1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Bluff.«
Dass Mark auf seine Provokation nicht hereinfallen würde, hatte er erwartet.
»Danke. Ist Shara deine Schwester?«
Mark lehnte sich weiter scheinbar entspannt gegen die Fensterbank und neigte lediglich den Kopf etwas zur Seite.
»Was soll das bringen? Ein umfangreiches Geständnis kannst du vergessen.«
Wütend biss Sven die Zähne zusammen. Dann zog er demonstrativ eine Schreibtischschublade auf.
»Willst du dich überzeugen, dass kein Aufnahmegerät läuft? Ich wollte nur wissen, warum du mir das verschwiegen hast. Mehr nicht. Vergiss das Ganze.« Er knallte die Schublade wieder zu.
Der Amerikaner sah ihn schweigend an und sagte kein Wort. Verdammt, Sven bekam seine Wut kaum noch unter Kontrolle. Er betrachtete Mark schon längst als Freund und hatte gehofft, dass es auch andersherum galt. Anscheinend hatte er sich getäuscht.
Sven nahm einen Kugelschreiber und umfasste ihn so fest, dass seine Handknöchel weiß hervortraten.
»Willst du es schriftlich haben? Die Sache mit den Schüssen auf Kranz ist erledigt.«
Mark schüttelte den Kopf. »Du schuldest mir nichts und auch wenn es mir leid tut, dass es jetzt so läuft, kannst du nichts beweisen.«
Es reichte. Sven sprang auf und schmiss den Kugelschreiber so heftig auf den Schreibtisch, dass er abprallte und auf dem Boden landete.
»Du riskierst dein Leben und deine Karriere für Dirk, Britta und Jan, und von mir verlangst du, dass ich gegen einen Freund ermittle? Spinnst du eigentlich komplett? Wer bist du denn, dass du glaubst, solche Entscheidungen für mich treffen zu können? Verdammt, Mark. Ich hätte mir nur gewünscht, dass du mir genug vertraust, um mit mir darüber zu sprechen. Wenn Alex die Verbindung zwischen Kranz und Shara nicht ausgegraben hätte, hätte ich vielleicht zu wenig gegen ihn in der Hand gehabt. Hast du darüber mal nachgedacht?« Mist, so laut hatte er nicht werden wollen.
Der Anflug eines Grinsens zeigte sich auf Marks Gesicht.
»Deine Wutausbrüche haben mir fast schon gefehlt.«
»Ach, halt den Mund und lass uns über etwas anderes reden.«
»Nein, das wird jetzt geklärt. Ich konnte und wollte von dir nicht verlangen, dass du deinen Job meinetwegen nicht richtig machst. Es war einfach Pech, dass der Fall bei dir gelandet ist.«
Also hatte er richtig gelegen. »Eher Glück, weil ich das jetzt zurechtbiegen kann. Und Ramina ist definitiv die Tochter von Kranz?«
Erstaunt riss Mark die Augen auf.
»Ich dachte, das wusstest du?«
»Nö, nur geraten und geblufft.«
Mark ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Mann, du bist echt gut.«
Sven sah keinen Grund zur Bescheidenheit.
»Stimmt, ich habe einen gewissen Ruf als Verhörexperte. Erzählst du mir jetzt die ganze Geschichte?«
Das tat Mark. Nachdem Sven sämtliche Einzelheiten kannte, war er überzeugt, das Richtige zu tun – nicht nur als Freund, sondern auch als Polizist.
»Schöner Mist das Ganze. In solchen Fällen versagen Gesetze und Vorschriften mal wieder. Ich hätte auch nicht gewusst, was ich tun soll.«
»Aber eins sollte dir klar sein, Sven. Es ging niemals um fehlendes Vertrauen, sondern darum, dass ich dich nicht in einen Gewissenskonflikt bringen wollte.«
»Dann war es also nicht dein Wunsch, dass Jake mich fast zu Boden gestoßen hat, als ich mich für dein Gewehr interessiert habe?«
»Nun ja, der Zeitpunkt war vielleicht nicht ganz so ideal, um über das Thema zu sprechen.«
»Du warst hoffentlich nicht so dämlich, das Gewehr zu behalten, mit dem du auf Kranz geschossen hast, oder? Ich hoffe, es liegt, in Einzelteile zerlegt, auf dem Grund der Elbe.«
»Nicht ganz. Außenalster.«
Neidisch sah Sven auf die Motorräder, er hätte zu gern mit Mark getauscht und wäre mit Alex zurück nach Ahrensburg gefahren.
Matthias verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
»Denk nicht einmal daran. Dein Schreibtisch bricht bald unter den Papiermassen zusammen.«
Sven beschränkte sich auf einen Brummlaut, der seine Gefühle nicht einmal annähernd beschrieb.
»Sobald Alex bei Dirk ist, komme ich zurück und helfe dir«, versprach Mark.
Sven hatte zwar Verständnis dafür, dass Mark sie nicht allein lassen wollte, hätte aber lieber sofort auf seine Hilfe zurückgegriffen. Die fälligen Berichte hatte er noch nicht einmal ansatzweise formuliert. Ein Streifenwagen fuhr mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn direkt auf sie zu und beendete seine missmutigen Gedanken. Der Fahrer hielt so dicht neben ihnen,
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