Die drei ??? und der unheimliche Drache
Mit Rätseln fängt es an
»Ich frage mich«, sagte Justus Jonas eines Morgens, »wie wir es anstellen würden, wenn wir hier in der Gegend den kühnsten Raub aller Zeiten planten!«
Seine beiden Freunde waren sichtlich verblüfft. Bob Andrews ließ den Stapel Kärtchen fallen, die er gerade einzeln in die alte Druckerpresse einführte. Peter Shaw, der an einem ausgedienten Radio herumbastelte, zuckte zusammen, so daß sein Schrauben-zieher eine wilde Kurve beschrieb.
»Was hast du da gesagt?« fragte Peter. Er versuchte den häßlichen Kratzer glattzuschmirgeln, den er hinten auf das hölzerne Ge-häuse des Apparats gemacht hatte.
»Ich sagte, ich frage mich, wie wir es anstellen würden, wenn wir hier den kühnsten Raub aller Zeiten starten wollten«, wiederholte Justus. »Gesetzt den Fall, wir wären Verbrechergenies.«
»Frag dich nur weiter«, sagte Peter, »und vielleicht findest du dabei auch noch heraus, was mit uns passiert, wenn sie uns ge-schnappt haben. Ich hab’ mal gehört, Verbrechen zahlt sich nicht aus.«
Bob Andrews las seine am Boden verstreuten Kärtchen zusammen. »Ich glaube kaum, daß wir für ein Verbrechen großen Stils die geeigneten Experten wären. Ich bin nicht mal Experte genug, um auf dieser Druckerpresse Karten zu fabrizieren.«
»Mir kam nur so der Gedanke«, meinte Justus. »Schließlich sind wir Detektive. Wenn wir in der Theorie ein Verbrechen sorgfältig planen könnten, käme uns das sehr zustatten, sobald es um seine Aufklärung ginge. Wir müssen unsere Gedankenarbeit einmal in der Gegenrichtung vollziehen und uns in die Denkweise eines ge-nialen Verbrechers hineinversetzen.«
Peter nickte. »Das ist eine prima Idee, Just. Aber erst muß ich bei diesem Radio mal die Gedanken des früheren Besitzers in der Gegenrichtung vollziehen. Er hat das Ding selber zu reparieren versucht und die Strippen total verheddert. Danach werde ich dann gern mit dir kriminelle Planspiele machen.«
Die drei ???, wie sich die Detektive nennen, waren in Justs Frei-luft-Werkstatt auf dem Schrottplatz der Firma Jonas. Im Schutz des zwei Meter breiten Dachs, das von der hohen Umzäunung nach innen vorsprang, setzten sie alten Trödel, den Justs Onkel Titus aufkaufte, wieder instand. Was sie dabei verdienten, ver-brauchten sie zum Teil als Taschengeld, zum Teil leisteten sie sich davon solchen Luxus wie das Telefon in ihrer geheimen Zentrale.
Peter zog an seinem Radio die letzte Schraube an und hielt Justus den Apparat stolz zur Begutachtung hin. »Das dürfte deinem Onkel mindestens drei Dollar wert sein«, sagte er. »Jetzt kann er es als funktionierendes Radio verkaufen – vorher hatte das Ding nur Schrottwert.«
Justus lächelte. »Onkel Titus pflegt aber nicht achtlos mit dem Geld um sich zu werfen. Ich schlage vor, du probierst erst mal aus, ob es überhaupt geht.«
Peter zuckte die Achseln und drehte an einem Knopf. »Und ob das geht«, sagte er. »Hört’s euch an.«
Im Radio summte und krachte es, dann kam der Sender klar herein. Sie hörten einen Sprecher, der anscheinend mitten in den Nachrichten war. »Die Polizei steht im Hinblick auf die sonderbaren Vorfälle in Seaside weiterhin vor einem Rätsel«, sagte er. Im Laufe der vergangenen Woche wurden fünf Hunde als vermißt gemeldet. Die Besitzer können sich das plötzliche Verschwinden ihrer Vierbeiner nicht erklären. Und nun zu den Nachrichten aus dem Ausland.«
»Schalt ab, Peter«, sagte Justus.
Peter drehte den Knopf zurück. »Was ist das nun wieder?« sagte er. »Fünf Hunde vermißt. Anscheinend macht ein verrückter Hundefänger die Gegend unsicher.«
»Da hätten wir ja das Verbrecher-Genie, das Justus meinte«,sagte Bob grinsend. »Er stiehlt nach und nach alle Hunde, die er kriegen kann, und treibt damit die Nachfrage in die Höhe. Und wenn dann die Leute den Preis zahlen, den er fordert, stößt er die Viecher wieder ab und wird Millionär.«
Justus saß da und knetete seine Unterlippe, das Zeichen dafür, daß sein Denkapparat auf Hochtouren lief. »Komisch«, meinte er schließlich.
»Was ist komisch?« fragte Bob. »Ist dir der Schmerz der betroffenen Hundehalter etwa Anlaß zur Belustigung?«
Justus schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Nein. Mir ging es darum, daß in einer Woche gleich mehrere Hunde als vermißt gemeldet werden. Daß Haustiere verschwinden, passiert sonst eher in unregelmäßigen Abständen als gehäuft in einer einzigen Woche.«
»Na, es muß so sein, wie ich sagte«, erwiderte Bob.
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