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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Notwendigkeiten staken und hingen, zusammengehalten wurde; um die breiten, eckigen Schultern zog er eine wollene Decke, deren Fäden die ausgedehnteste Erlaubnis hatten, nach allen Himmelsgegenden auseinanderzulaufen, und auf dem kurzgeschorenen Kopf saß ein Ding, nicht Tuch, nicht Mütze und auch nicht Hut, dessen Definition geradezu eine Sache der reinsten Unmöglichkeit war. Auf seiner Schulter hing eine alte, lange Rifle, die von weitem aus einem an einen Stock befestigten Wasserschlauch zu bestehen schien.
    Der dritte und letzte war ebenso lang und dürr wie dieser zweite, hatte ein großes, dunkles Tuch turbanartig um den Kopf gewunden und trug eine rote Husarenjacke, welche sich auf irgendeine unerklärliche Weise nach dem fernen Westen verirrt hatte, lange Leinenhose und darüber Wasserstiefel, an welche zwei riesige Sporen geschnallt waren. In einem Gürtel steckten zwei Revolver und ein Messer vom besten Kingfieldstahl; sein Gewehr war eine jener doppelläufigen Kentuckybüchsen, welche in der Hand ihres Besitzers nie einen Schuß versagen und nie das Ziel verfehlen. Wollte man in der Physiognomie dieses Mannes nach irgendeiner Eigentümlichkeit suchen, so fiel der sehr breite Mund auf, den er hatte. Die beiden Mundwinkel schienen eine ganz bedeutende Zuneigung für die Ohrläppchen zu besitzen und näherten sich denselben auf die zutraulichste Weise. Dabei besaß das Gesicht den Ausdruck der ehrlichsten Treuherzigkeit; der Besitzer desselben war jedenfalls ein Mann, in dem kein Falsch gefunden werden konnte.
    Diese beiden letzteren waren mit Pferden beritten, die wohl schon viele Strapazen hinter sich hatten, aber noch weit mehr aushalten konnten.
    Als die drei sich niedergesetzt hatten und der Wirt zu ihnen trat und nach ihren Wünschen fragte, erkundigte sich der Kleine: „Was gibt's bei Euch zu trinken?“
    „Brandy, Sir“, antwortete der Irländer.
    „Gebt drei Gläser, wenn Ihr sonst weiter nichts habt!“
    „Was soll es sonst hier geben? Oder wollt ihr vielleicht Champagner trinken? Ihr seht nicht so aus, als ob ihr ihn bezahlen könntet.“
    „Leider, leider, ja“, nickte das Männchen mit bescheidenem Lächeln, „Ihr im Gegenteil seht mir ganz danach aus, als ob Ihr so einige hunderttausend Flaschen hier liegen hättet, wie mir scheint.“
    Der Wirt entfernte sich, brachte das Verlangte und setzte sich dann wieder zu den zwölfen hin. Der Kleine setzte das Glas an die Lippen, kostete den Brandy, spuckte ihn aus und schüttete den Inhalt seines Glases auf die Erde. Seine beiden Gefährten taten dasselbe, und der mit der Husarenjacke zog seinen Mund noch breiter, als er so schon war, und meinte: „Pfui, Kuckuck! Ich glaube gar, dieser irische Spitzbube will uns mit seinem Brandy ermorden. Meinst du nicht auch, Sam Hawkens?“
    „Yes“, antwortete der Kleine. „Wird ihm aber nicht gelingen. Wir drei vertragen schon noch so ein Gift, zumal wir es nicht trinken. Aber wie kommst du dazu, ihn einen irischen Spitzbuben zu nennen?“
    „Wie ich dazu komme? Well! Wer den nicht sofort beim ersten Blick für einen Irländer hält, der ist ein Dummkopf, wie er im Buche steht.“
    „Sehr richtig! Aber daß du es ihm sofort angesehen hast, das wundert mich grad darum außerordentlich, hihihihi!“
    Dieses ‚Hihihihi‘ war ein ganz eigenartiges, man möchte sagen, nach innen gerichtetes Lachen, bei welchem seine Äuglein lustig funkelten. Man hörte, daß es ein Gewohnheitslachen war.
    „Willst du damit sagen“, fragte der andre, „daß ich so ein Dummkopf bin?“
    „Sonst? Warum bloß sonst? Nein, immer, immer bist du einer, Will Parker! Ich habe dir nun schon fünfzehn Jahre lang gesagt, daß du ein Greenhorn bist, ein Greenhorn, wie mir noch keines vorgekommen ist. Wirst du es mir nun endlich einmal glauben?“
    „Nein“, erklärte der andre, ohne sich durch dieses beleidigende Wort nur im geringsten aus der Fassung bringen zu lassen. „Nach fünfzehn Jahren ist man kein Greenhorn mehr.“
    „Durchschnittlich, ja; aber wer selbst in diesen fünfzehn Jahren nichts gelernt hat, der ist noch immer eins und wird's auch immer bleiben, wenn ich mich nicht irre. Und eben daß du dies nicht einsiehst, das ist der sicherste Beweis, daß du noch jetzt ein Greenhorn bist. Was hältst du von den zwölf Gentlemen dort, die uns so neugierig beliebäugeln?“
    „Viel Gutes nicht. Siehst du, wie sie lachen? Das gilt dir, alter Sam.“
    „Mir? Wieso?“
    „Weil es keinen Menschen gibt, der dich

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