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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber war doch alles vorhanden und verteilt. Darum rief der Häuptling: „Es ist geschehen, was ihr wolltet. Nun bindet mich los und packt euch fort!“
    „Du irrst“, antwortete Old Shatterhand ihm ruhig, „ihr habt noch nicht alles ersetzt.“
    „Was verlangst du noch?“
    „Die Zeit, die uns verloren gegangen ist.“
    „Kann ich euch Zeit geben, Stunden schenken?“ erwiderte Ka Maku.
    „Ja. Wir haben alle deinetwegen eine kostbare Zeit verloren, die wir unbedingt wieder einbringen müssen. Das ist mit den schlechten Pferden, welche einige von uns besitzen, nicht möglich. Ich habe gesehen, daß ihr in eurem Corral sehr schöne Tiere habt; wir werden unsre schlechten gegen eure guten umtauschen.“
    „Wage das!“ rief Ka Maku, indem seine Augen zornig blitzten.
    „Pshaw! Was ist dabei zu wagen? Du glaubst doch nicht etwa, daß ich mich vor dir fürchte? Wer kann es uns verwehren, den Tausch vorzunehmen? Du bist in unsrer Gewalt, und deine Krieger dürfen sich nicht herunter wagen, um uns zu hindern. Unsre Gewehre tragen weiter als die ihrigen; wir würden sie treffen, nicht aber sie uns; das wissen sie recht gut und werden sich also hüten, uns nahe zu kommen.“
    „Es würde ein Raub, ein Diebstahl sein!“
    „Nur Vergeltung! Ihr seid Diebe; wir aber strafen euch. Sollt ihr alle diese Leute umsonst gefangen genommen und beraubt haben? Man muß euch zeigen, daß der Unehrliche stets dem Ehrlichen unterliegt. Also, dein Widerstreben hilft dir nichts. Winnetou, Sam Hawkens und Droll mögen kommen, um mit mir die Pferde auszulesen!“
    Er ging mit den drei Genannten nach dem Corral. Der Häuptling geriet in große Wut; er bäumte sich unter seinen Fesseln und gebärdete sich, als ob er den Verstand verloren hätte. Da trat Frau Rosalie zu ihm und fuhr ihn zornig an:
    „Willste gleich schtille sein, du Schreihals ewiger, du! Was biste denn eegentlich? Een Häuptling willste sein? Wennste denkst, daß ich das gloobe, da kommste schöne an! Een Lump biste, een langfingriger Galgenschtrick. Verschtehste mich? Klappse sollteste kriegen, Haue, tüchtige Prügel! Eingeschperrt haste uns, uns arme Würmer! Und nu, da das gerechte Schtrafgericht über dich kommt, wie der Pfeffer off die Suppe, da tuste grad, als obste die reene Unschuld wärscht. Nimm dich in acht und komm mir nich etwa mal in meine Hände; ich reiß dir die Haare alle eenzeln raus! So, jetzt weeste, woran du bist und mit wem du es zu tun hast. Bessere dich! Jetzt is es vielleicht noch Zeit. Sonst kriegst du's noch mit der Polizei und dem Schangdarm zu tun!“
    Sie warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu und wendete sich dann von ihm ab. Ihre Worte blieben nicht ohne Wirkung, obgleich er keins derselben verstanden hatte. Desto verständlicher war ihm ihr Ton gewesen. Er sah ihr ganz erstaunt nach und schwieg, schwieg selbst dann, als kurze Zeit darauf die Pferde aus dem Corral gelassen und gesattelt wurden. Es befanden sich seine besten dabei. Aber wenn er auch nichts sagte, seine Blicke redeten um so deutlicher. Es war ihnen anzusehen, daß er auf Rache sann.
    Als die auf den oberen Stockwerken befindlichen Roten sahen, daß die Weißen aufbrechen wollten, kamen sie mit Hilfe der ihnen gebliebenen Leitern herabgestiegen. Sie glaubten, dies wagen zu können, weil die Bleichgesichter aufgehört hatten, eine drohende Haltung zu zeigen. Hätte man ihnen den Willen gelassen, so wäre kein ruhiger Abzug möglich gewesen. Darum richtete Old Shatterhand seinen Stutzen auf sie und rief drohend: „Bleibt oben, sonst schießen wir!“
    Da sie dieser Aufforderung nicht Folge leisteten, so gab er zwei Warnungsschüsse ab, doch absichtlich ohne jemand zu treffen. Da erhoben sie ein Geheul und wichen nach oben zurück. Sie waren übrigens den Verhältnissen angemessen sehr gut weggekommen, denn außer den Fackelträgern, welche von Old Shatterhand in die Hände getroffen worden waren, hatte keiner von ihnen eine Verletzung davongetragen; Tote gab es gar nicht. Dennoch sagte der Häuptling zu Old Shatterhand, als dieser das Gewehr absetzte: „Warum schießt du auf meine Leute? Siehst du nicht, daß sie keine feindlichen Absichten mehr haben?“
    „Und hast du nicht gesehen, daß auch meine Absicht eine friedliche war?“ antwortete der Jäger. „Oder glaubst du, ich hätte treffen wollen und doch Fehlschüsse getan? Wenn ich will, trifft meine Kugel stets; ich habe sie nur warnen wollen.“
    „Aber siehst du nicht, daß einige mit verbundenen Händen

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