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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß Sie sich nicht etwa in einem Irrtum befinden.“
    „Ein Irrtum ist gar nicht möglich. Wenn wir Jünger der Kunst einmal etwas wissen, so wissen wir es auch ordentlich und richtig. Wir sind ja eben von den Nijoras überfallen worden.“
    „Das weiß ich. Drei von Ihnen haben sich gerettet.“
    „Drei? Da denken Sie höchst wahrscheinlich an Buttler, Poller und den Ölprinzen. Die sind uns leider durchgebrannt.“
    „Durchgebrannt? Also entflohen? Etwa Ihnen?“
    „Ja.“
    „Aber sie wollen doch Ihre Gefährten gewesen sein. Wie ist es da möglich, daß sie Ihnen entflohen sein können?“
    „Es ist so. Glauben Sie es mir.“
    „Das werden Sie mir noch deutlicher erklären müssen. Diese drei Männer erzählten, daß Old Shatterhand mit seiner Gesellschaft noch gefangen gewesen sei, als ihnen gelang, sich zu retten.“
    „Das ist entweder eine Lüge oder ein Irrtum in der Zeitrechnung. Als sie sich davonmachten, waren wir schon längst wieder frei. Haben Sie denn diese drei Personen gesehen?“
    „Sogar gesprochen haben wir mit ihnen.“
    „Da will ich hoffen, daß Sie sich in acht genommen haben!“
    „Warum?“
    „Weil das Menschen zu sein scheinen, denen man nicht weiter trauen darf, als man sie sieht. Die haben den Schalk im Nacken, ja ja, den Schalk im Nacken. Es ist ihnen sogar gelungen, mich zu täuschen, mich, der ich ein Sohn der Musen bin. Das will doch gewiß viel heißen, sehr viel! Ich werde das Ihnen schon noch erzählen, Frau Häuptling.“
    „Ja, später. Für jetzt möchte ich zunächst wissen, wo Old Shatterhand und Winnetou sich befinden.“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Nicht? Aus Ihren früheren Worten schien aber doch hervorzugehen, daß Sie es wissen müssen!“
    „Das mag sein. Aber einesteils bekümmere ich mich nicht eingehend um solche Sachen, weil meine Heldenoper alle meine Gedanken in Anspruch nimmt, und andernteils verhalten sich meine Gefährten nicht so mitteilsam gegen mich, wie Sie anzunehmen scheinen. Es ist dies eine sehr zarte Rücksichtnahme von ihnen, für welche ich ihnen wirklich dankbar sein muß. Sie wollen mich nicht mit diesen profanen Sachen belästigen, da ich weit Höheres zu schaffen habe. Ich weiß also nicht, wo Old Shatterhand und Winnetou sich in diesem Augenblick befinden; ich kann nur sagen, daß sie hinter den Nijoras her sind. Wenn sie mich mitgenommen hätten, könnte ich Ihnen den Ort, wo man sie jetzt zu suchen hat, genau sagen.“
    „Wann sind sie denn von Ihnen fort?“
    „Noch vor Mittag heut. Sie haben niemand als nur Schi-So mitgenommen.“
    „Schi-So? Was? Meinen Sohn?“
    „Ihren Sohn? Wie? Er ist Ihr Sohn?“
    „Ja. Wußten Sie das nicht?“
    „Nein. Ich wußte nur, daß er der Sohn von Nitsas-Ini sei, ob aber auch der Ihrige, das war mir bis zum gegenwärtigen Augenblick unbekannt.“
    „Aber ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich die Frau des Häuptlings bin!“
    „Das stimmt; aber wissen Sie, es ist für einen Jünger der Kunst nicht so leicht, sich in die Verhältnisse einer Familie hineinzudenken, bei der die Mutter weiß, der Vater aber von kupferner Farbe ist. Ich werde es mir aber sehr genau überlegen, und dann ist es sehr wahrscheinlich, daß Sie in meiner Oper einen Platz bekommen, etwa als rote Heldenmutter, denn eine weiße habe ich schon in der Person von Frau Rosalie Ebersbach.“
    Der Kantor kam ihr etwas sonderbar vor. Sie schüttelte leise den Kopf und erkundigte sich dann: „Was taten Sie denn eigentlich vorhin da drüben, wo Sie sich befanden?“
    „Ich komponierte.“
    „Das heißt, sie arbeiteten an Ihrer Oper?“
    „Ja. Ich komponierte den Heldeneinzugsmarsch.“
    „Aber so laut!“
    „Das muß so sein; das geht nicht anders. Ich muß doch hören, wie die einzelnen Instrumente klingen.“
    „Aber das kann Ihnen doch sehr leicht das Leben kosten!“
    „Fällt ihm nicht ein!“
    „O doch! Wie nun, wenn Feinde in der Nähe gewesen wären?“
    „Es waren keine da.“
    „Wußten Sie das?“
    „Ja.“
    „Woher?“
    „Sam Hawkens hat es gesagt. Darum paßte er auch nicht sehr auf mich auf, und so gelang es mir, mich zu entfernen, ohne daß man acht darauf hatte. Ich ging so weit fort, daß sie mich nicht hören konnten, und probierte da die einzelnen Stimmen des Orchesters durch. Da wurde ich leider plötzlich unterbrochen. Man packte mich von hinten, schnürte mir die Kehle zu, so daß es mit dem Komponieren rein alle war, und transportierte mich hierher. Ich hoffe, daß man mich wieder

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