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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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oben stehen? Sie erheben dieselben, um mir zu zeigen, daß sie verwundet worden sind.“
    „Sie mögen es meiner Güte danken, daß ich nur auf die Hände nicht aber auf ihre Köpfe gezielt habe. Eigentlich hättet ihr alle verdient, erschossen zu werden.“
    „Nennst du auch das Güte, daß du uns die Pferde weggenommen hast?“
    „Allerdings. Es ist das eine Strafe, mit der ihr sehr zufrieden sein könnt. Eigentlich habt ihr eine viel größere, viel strengere verdient.“
    „Das sagst du. Weißt du aber, was ich in Zukunft sagen werde?“
    Old Shatterhand machte eine geringschätzige Handbewegung, wendete sich ab und stieg, ohne zu antworten, auf sein Pferd. Die andern waren schon aufgesessen. Da rief Ka Maku, über diese Verachtung entrüstet, ihm zornig nach: „Ich werde jedem, der zu mir kommt, sagen: Winnetou und Old Shatterhand, die so stolz auf ihre Namen sind, sind unter die Pferdediebe gegangen, und Pferdediebe pflegen gehangen zu werden!“
    Der Jäger tat, als ob er diese Beleidigung gar nicht gehört habe, aber der kleine Hobble-Frank war so ergrimmt über dieselbe, daß er sein Pferd nahe zu dem Häuptling herantrieb und ihn zornig anfuhr: „Schweig, Halunke! So een inklusiver Spitzbube, wie du bist, muß froh sein, daß er nich selber an eenem kapitalen Stricke offgehängt worden is. Dir wäre noch besser, du würdest mit eenem Mühlschteen am Halse ersäuft im Indischen Ozean, da wo er am tiefsten is. Da haste meine Meenung, nu adjes!“
    Er wendete sein Pferd und ritt davon, leider ohne sich zu sagen, daß Ka Maku diese deutsche Strafrede gar nicht verstanden haben konnte.

ACHTES KAPITEL
    Am Petroleumsee
    Wenn das Kriegsbeil zwischen zwei Indianerstämmen ausgegraben ist, was soviel heißt, daß nun auf Tod und Leben zwischen ihnen gekämpft werden soll, dann werden zunächst und vor allen Dingen von beiden Seiten Kundschafter ausgeschickt, welche zu erfahren suchen, wo der feindliche Stamm sich gegenwärtig befindet und wie viele erwachsene Krieger er zu stellen vermag. Den jetzigen Aufenthalt zu erkunden, ist deshalb schon notwendig, weil die sogenannten ‚wilden‘ Stämme gar nicht seßhaft sind, sondern stets umherstreifend, ihren Aufenthaltsort, allerdings innerhalb gewisser Grenzen, je nach ihren Bedürfnissen und Absichten immerwährend verändern.
    Damit ist die Aufgabe der Kundschafter aber noch nicht erfüllt, sie müssen, und das ist das Schwierigere, auch zu erforschen suchen, in welcher Weise der Feind den Krieg zu führen beabsichtigt, ob er gut verproviantiert ist, wenn er aufbricht, welchen Weg er einzuschlagen und an welchem Orte er auf den Gegner zu treffen gedenkt. Dazu gehören erfahrene Männer, welche neben der unbedingt notwendigen Tapferkeit auch die nötige Umsicht, Vorsicht und List besitzen.
    In Fällen, welche von keiner großen Bedeutung sind und dabei weniger Gefahr bieten, bedient man sich als Kundschafter jüngerer Krieger, damit dieselben Gelegenheit finden, ihren Mut und ihre Geschicklichkeit zu zeigen und sich einen Namen zu machen. Handelt es sich aber um mehr als das, so werden ältere, bewährte Männer auserwählt; ja, es kann sogar vorkommen, daß der Häuptling selbst auf Kundschaft geht, wenn er die Angelegenheit für dementsprechend wichtig hält.
    Da, wie ganz selbstverständlich, von beiden Seiten Späher ausgesandt werden, so kommt es vor, daß dieselben aufeinander treffen. Dann heißt es, alles aufzubieten, was Verschlagenheit und Kühnheit vermögen, um die feindlichen Kundschafter unschädlich zu machen, also sie zu töten. Wenn das gelingt, so bleibt der Gegner ohne Nachricht, wird also durch den Angriff überrascht und mit größerer Leichtigkeit besiegt.
    Es läßt sich da leicht denken, daß bei einem solchen Zusammentreffen der beiderseitigen Späher oft weit mehr List, Gewandtheit und Verwegenheit aufgeboten wird, als bei dem späteren eigentlichen Kampf. Es geschehen dabei Taten, deren Erzählung noch später, nach langen Jahren, von Mund zu Mund geht.
    Wie schon mehrfach erwähnt, waren gerade in gegenwärtiger Zeit zwischen einigen Stämmen sehr ernste Feindseligkeiten ausgebrochen, nämlich zwischen den Nijoras und den damals nördlich von ihnen hausenden Navajoindianern. Der Chellyarm des Rio Colorado bildete die Grenze zwischen diesen beiden Stämmen. Die Gegend, welche er durchfließt, war also das sehr gefährliche Gebiet, in welchem die Gegner voraussichtlich aufeinander treffen würden, und das also vorher von den

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