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1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi

1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi

Titel: 1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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Einschusswinkeln auf den Standort des Schützen zu schließen. Dünne rote Lichtstrahlen bohrten sich durch die Dunkelheit und formten ein bizarres Muster in den Abendhimmel, das wesentlich interessanter war als die Ausführungen des Kollegen. Svens Blick ruhte sekundenlang auf dem fernen Umriss des Michel. Knapp achthundert Meter, eindeutig zu weit, damit blieb nur eines der näher gelegenen Bürogebäude als Standort des Schützen.
    Er verbarg seine Erleichterung, als sein Gegenüber sich endlich verabschiedete. Wenn der Kommissar, dessen Namen er bereits vergessen hatte, ihn nicht sofort nach seiner Ankunft überfallen hätte, wäre er vermutlich schon einen Schritt weiter.
    Ein Mann im Anzug saß in einem der Streifenwagen und zog nervös an einer Zigarette, zündete sich mit der halb aufgerauchten die nächste an und rieb sich ununterbrochen mit der Hand über die Stirn. Obwohl es sich um das Opfer zu handeln schien, hätte er auf einen Tatverdächtigen getippt, ohne dies genauer begründen zu können.
    Als eine Kollegin mit einer Thermoskanne an ihm vorbeiging, bat er sie um einen weiteren Becher. Das ekelhafte Zeug wäre die ideale Rache für Matthias’ fieses Grinsen, während er sich mit dem nervigen Kollegen herumgeschlagen hatte. Sie kannten sich zu lange, als dass seinem Freund seine Ungeduld entgangen wäre. An einen Streifenwagen gelehnt, musterte Matthias ebenfalls den nervösen Raucher.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, begrüßte ihn Sven und sah bedeutungsvoll auf das zerschossene Blaulicht.
    Matthias nickte. »Nur genervt von der ständigen Frage, ob bei mir alles in Ordnung ist. Was machst du hier? Das hat nichts mit gefälschten Bilanzen oder geplatzten Schecks zu tun. Es geht um Schüsse. Die kamen aus einem Gewehr. Das erkennst du nicht, selbst wenn ein Schild dranhängt.«
    »Mach mir doch ’ne Skizze. Vielleicht bin ich hier, um dir einen Kaffee zu besorgen.« Sven reichte ihm den zweiten Plastikbecher. »Schön dich zu sehen. Du musst aber nicht unbedingt auf dich schießen lassen, um mich zu treffen.«
    »Anscheinend doch.«
    Sven nickte unverbindlich. Dies war der falsche Ort, um auf den kaum versteckten Vorwurf einzugehen. Dann lieber eine Erklärung, warum er den Fall aufgehalst bekommen hatte.
    »Das Opfer ist ein hohes Tier bei der Hamburger Bank und spielt mit den richtigen Leuten Golf oder sonst was. Er hat sich per Handy bei einem Referenten des Innensenators gemeldet, um sicherzustellen, dass wir unseren Job machen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie unser Polizeipräsident auf den Anruf des Referenten reagiert hat.«
    Matthias schmunzelte. »Ja, ich weiß, wie er auf solche Klüngeleien steht. Bei dem Telefonat hätte ich gerne zugehört. Aber wieso Wirtschaftsdezernat?«
    »Weil ich eine andere Untersuchung laufen habe, bei der es am Rande um die Hamburger Bank geht, die mich aber nicht gerade auslastet. Tannhäuser meinte, dass ich das Ding hier gleich mit übernehmen kann. Was ist das überhaupt? Ein Mordanschlag mit Vorankündigung, und kein einziger Schuss trifft? Ist der Typ da das Opfer? Und wenn wir schon dabei sind: Wieso fährst du Streife? Nichts mehr mit Jugend und Prävention?«
    »Doch, klar, wir waren auf dem Rückweg von einer Schulveranstaltung. Der Direktor meinte, es würde mehr Eindruck machen, wenn wir in Uniform auftauchen.« Matthias hielt den Kaffeebecher Richtung Streifenwagen, in dem der Raucher saß. »Zu dem Herrn. Er heißt Joachim Kranz, zweiundvierzig Jahre alt, wohnt in Eppendorf. Er hat keine Feinde und holt sich jeden Montag um diese Zeit bei der Fischküche seine Garnelenspieße ab. Erst hat er sich wie ein arroganter, aggressiver Hund benommen, und jetzt versucht er, meine Kollegin mit einer Charmeoffensive einzuwickeln.«
    Mit Todesverachtung trank Sven seinen Kaffee aus, drückte den leeren Becher zusammen und stellte ihn aufs Wagendach. »Macht immer weniger Sinn. Was denkst du?«
    Matthias nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. »Widerliches Zeug, aber das meintest du wohl nicht. Fangen wir mit der widersprüchlichen Reaktion von Kranz an. Jetzt nervös, anfangs nur sauer, dass er eine Verabredung versäumt. Unglaublich, nachdem man gerade auf ihn geschossen hat, oder? Dann fällt ihm kein einziger möglicher Täter ein. Irgendein Name kommt doch immer hoch und wenn’s der Nachbar ist, der zur falschen Zeit den Rasen mäht. Bei den Stimmungsschwankungen und der Pupillengröße hätte ich zu gerne einen Drogentest angeordnet, aber

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