10 - Der Ölprinz
gestehen.“
„So meldet dem Kapitän, was Ihr gehört habt; sprecht aber ja mit keinem andern davon!“
„Kein Wort sage ich, Sir. Ich weiß, um was es sich handelt; ich bin Unteroffizier und gehöre zu den zwanzig, welche mit dem Lieutenant reiten werden.“
„Wann brecht ihr auf?“
„Schon in einer halben Stunde.“
„So sagt dem Lieutenant, er soll euch einzeln und nach verschiedenen Richtungen aus der Stadt reiten lassen! Dadurch wird vermieden, daß irgend jemand auf den richtigen Gedanken kommt.“
Der Unteroffizier entfernte sich, und nun wendete sich Sam an den Führer: „Sagt mir doch einmal, wie Ihr dazu kommt, diesem Mann Auskunft über uns zu erteilen!“
„Er fragte mich!“ antwortete der Führer kurz.
„So! Also wenn Euch jemand fragt, so antwortet Ihr, es mag sein, wer es will.“
„Ihr wollt mir doch nicht etwa den Mund verbieten?“
„Ja, das will ich allerdings! Ihr wißt, daß niemand erfahren soll, daß wir das Kleeblatt sind, und doch habt Ihr es diesem Frager sofort auf die Nase gehängt. Ihr wollt ein Scout, ein Westmann sein und habt noch nicht einmal das Abc der Vorsicht inne. Ich möchte mich Eurer Führung nicht anvertrauen.“
„Das habt Ihr auch nicht nötig. Ehe Ihr zu uns kamt, ging alles nach meiner Weisung und nach meinem Willen; nun aber tut Ihr, als ob Ihr unser Gebieter wäret. Ich bin von diesen Leuten engagiert worden und führe sie –“
„Ins Verderben!“ fiel Sam ihm in die Rede. „Ihr habt sie zu beschützen. Tut Ihr das? Ohne unser Kommen würden sie heut abend beraubt und ermordet werden!“
„Pshaw! Ich habe meine Augen auch offen. Laßt Euch sagen, Master Hawkens, daß ich die mir Anvertrauten bis Fort Yuma zu führen habe. Bis dorthin bin ich Herr des Zuges. Wollt Ihr mit, so habt Ihr Euch mir zu fügen. Später dann könnt Ihr befehlen, so viel Ihr wollt! Basta!“
Da klopfte ihm Sam auf die Achsel und sagte mit seinem freundlichsten Lächeln, hinter welchem sich aber stets das Gegenteil verbarg: „Nicht basta, noch lange nicht! Ich weiß, wohin diese Leute wollen; es ist nicht nötig, daß sie über Fort Yuma ziehen; es gibt einen kürzeren Weg, den Ihr freilich nicht zu kennen scheint. Ihr bleibt bis morgen früh noch bei uns; dann könnt Ihr gehen, wohin es Euch beliebt.“
„Mir recht, wenn ich meinen Lohn bis Fort Yuma bekomme!“
„Den werdet Ihr erhalten, und dann führe ich diese Leute, ohne Lohn von ihnen zu verlangen; sie werden dann nicht wieder durch die Schwatzhaftigkeit ihres Scout in Gefahr geraten.“
Der Führer setzte sich mürrisch auf eine Wagendeichsel; Sam wendet sich von ihm ab und seinen Gefährten zu.
„Hast einen Fehler gemacht, Sam“, meinte Will Parker. „Kann dich nicht begreifen.“
„Fehler gemacht? Welchen?“ fragte der Kleine.
„Warum soll er noch bis morgen bei uns bleiben? Hättest ihn gleich fortschicken sollen.“
„Das also, das soll ein Fehler sein? Will Parker, das Greenhorn, untersteht sich, Sam Hawkens gute Lehren zu erteilen! Siehst du denn nicht ein, altes Coon, daß ich ihn heut noch nicht fortschicken darf?“
„Nein, das sehe ich nicht ein.“
„Oh, süßer Will, wie traurig steht's mit dir! Wirst niemals, nie, ein Westmann werden. Wie blamiert es mich, einen solchen Lehrjungen zu haben, der nichts begreifen kann! Du aber kannst dich glücklich schätzen, daß ich dein Meister bin, denn ohne mich und Dick Stone wärest du längst schon ausgelöscht worden. Weißt du, was dieser sogenannte Scout machen würde, wenn ich ihn schon heute davonjagte?“
„Nun, was?“
„Er würde aus Rache zu den Finders gehen und ihnen unser Vorhaben verraten. Aber dein kleines Gehirn reicht gar nicht zu, diesen großen Gedanken in sich aufzunehmen.“
„Yes“, stimmte Parker sehr ernsthaft zu. „Du hast wirklich recht, alter Sam. Es ist eine wahre Sünde und Schande mit mir, daß keine deiner guten Lehren und Ermahnungen wie ein Tintenklecks an mir haften bleibt. Ich begreife gar nicht, wie du es nur so mit mir aushalten kannst.“
„Das ist kein Wunder, da du überhaupt gar nichts begreifen kannst. Der Grund liegt darin, daß ich für dich fühle und empfinde wie eine nachsichtige Mutter, die gerade dasjenige Kind, welches ihr die meisten Sorgen macht, am meisten liebt.“
Jetzt sah man einen Kavalleristen vorüberreiten; der Aufbruch des Militärs hatte also begonnen. Der Wagenzug aber blieb noch lange halten und setzte sich erst um die Mittagszeit wieder in Bewegung.
Man
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