Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ansehen kann, ohne über dich zu lachen.“
    „Freut mich, Will Parker, freut mich ungemein. Das gehört nämlich auch zu den vielen Vorzügen, welche ich vor dir besitze. Wer ein Auge auf dich wirft, möchte weinen, bitterlich weinen; bist eben ein trauriger Kerl, ein ganz trauriger, hihihihi!“
    Sam Hawkens und Will Parker schienen in dem Verhältnis einer immerwährenden lustigen Fehde zueinander zu stehen. Keiner nahm dem andern etwas übel. Der dritte hatte bis jetzt geschwiegen; nun zog er behaglich seine herabgerutschten Gamaschen in die Höhe, streckte die langen Beine weit von sich und sagte, indem ein derb ironisches Lächeln sich über sein hageres Gesicht ausbreitete: „Wissen nicht, was sie aus uns machen sollen, diese Gentlemen. Stecken die Köpfe zusammen und werden doch nicht klug über uns. Feine Gesellschaft das; nicht, Sam Hawkens?“
    „Ja“, nickte der Gefragte. „Laß sie sich die Köpfe zerbrechen, Dick Stone! Desto besser wissen wir, was wir von ihnen zu halten haben; Spitzbuben, was, alter Dick?“
    „Yes. Ahnt mir sehr, daß wir ein Wörtchen mit ihnen werden sprechen müssen.“
    „Mir auch. Und nicht nur ahnen! Halte es sogar für sicher, daß wir ihnen unsre Fäuste auf die Nasen setzen werden. Es sind grad genau die zwölf, auf deren Spuren wir trafen.“
    „Und die dann dem Wagenzug folgten, um denselben erst heimlich zu beobachten.“
    „Dann ritt der eine hin und fragte die Leute aus. Kommt mir verdächtig vor, sehr verdächtig. Sag mal, Will, hast du vielleicht einmal von den Finders gehört?“
    „Gehört?“ antwortete Parker. „Dir ist wohl dein Gedächtnis abhanden gekommen? Hast ja selbst wiederholt von ihnen gesprochen!“
    „Well, weiß das ganz genau. Fragte nur, um zu erfahren, ob du als Greenhorn endlich einmal gelernt hast, aufzupassen, wenn erfahrene Leute mit dir reden. Du weißt also noch, wie viel Finders es geben soll?“
    „Zwölf.“
    „Und wieviel Personen siehst du hier sitzen, geliebter Will?“
    „Dreizehn“, lachte Parker vergnügt.
    „Zieh den Wirt ab, Dummkopf!“
    „Wie hätte ich das zu machen? Wird er es ruhig hinnehmen, daß ich ihn abziehe?“
    „Bist und bleibst ein Greenhorn durch und durch! Hätte gar nichts dagegen, wenn du selbst abzögest! Hast noch nicht mal gelernt, einen Irländer abzuziehen; darum will ich deinem schwachen Verstand zu Hilfe kommen und dir sagen, daß ohne ihn zwölf Personen dort sitzen. Begreifst du das, süßer Parker?“
    „Yes, lieber Sam. Kenne dich genau und wußte also, daß du ihn selbst gern abziehen möchtest. Darum habe ich mich verstellt und so getan, als ob ich im Subtrahieren grad so wenig leistete wie du. Also zwölf sind's; du hast dieses Mal gar nicht übel gerechnet, mein Sohn. Hoffentlich gibst du dir fernerhin die gleiche Mühe wie jetzt. Zwölf, hm! Das ist freilich auffällig!“
    „Auffällig? Findest du das wirklich? Dann hat das Greenhorn doch endlich mal eine Spur von Nachdenken verraten! Nun sag aber auch, wieso denn auffällig?“
    „Sie sind zwölf, und die Finders sollen auch zwölf sein“, antwortete Parker mit unerschütterlicher Ruhe.
    „Folglich –? Fahre weiter!“
    „Folglich ist anzunehmen, daß sie vielleicht die Finders sind.“
    „So ist es, geehrter Will. Hab' sie sehr im Verdacht, sie seien es. Der Anführer soll Buttler heißen. Werden erfahren, ob ein Esquire dieses Namens bei ihnen ist.“
    „Werden es dir gleich sagen!“
    „Keine Sorge! Sind neugierig auf uns, diese Gentlemen. Sehe ihnen an den Nasenspitzen an, daß bald einer von ihnen kommen wird, um uns zu interviewen. Gebt ihnen nur keine Auskunft. Bin neugierig, wie sie es anstellen werden.“
    „Höflich jedenfalls nicht“, meinte Dick Stone. „Werden sie nicht allzu fein ablaufen lassen.“
    „Warum?“ fragte Sam Hawkens. „Meinst wohl, daß wir grob werden sollen?“
    „Sogar sehr!“
    „Fällt mir nicht ein! Wir drei werden zusammen ‚das Kleeblatt‘ genannt; ist ein Ehrenname; dürfen ihm keine Schande machen; sind bekannt als drei zusammengehörige Gentlemen, welche dadurch berühmt sind, daß sie durch List und Höflichkeit mehr zu erreichen pflegen als durch Grobheit und Gewalt. So soll es auch hier sein, so und nicht anders.“
    „Well; aber dann werden diese Burschen glauben, daß wir uns vor ihnen fürchten!“
    „Mögen sie, mögen sie immerhin, alter Dick. Wenn sie es täten, würden sie sehr bald einsehen, daß sie sich geirrt haben, und zwar sehr, hihihihi! Das

Weitere Kostenlose Bücher