100 Bauernregeln
und Raueis sich bei stärkerer Bewegung feuchtegesättigter (nebliger) Luft entwickeln, stellt Raureif eine meist durch Sublimation hervorgerufene Ablagerung dar, die bei Windstille die eindrucksvollste Ausprägung erfährt.
Regel-Variation
»Wächst der Raufrost am Mast dem Wind entgegen, rechne tags drauf mit Tauwetter und Regen.«
»Wind vom Sinken der Sonn’ ist mit Regen verbündet, Wind vom Steigen der Sonn’ uns gut Wetter verkündet.«
Setzt man den »Wind vom Sinken der Sonne« mit dem Westwind gleich und den »Wind vom Steigen der Sonne« mit dem Ostwind, so lassen sich zwei triviale, aber ziemlich sichere Prognosen ableiten. Mit östlichen Winden gelangt meist trockene Festlandsluft nach Mitteleuropa. Da sie nur wenig Feuchte enthält, können sich in ihr kaum oder nur wenig Wolken ausbilden. Bei Zufuhr kontinentaler Luftmassen ist somit freundliches und sonniges Wetter vorprogrammiert.
Mit westlichen Winden werden dagegen maritime, mit Feuchte gesättigte Luftmassen nach Mitteleuropa transportiert. Die wolkenreiche, teils labil geschichtete Luft neigt zu Niederschlägen. Kleinste Hebungsprozesse sorgen dafür, dass sich die himmlischen Schleusen einen Spalt öffnen und es zu regnen beginnt. Die Niederschläge gehen häufig mit heftiger Luftbewegung einher. Vor dem Start zu einer Radtour oder einer Wanderung tut man gut daran, an diese einfache Bauernweisheit zu denken, denn an ihrer Aussagekraft und Treffsicherheit gibt es kaum etwas zu deuteln. Ist es zu trocken und fehlt den landwirtschaftlichen Kulturen das für eine optimale Entwicklung der Bestände erforderliche Wasser, wird sich der Landwirt über den »Wind vom Sinken der Sonne« sicher freuen. Anders stellt sich die Situation bei der Ernte dar. Um den Mähdrescher optimal einsetzen zu können, wird der Bauer auf einen »Wind vom Steigen der Sonne« hoffen. Der Zustrom von Luft aus Osteuropa und Sibirien beschert nicht nur regenfreie Tage, sondern ermöglicht auch ein rasches Abtrocknen des Getreides auf die für den Mähdrusch und die spätere Lagerung notwendige Korn- und Strohfeuchte.
Regel-Variation
»Oft gibt der West schönem Wetter den Rest.«
Längerer Regen kann dagegen zu ungewünschten Lagererscheinungen in den Getreidebeständen führen, die nicht nur die Ernte erschweren, sondern auch zu Ernteverlusten und Qualitätseinbußen führen. So wird lagerndes Getreide schneller von pilzlichen Schaderregern heimgesucht. Mitunter beginnen die Körner in den Ähren aufgrund reichlichen Feuchteangebots zu keimen.
»Der Zucker im Morgenkaffee sagt dir an, ob Regen zieht tagsüber heran; steigen erste Blasen auf am Tassenrand, dann nimm den Schirm in deine Hand; doch treten sie zuerst in Tassenmitte auf, nimmt freundliches Wetter seinen Lauf.«
Der Spruch hat nichts mit Kaffeesatzleserei zu tun, sondern ernsthaft mit Physik. Prognosewerkzeuge sind eine Tasse, gefüllt mit heißem, schwarzem Kaffee, und ein Stück Würfelzucker. Dieses lässt man von oben in den Kaffee fallen. Dabei kommt es zur Entwicklung kleiner Bläschen. Werden diese zuerst am Tassenrand sichtbar, dürften heranziehende dunkle Wolken sich im Laufe der nächsten Stunden ihrer Niederschlagsfracht entledigen. Blubbern sie aber in der Tassenmitte rasch nach oben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonne scheint, relativ groß.
Wie kommt das? Das Verhalten der Bläschen in der Kaffeetasse hängt nämlich mit dem Luftdruck zusammen. Dieser übt Einfluss auf die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten aus, so auch auf die unseres Kaffees. Hoher Luftdruck, der mit Absinkbewegungen in der Atmosphäre einhergeht und dadurch Wolkenauflösung zur Folge hat, bewirkt, dass sich die Oberfläche des Kaffees nach unten wölbt. Aus diesem Grund erreichen die kleinen Blasen die Mitte schneller als den Rand. Im Falle tiefen Luftdruckes, der uns meist regnerisches und unbeständiges Wetter beschert, geschieht genau das Gegenteil: Die Kaffeeoberfläche krümmt sich nach oben, sodass die Bläschen zuerst den Rand erreichen. Steigen die Blasen überall gleichermaßen schnell auf, präsentiert sich das Wetter veränderlich.
Regel-Variation
»Kommen die vom Zucker aufsteigenden Blasen zuerst in Tassenmitte oben an, dann leg dich auf des Gartens Rasen, da man bei Sonne sich aalen kann; doch häufen sie sich erst am Tassenrand, ziehen Sturm und Regen über Stadt und Land.«
Man kann die Oberflächenspannung als eine Eigenschaft der Grenzfläche zwischen einer Flüssigkeit und einem Gas
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