100 Bauernregeln
hat auch diese alte Bauernregel Hand und Fuß.
Lichter in Mooren und Sümpfen üben eine große Faszination aus. Um die Leuchterscheinungen ranken sich unzählige Sagen und Legenden. Im weitesten Sinne dürften auch bestimmte Pilze Irrlichter verursachen. Hier wirkt ein Phänomen, das unter dem Begriff Biolumineszenz bekannt wurde. Biolumineszenz im Pilzreich, bei der die Umwandlung biochemischer Energie in Licht nicht mit einer Wärmeentwicklung gekoppelt ist, trifft man hierzulande vor allem beim Hallimasch und beim Ölbaumpilz (Ölbaumtrichterling) an, sofern die beiden Hutträger über einen ausreichend feuchten oder gut mit Tau versorgten Standort verfügen. Tau weist auf den Fortbestand freundlichen Wetters hin. Das mit dem Pilzmyzel des Hallimasches durchwachsene Holz leuchtet in der Nacht grün. Der sehr giftige Ölbaumpilz ist in Mitteleuropa äußerst selten und höchstens auf wärmebegünstigten Standorten anzutreffen. Die als Glühwürmchen bekannten Leuchtkäfer sind ebenfalls häufig in moorigen und sumpfigen Gegenden des Nachts anzutreffen. Auch sie tragen heute mitunter noch die Bezeichnung »Irrlichter«. Wenn sie beobachtet werden, spricht dies für gutes Wetter am Folgetag (siehe Regel 68).
Regel-Variationen
»Wenn Flammen aus Moorboden und Sumpfwasser schlagen, wird Frau Sonne sich weiter ans Himmelszelt wagen.«
»Wenn nachts im Moor und Auenwald sich Lichter bewegen, erteilt Petrus für den Folgetag gutem Wetter seinen Segen.«
»Gehst du morgens durch trockene Wiesen, wird abends viel Wasser vom Himmel fließen.«
Wenn in Bodennähe nach Sonnenuntergang die labile Schichtung der Luft in eine stabile Schichtung übergeht, ist Taubildung möglich. Am Tag nimmt die Temperatur durch die Bodenerwärmung mit der Höhe ab, nachts steigt sie durch Wärmeabgabe des Bodens an. Da in Hochdruckgebieten des Nachts der Wind »einschläft« oder nur eine schwache Luftbewegung herrscht und zudem der Himmel sich häufig nur gering bewölkt oder sternenklar präsentiert, stellt sich bis zum Sonnenaufgang eine verstärkte Wärmeaustrahlung in das Weltall ein. In Verbindung damit kommt es häufig zu einer beträchtlichen Temperaturdifferenz zwischen der Standardmesshöhe (zwei Meter über der Bodenoberfläche) und der insbesondere aus agrarmeteorologischer Sicht bedeutsamen Messhöhe von fünf Zentimetern über Grund. Mitunter erreichen die Temperaturunterschiede mehr als zehn Grad. Häufig kühlen sich die Erdoberfläche sowie Bäume, Sträucher, Grashalme, Dachziegel, Gartenzaunpfähle usw. unter die Taupunkttemperatur ab. Die Temperatur der mit diesen Körpern in Kontakt befindlichen Luft sinkt dann ebenfalls unter den Taupunkt. Der Wasserdampf in ihr erreicht bzw. überschreitet die temperaturabhängige Sättigungsschwelle und schlägt sich in Gestalt kleiner Tröpfchen als Tau nieder. Geschieht dieser Vorgang bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, so bildet sich Reif.
Doch wie ist die Situation, wenn die Wiese frei von Tau und Reif bleibt? Herrscht eine starke Luftbewegung und damit eine starke Durchmischung bei vielfach wolkenverhangenem Himmel vor, kann sich die für die Tauentstehung notwendige, stark ausgeprägte stabile Schichtung nicht ausbilden. Es besteht oder entsteht unbeständiges Wetter, Regen ist oft vorprogrammiert. Kann man also morgens trockenen Fußes durchs Wiesengras schreiten, sollte der Schirm, da sich innerhalb der nächsten 8 bis 16 Stunden eine Wetterverschlechterung einstellt, zum unverzichtbaren Utensil werden. Eine Toppregel, die häufig zutrifft!
Regel-Variation
»In der Frühe Tau macht den Himmel blau; doch wenn am Morgen kein Tau gelegen, warte bis Abend auf sicheren Regen.«
»Wenn Steine und Äxte beginnen zu schwitzen, wirst du nicht lange mehr im Sonnenschein sitzen.«
Wer hat noch nicht beobachtet, dass im Sommer die mit gut gekühlter Limonade oder frischem Bier gefüllten Gläser außen nass werden. Eine vorher mit Wasserdampf noch nicht gesättigte Luft kann bei ihrer Abkühlung den Punkt der Sättigung erreichen, sodass bei weiterer Abkühlung Wasser ausgeschieden wird. Beginnen Mauerwände, Steine oder auch Sensen, Hämmer und Äxte zu tropfen, dann setzt häufig ein Umschwung zu schlechterem Wetter ein.
Zurückführen lässt sich diese Erscheinung auf Kondensation der in der Luft enthaltenen Feuchte an Gegenständen, die aufgrund der größeren spezifischen Wärme ihres Materials eine noch niedrigere Temperatur aufweisen. Das ist meist der Fall, wenn die
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