10 - Operation Rainbow
Firmenangehörigen gespendet, die jetzt ihren Feierabend im Bett oder vor dem Fernseher verbrachten - die Mitwirkung an dieser Hilfsaktion war ebenfalls freiwillig. Aber wasserdicht und warm waren die Decken. Manche der Obdachlosen zogen es vor, draußen zu schlafen, hielten die Straße wohl für den Hort der Freiheit. Die überwiegende Mehrheit dachte anders. Selbst schwere Alkoholiker wollen mal unter die Dusche und in einem Bett schlafen. Im Moment waren zehn im Laderaum, und mehr konnten nicht mitgenommen werden. Man half ihnen hinein, setzte sie auf die Fläche und gurtete sie fest, aus Sicherheitsgründen.
Aber sie ahnten nicht, daß dies der fünfte Laster war, der in Manhattan patrouillierte. Obwohl sich schon bei Beginn der Fahrt herausstellte, daß es hier ein wenig anders zuging. Der Helfer drehte sich im Beifahrersitz um und reichte ein paar Raschen Gallo nach hinten durch, billigen kalifonischen Rotwein, aber besseren, als sie gewohnt waren, zusätzlich mit Beruhigungsmittelchen angereichert.
Als sie am Ziel waren, schliefen alle fest oder waren wie gelähmt. Die sich noch bewegten, wurden von der Ladefläche gezerrt und in einen anderen Wagen gelegt, auf Feldbetten festgeschnallt, wo sie weiterschlafen durften. Der Rest mußte von jeweils zwei Männern herübergetragen und festgeschnallt werden. Wenn das erledigt war, mußte die Ladefläche gründlich gereinigt werden, mit heißem Dampf, um jeden Geruch und jede Spur im Innern zu tilgen. Der andere Wagen machte sich auf den Weg zum West Side Highway, nahm die Auffahrt zur George-Washington-Brücke und überquerte den Hudson. Von dort ging die Fahrt nach Norden, in die nordöstlichste Ecke von New Jersey, bis man wieder nach New York State gelangte.
***
Glücklicherweise war Oberst William Lytle Byron schon unterwegs in seiner KC-10-Militärmaschine, fast auf demselben Kurs wie die 777er-United, mit nur einer Stunde Rückstand. Auch er nahm nordwärts Kurs auf Gander. Auf der ehemaligen P-3-Basis mußten die Fluglotsen geweckt werden, um die Landung vorzubereiten, aber das war kein Beinbruch.
In der Ersten Klasse des Passagierflugzeugs lagen die Un-glücksraben mit verbundenen Augen und angewinkelten Knien gefesselt am Boden, genau vor den Sitzen, die John, Ding und Alistair inzwischen eingenommen hatten. Man servierte Kaffee und hielt die übrigen Passagiere fern von diesem Teil des Fliegers.
»Mir gefällt es besser, wie die Äthiopier in solcher Lage verfahren«, bemerkte Stanley und schlürfte seinen Tee.
»Und was machen die?« fragte Chavez matt.
»Vor ein paar Jahren wurde mal versucht, eine Maschine unter ihrer Nationalflagge zu kidnappen. Zufällig waren ein paar Jungs vom Sicherheitsdienst an Bord, die Erpresser wurden überwältigt. Man setzte sie gefesselt in die Erste Klasse, legte überall Handtücher aus, um die Polster zu schonen, und schnitt ihnen an Ort und Stelle die Kehlen durch. Und rat mal, was...«
»Schon kapiert«, winkte Ding ab. Niemand hatte je wieder gewagt, einen äthiopischen Flieger zu kidnappen. »Einfach, aber wirksam!«
»Genau.« Er setzte die Tasse ab. »Wollen hoffen, daß sowas nicht allzu oft vorkommt.«
Die drei Beamten blickten aus dem Fenster, wo blinkende Lichter die Landebahn andeuteten. Dann setzte das Fahrwerk der 777 auf. Von hinten vernahm man gedämpften Jubel und Applaus. Das Tempo wurde gedrosselt , dann steuerte die Maschine die Kasernengebäude an und blieb stehen. Vorn rechts öffnete sich die Luke, und eine Behelfstreppe rollte langsam heran.
John, Ding und Alistair lösten ihre Sicherheitsgurte und traten an die Tür, ohne die Entführer aus den A ugen zu lassen. Der erste, der an Bord kam, war ein Offizier der kanadischen Luftwaffe, mit Pistolengürtel und Seil, sowie drei Zivilisten, bei denen es sich um Kriminalbeamte handeln mußte.
»Sind Sie Mr. Clark?« erkundigte sich der Offizier.
»Ganz recht.« John deutete auf die Gefesselten. »Da sind die drei Tatverdächtigen, wie man wohl sagen muß.« Er grinste matt. Die Beamten nahmen sich ihrer an.
»Eine zweite Maschine ist unterwegs. Wird aber noch ein Stündchen dauern«, erklärte der kanadische Offizier.
»Danke!« Die drei holten ihre Reisetaschen, zwei von ihnen ihre Ehefrauen ab. Patsy war eingeschlafen und mußte geweckt werden. Sandy las noch immer ihr Buch. Zwei Minuten später spürten sie wieder festen Boden unter den Füßen und stiegen in einen Militärlastwagen. Sie waren kaum fort, als sich das Flugzeug
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