0985 - Erzfeind der Orbiter
Normalraum zurück - und die automatisch anlaufende Ortung übermittelte die Silhouette eines nur wenige Lichtsekunden entfernten Keilraumschiffs, das offenbar gerade ein Orientierungsmanöver beendet hatte, denn es beschleunigte mit hohen Werten.
Sein Anblick ließ in Amtranik den Kampfinstinkt des Garbeschianers voll durchbrechen. Er war sekundenlang nicht in der Lage, ihn zu zügeln - und danach existierte das Orbiterschiff nicht mehr, denn Amtraniks Feuerbefehl hatte auch die Kampfinstinkte seiner Laboris durchbrechen lassen.
Aber noch während die Besatzung der VAZIFAR vor Begeisterung über den Sieg brüllte und tobte, kam bei Amtranik die Ernüchterung. Er wußte, daß er einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte, der seine Pläne nun gegenstandslos machen konnte.
Wenn die Fernortung der Anlage den Abschuß des Keilschiffs registriert hatte, nahmen in diesem Augenblick bereits einige Orbiterschiffe Kurs auf die betreffende Position. Er mußte verschwunden sein, bevor sie nahe genug herangekommen waren, um die VAZTFAR mit der Energieortung zu erfassen.
„Ruhe!" befahl er mit donnernder Stimme. „Beschleunigung mit Maximalwerten! Alles vorbereiten zum Blindsprung!"
Einige Laboris der Zentralebesatzung sahen sich bedeutungsvoll an. Sie wußten durch ihre Hypnoschulung und das Simulationstraining, was ein Blindsprung war. Es handelte sich um ein Kurzlinearmanöver ohne feste Zielpositionsprogrammierung. So etwas war Notfällen vorbehalten, denn von tausend Blindsprüngen endeten durchschnittlich drei mit einer Katastrophe.
Da die VAZIFAR mit ihrem Bug auf die Turbulenzzone mit ihren extrem dichtstehenden Sonnen und ihren teilweise mit halber Lichtgeschwindigkeit- rotierenden glühenden Wasserstoffwolken zeigte und folglich in diese Richtung beschleunigte, mußte der Blindsprung sie mitten hinein in diese Hölle bringen.
Unter solchen Umständen erhöhte sich die Verlustwahrscheinlichkeit auf mindestens fünfzig Prozent.
Manche Laboris fragten sich wahrscheinlich, ob der Hordenführer den Verstand verloren hatte, da er ein solches Risiko einging.
Amtranik kannte das Risiko, aber er wußte auch, daß er ihm nicht ausweichen konnte. Völlig ausdruckslos beobachtete er die Arbeit seiner Leute. Sie litten unter Orientierungsschwierigkeiten, aber sie arbeiteten fast so schnell wie innerhalb der Zwischenraumzone. Wahrscheinlich kompensierte ihre hochgradige Erregung die Wirkungen des unbekannten Einflusses.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Amtranik den Ortungsanzeigen, die melden würden, wenn die VAZIFAR von fremden Hypertastimpulsen getroffen wurde. Falls das geschah, hatte er vor, die Blindsprungvorbereitungen zu stoppen, umzudrehen und den Orbiterschiffen einen wilden Kampf bis zum eigenen Ende zu liefern.
Doch die Ortung sprach nicht an, und als die VAZIFAR zum Linearflug überging, wußte der Hordenführer, daß die Feinde keinen „Energieabdruck" seines Flaggschiffs erhalten hatten - und innerhalb der Turbulenzzone war er vor feindlicher Ortungvollkommen sicher.
Nur eine halbe Stunde später fiel das Schiff in den Normalraum zurück - dicht vor einem weißen Zwerg, der von einer rasend schnell rotierenden Wolke glühenden Wasserstoffs umgeben war.
Yesevi Mh leitete das harte Ausweichmanöver ein, ohne daß Amtranik es ihm zu befehlen brauchte. Starke Vibrationen ließen die Schiffszelle erbeben, als die Korrekturtriebwerke über die Sicherheitsmarken hochgeschaltet wurden.
Die VAZIFAR schoß mit einem Viertel LG nur anderthalb Lichtsekunden von der Oberfläche der weißen Zwergsonne entfernt durch den rotierenden Gasnebel. Ihre Schutzschirme wurden aufs höchste beansprucht.
Sekundenlang schien es, als wollte der weiße Zwerg das Schiff mit seiner Schwerkraft an sich reißen. Doch dafür war die Geschwindigkeit zu hoch.
Die VAZIFAR durchbrach den Gasnebel. Erst danach schmolzen einige Schutzschirmprojektoren infolge der Überlastung zusammen. Aber sie konnten aus den Ersatzteilmagazinen ersetzt werden.
Wichtiger erschien es Amtranik, daß seine Laboris und er in unmittelbarer Nähe der Zwergsonne keine größeren Orientierungsschwierigkeiten gespürt hatten. Yesevi Ath hatte sogar völlig verzögerungsfrei reagiert.
Entweder hatte die Nähe einer dichten Materieballung oder die abschirmende Wirkung des rotierenden glühenden Gasnebels vor dem unbekannten Einfluß geschützt.
Zusammen mit dem Wissen, daß auf Arpa Chai weder Reaktionsverzögerungen noch Orientierungssehwierigkeiten
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