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0986 - Das Ende der Sternenstadt

Titel: 0986 - Das Ende der Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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teilweise verschmolzenen, in diesem Prozeß von einer Komponente gestoppten Bürger aussahen, als wären sie an einer beliebigen Stelle aufgespalten worden, nannte man die unverträglichen Teilchen Spalt-Komponenten, und die neuen Bürger, die aus eben solchen Komponenten zusammengesetzt wurden, bezeichnete man allgemein als Spaltlinge.
    Der Schock der Trennung war für die Spaltlingsbewußtseine meist nicht nur schmerzlich, sondern auch heilsam. Sie lernten begreifen, welche Vorteile es hatte, in einer Gemeinschaft zu existieren, und so waren sie bemüht, sich schleunigst mit anderen Spaltlingen zu verschmelzen. Hatten sie erst einen Grad von fünf- bis achtfachem Gehalt erreicht, so waren ihre Chancen, sich einer noch großeren Gemeinschaft anzuschließen, nicht übel. So mancher hochwertige Bürger hatte im Lauf seiner Verschmelzungen Bewußtseinsverluste hinnehmen müssen. Gelang es ihm, diese Verluste so geschickt auszugleichen, daß die Zahl seiner Bewußtseine der eines sich geradlinig emporarbeitenden Bürgers entsprach, so nannte man ihn einen Bürger mit steigendem Gehalt. Bürger mit festem Gehalt dagegen waren solche, deren Körper so viele unverträgliche Komponenten enthielten, daß sie keinen Verschmelzungspartner mehr fanden. Dieser Zustand war der Alptraum aller Bewohner von Art’Yschall. Bürger mit fallendem Gehalt hatte es nur zu Beginn dieser Entwicklungsperiode gegeben.
    Nur ganz selten geschah es, daß ein Spaltlingsbewußtsein durch sein Schicksal nichts dazulernte. Noch seltener kam es vor, daß so ein Bewußtsein sich in irgendeiner Weise gegen die Gemeinschaft wandte.
    Einmalig allerdings war selbst dieser Fall nicht ...
     
    *
     
    Thezein erreichte die Sternenstaubbrücke, als über der Ebene der Schnellfüßigen die Dunkelheit hereinbrach. Ein dichter Staubschleier verhüllte die Kunstsonne und schenkte den Bewohnern der Ebene die Illusion, daß es Nacht sei.
    Kein Bürger war um diese Zeit auf der Brücke unterwegs. Die Nacht gehörte der Meditation, und es gab für einen Bürger nichts Schlimmeres, als diese Phase mit anderen Tätigkeiten zu verschwenden. Aber Thezein hatte sich noch nie an diese Regeln gehalten und pflegte dann zu meditieren, wenn er gerade Lust dazu hatte. Außerdem war er der Ansicht, daß seine besondere Fähigkeit gerade darin läge, das zu tun, was die anderen nicht taten.
    Unschlüssig verharrte Thezein am Beginn der Brücke. Der bloße Anblick dieses gigantischen Gebildes, das sich durch das Nichts zwischen der Ebene der Schnellfüßigen und dem Mond der Wasserbewohner schwang, bereitete ihm Unbehagen. Er erinnerte sich vage daran, daß er früher, als er noch zu einer Gemeinschaft gehort hatte, oft zur Welt der Wasserbewohner hinübergewechselt war, und er wußte natürlich, wie man sich dieser Brücke bediente aber er hatte Angst.
    Von der Ebene der Schnellfüßigen drang kein Laut zu ihm herüber. Überhaupt war es beängstigend still.
    Ganz Art’Yschall schien den Atem anzuhalten und darauf zu warten, was Thezein als nächstes unternahm. Er fühlte sich von unzähligen Augen beobachtet, und er fragte sich, ob die Bürger nicht längst wußten, wo er war und was er tat. Vielleicht spielten sie nur mit ihm, gaben ihm das Gefühl, fliehen zu können, um ihn dann um so sicherer ins Verderben schicken zu können.
    Er blickte fest zum Mond der Wasserbewohner auf und wollte eben beginnen, sich kraft seines Willens hinüberzuziehen, wie es einem Bürger geziemte, da fiel ihm etwas ein, und er zögerte.
    So eine Brücke war leicht zu bewachen, dachte er sich. Falls die Bürger der Ebene ihn bis hierher beobachtet hatten, so würden sie annehmen, daß er entweder auf der Bruckenmitte einem beliebten Meditationsplatz oder aber drüben auf dem Mond wieder auftaUchen würde. Dort konnten sie seine Spur wieder aufnehmen. Er würde ihnen einen Streich spielen und an einen Ort gehen, an dem sie ihn nie und nimmer suchen würden.
    Im nächsten Augenblick stand er auf der Brücke, auf einem Abschnitt, der weit genug von der Ebene entfernt war, daß man ihn von dort aus nicht mehr sehen konnte, aber noch längst nicht in direkter Reichweite der Brückenmitte.
    Er sah sich um und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als er sich der Leere um ihn herum bewußt wurde. Das Band der Straße war nur schmal, er konnte mühelos mit seinen Händen beide Ränder berühren. Der Boden unter seinen Füßen bestand nicht aus rnassivem Gestein, wie er es gewöhnt war, sondern aus

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