Schlangen kümmerten sich nicht um den Priester. Sie bemühten sich lediglich, in die Höhe zu kommen, was ihnen aufgrund des hohen Grases schwerfiel. Einigen gelang es, die anderen verschwanden irgendwo in der Ebene.
    Kumans noch anfängliche Furcht schwand, und er bedauerte es nur, daß die Jäger ihn jetzt nicht sehen konnten. Immerhin erhielt er aber so die Gelegenheit, dem Stamm später eine Geschichte zu erzählen, die seine Stellung noch mehr festigte.
    Als er keine Schlange mehr bemerkte,

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