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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte bis zu dem Punkt, an welchem für die Nacht gehalten werden sollte, ungefähr neun englische Meilen zurückzulegen und mußte also selbst bei dem langsamen Ochsenschritt noch vor abend dort ankommen. Die Gegend, durch welche der Zug sich bewegte, war eine mit Kies bedeckte Einöde, auf welcher nur hier und da ein hagerer Kaktus oder ein elender Mesquitestrauch zu sehen waren. Was man davon dürr fand, wurde mitgenommen, um heut abend ein großes Feuer unterhalten zu können. Überhaupt besteht die ganze, zwischen Tucson und dem Gila liegende Strecke aus solchem kiesigen Wüstenland, wo es Wasser für das Vieh nur in einigen Tümpeln gibt und für die Menschen an zwei oder drei Punkten, wo die frühere Überlandpostgesellschaft Brunnen graben ließ, welche noch heut bestehen. Man nennt diese Gegend die Neunzigmeilenwüste. Jedenfalls gibt es außer an den angeführten Stellen auch noch an andern Orten Wasser, doch halten die wilden Indianer derartige Punkte verborgen, indem sie die Löcher mit Häuten bedecken, auf welche sie Kies und Sand streuen, gerade so, wie die Nomaden der Sahara es mit ihren verborgenen Brunnen tun.
    Sam Hawkens leitete den Wagenzug; der bisherige Führer ritt nicht mehr voran, sondern hinterdrein. Die Blicke, welche er von Zeit zu Zeit auf den Kleinen warf, waren keine guten. Wenn sie bemerkt worden wären, hätte man aus ihnen ersehen können, daß er auf Rache sann.
    Als am Nachmittag nur noch zwei englische Meilen zurückzulegen waren, achtete Sam noch weit mehr als vorher auf den Weg und dessen Umgebung. Von einem gebahnten ‚Weg‘ war allerdings keine Rede; aber wer diese Gegend passierte, der hielt, ob zu Pferd oder zu Wagen, dieselbe Richtung ein, und so kommt es, daß man hyperbolisch sogar von Straßen spricht, welche die einzelnen Orte dort verbinden.
    Diese letzten zwei Meilen führten über wellenförmiges Land, welches so aussah, als ob eine Schar von Giganten riesenhafte Körbe voll Sand, Kies und Steingetrümmer hier nebeneinander ausgeschüttet hätte. Darum kamen die Wagen nur sehr langsam vorwärts. Einer dieser Giganten hatte seinen Korb mit großen, mannshohen und noch höheren Felsenstücken gefüllt gehabt und dieselben so hingeworfen, daß sie wie eine Brustwehr neben-, zwischen- und übereinander lagen. Wer sich dahinter versteckte, konnte sehr weit sehen, ohne selbst gesehen zu werden.
    Sam deutete auf diese Felsen und rief seinen beiden andern ‚Blättern‘ zu: „Das ist der Ort, an welchem die Finders halten werden. Oder willst du vielleicht wetten, Will Parker, daß ich unrecht habe?“
    „Fällt mir nicht ein, altes Coon“, antwortete der Genannte. „So klein mein Gehirn nach deiner Meinung ist, es hat doch diese Felsen sofort als mutmaßliche Haltestelle in sich aufgenommen. Schau, da drüben, links, gibt es noch ähnliche hohe Steine. Vielleicht reiten die Kerls dort hinüber.“
    „Nein, denn hier siehst du einige hundert Grashalme, welche sie ihren Pferden gönnen werden. Dort drüben wird sich aber auch jemand befinden.“
    „Wer?“
    „Kannst du das dir nicht denken?“
    „Doch, alter Sam.“
    „Nun, wer?“
    „Du selbst. Du wirst dich dort verstecken, um ihre Ankunft zu beobachten und sie dann zu belauschen.“
    Da schlug Sam seine fetten Hände über den Kopf zusammen und rief in gut gespielter Verwunderung: „Ist so etwas denn möglich! Dieses Greenhorn hat auf einmal einen Gedanken, einen wirklichen Gedanken, und zwar einen ganz richtigen und guten! Entweder geht die Welt bald unter, oder bei diesem alten Will Parker ist der Knoten endlich doch gerissen. Ja, edler Will, ich werde, wenn ich unsern Lagerplatz gesehen habe, nach dort drüben zurückkehren und auf die Finders warten.“
    „Nimmst du mich mit?“
    „Kann es nicht riskieren, Will. Gehören geschickte und erfahrene Leute zu so etwas. Mußt erst noch länger in die Schule gehen.“
    „Hm, ist's nicht etwa so, daß du dich täuschtest, alter Sam? Habe einen Jungen gekannt, welcher absolut nichts lernte, obwohl er einen sehr anstelligen Kopf besaß. Die Leute sagten, nicht der Junge, sondern der Lehrer, der nichts verstand, sei schuld daran. Ist wahrscheinlich hier bei uns auch der Fall.“
    Nachdem man noch einige niedrige Bodenerhebungen überwunden hatte, wurde das Land wieder eben, und eine gute Viertelstunde später verwandelte sich der sterile Kies in eine Erde, welche eine Gruppe von Mesquite- und Ocochillabüschen trug. Da gab es sogar Wasser. Es war hier nämlich

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