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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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daran, daß andere kommen und gehen.“
    „Wie kommen
sie? Wie gehen sie?“
    „Sie kommen
wie du, Larry. Aber nicht so gefaßt, nicht so ausgeglichen. Die meisten sind am
Ende, aber dann müssen sie doch damit fertig werden, ohne Augen zu leben. Die
Bestie scheint nie einen Fehler zu machen. Immer gibt es neuen Nachschub. Es
gab eine Zeit, da sind dauernd welche hier runtergekommen. Es waren einige
dabei, die uns das Leben zur Hölle machten. Sie schrien und tobten. Viele
wurden getreten und geschlagen, von den anderen, solange, bis sie Ruhe gaben
und nie wieder schreien konnten.“
    Wenn diese
Mauern hier erzählen könnten. Larry blickte sich unwillkürlich in der düsteren,
muffigen Umgebung um. Wieviel Furchtbares mußte hier schon geschehen sein,
wieviel Unaussprechliches ...
    „Kommst du
aus der Anstalt - oder haben sie dich draußen erwischt?“ wollte der Alte
wissen.
    „Ich komme
von draußen.“
    Du nickte . „Dann fangen sie also damit wieder an. Eine Zeitlang
kamen die anderen nur aus der Anstalt. Verrückte! Aber nicht alle waren so irr,
daß sie nichts hätten erzählen können. So habe ich mir ein Bild von den Dingen
machen können von dem, was sich hier so abspielt, und was wahrscheinlich nie
enden wird. Es geht immer weiter. Ich habe lange Zeit geglaubt, daß er
wahrscheinlich nur deshalb das Heim eingerichtet hat.“
    „Wie meinst
du das?“ hakte Larry nach. Er hielt es für wichtig, von ,Du‘ mehr zu erfahren. Und er glaubte, daß - wenn einer überhaupt imstande dazu war,
sich richtig auszudrücken - dies nur von dem alten Mann kommen konnte.
    „Es gab mit
einem Mal ein Heim. Billerbroke , so heißt der
Schloßbesitzer, hat es eingerichtet. Ich habe erfahren von denen, die hier gewesen sind und die in der Zwischenzeit gestorben
sind -, daß sie alle in einem Heim gewesen seien. Menschen, deren Kopf nicht
ganz in Ordnung ist, Menschen, die keine Angehörigen haben. Das paßt so gut zu
allem, Larry. Da braucht er keine unnötigen Fragen anzuhören, da werden keine
Nachforschungen gestellt. Zahlreiche Menschen haben diesen Ort hier passiert.
Ich habe sie alle überlebt. Du bist der erste, der nicht aus der Anstalt kommt.
Wahrscheinlich hat Billerbroke sie aufgegeben. Nun,
irgendwann mußte mal auffallen, daß die Menschen nicht alle hintereinander
wegsterben können. Der Boden ist ihm wahrscheinlich zu heiß geworden. Haben sie
dich auch vor dem Schloß erwischt wie mich damals? Von mir weiß heute kein
Mensch mehr etwas. Ich wurde eingefangen wie ein Tier und in das Castle
geschleppt. Dann verschwand ich in der Versenkung.“
    Larry
bewunderte die Klarheit mit der sein Gesprächspartner sich ausdrücken konnte,
obwohl er schon lange Zeit keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Was ,Du‘ da aus Vermutungen und Erzählungen der
Geisteskranken zusammengetragen hatte, deckte sich mit Larrys Vermutungen.
    Billerbroke hatte von
einem bestimmten Zeitpunkt an die Anstalt eingerichtet als Mittel zum Zweck.
Daran gab es für X-RAY-3 nicht mehr die geringsten Zweifel.
    Die
Geisteskranken, deren er sich angeblich so großherzig annahm, waren in
Wirklichkeit sein Rohmaterial gewesen. Er benutzte sie, um seine schauerlichen
Operationen an ihnen auszuführen. Die Insassen der Anstalt, die angeblich
gestorben waren und für die ein eigener, fingierter Friedhof angelegt worden
war, hatten in Wirklichkeit als Augenspender gedient und waren hier unten in
diesen Riesenkerker gesperrt worden, wo sie schließlich über kurz oder lang wie
Tiere verendeten.
    „Wozu braucht
er all die Augen?“ fragte Larry.
    „Das weiß ich
nicht“, lautete die Antwort des Alten.
    „Da müssen
Sie mich schon fragen, Mister Brent!“ sagte plötzlich die Stimme aus dem
Hintergrund.
    Larry
wirbelte herum. Der Strahl seiner Taschenlampe raste über die ausgemergelten
Gestalten hinweg wie ein Blitz, der kurz aufzuckte und eine grauenhafte
Szenerie beleuchtete und blieb hart auf der Person hängen, die in einem schwach
beleuchteten Spalt in der gegenüberliegenden Wandseite stand.
    Lord Desmond Billerbroke !
    Er war
flankiert von seinen drei Hunden, die bedrohlich die Zähne fletschten.
    „Das haben
Sie nicht erwartet, nicht wahr?“ klang die Stimme bösartig durch das große
Verlies. „Ich bin etwas zu früh zurückgekommen. Zu Ihrem Schaden. Ich wußte von
Anfang an, daß Sie ein kluger Kopf sind, aber soviel Raffinesse und
Spitzfindigkeit hätte ich Ihnen doch nicht zugetraut. Kommen Sie her, Brent!
Und reißen Sie sich

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