100 Bauernregeln
Luft schnell wärmer und schwüler wird. Die Luft streift an der Grenzfläche zu den kühleren Gegenständen vorbei, kühlt sich dabei bis auf den Taupunkt und darunter ab. Dabei kondensiert der in der Luft enthaltene Wasserdampf. Das Kondenswasser läuft dann an den Gegenständen herunter oder tropft ab. Die angeführte Regel trifft zu, da sich bei Zustrom zunehmend schwülwarmer Luft tatsächlich oft Schauer und Gewitter einzustellen pflegen. Häufig findet man an Mauern nasse und gleichzeitig trockene Stellen. Die Ursache dafür dürfte oft die Verbauung unterschiedlichen Gesteins oder Materials mit verschiedener spezifischer Wärme sein.
Regel-Variationen
»Wenn der Eimer voll Wasser außen beschlägt, die Luft ein Gewitter zu dir trägt.«
»Nasses Glas bringt Labung dem Gras.«
»Regenbogen am Morgen, des Hirten Sorgen, Regenbogen am Abend, den Hirten labend.«
Zu den eindrucksvollsten optischen Erscheinungen in der Atmosphäre gehören die durch Dichteunterschiede in der Lufthülle verursachten Fata Morganen in Wüstengebieten und »Délibáb« oder »Mittagszauber« genannten Luftspiegelungen in der Puszta. Aber auch der durch Brechung und Spiegelung an Wassertropfen hervorgerufene Regenbogen fasziniert immer wieder von Neuem. Seine Intensität und Farbigkeit hängt von der Größe der Regentropfen ab. Die Farben reichen von Rot außen über Orange, Gelb, Grün, Blau und Indigo bis Violett innen. Befindet sich die Sonne in Horizontnähe, so stellt sich der Regenbogen in Form eines vollen Halbkreises dem Betrachter dar. Mit höherem Sonnenstand reduziert sich der Kreisbogen und verschwindet ganz, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht. Oft entsteht durch Mehrfachbrechung noch ein zweiter, ebenfalls recht kräftig leuchtender Regenbogen. Gelegentlich kann man auch schwächer leuchtende, sekundäre Regenbogen erblicken, die sich an den Hauptregenbogen nach innen und an den Nebenregenbogen nach außen anschließen.
Regenbogen, die darauf hinweisen, dass in einiger Entfernung Regen fällt, treten im Tagesverlauf meist in den späten Nachmittagsstunden auf. Stellt sich jedoch schon in den Morgenstunden ein Regenbogen ein, so befindet er sich am westlichen Himmel. In diesem Fall strömen aus westlicher Richtung niederschlagsträchtige Luftmassen heran, die häufig zudem sehr labil geschichtet sind. Meist nähert sich ein Schauerfeld oder ein Regengebiet dem Standort des Beobachters oder er befindet sich bereits im Bereich eines solchen, das größere Wolkenlücken aufweist. Hinsichtlich einer Wetterbesserung im Laufe des Tages besteht dann wenig Hoffnung, steigt doch wegen der Sonneneinstrahlung wiederholt erwärmte Luft in Ballen auf und transportiert Wasserdampf nach oben. Meist intensiviert sich tagsüber sogar die Niederschlagsaktivität, sodass die Sorgen des Hirten – wie es in der Bauernregel heißt – berechtigt sind.
Regel-Variation
»Zeigt morgens sich im Westen ein Regenbogen, fühlt sich der Bauer um einen Tag betrogen.«
Anders sieht es bei einem Regenbogen am späten Nachmittag oder Abend aus, wenn die Sonne vom Westen auf das Niederschlagsgeschehen im Osten scheint. Meist handelt es sich zu dieser Tageszeit um teilweise schon wieder im Abklingen befindliche Schauerniederschläge mit entsprechenden Wolkenlücken, die auch der Sonne die Chance bieten, sich in Szene zu setzen. Das ist sehr oft nach Passage einer Kaltfront der Fall. Da die Niederschlag bringenden Strömungen im Falle einer Westlage nach Osten weiterziehen, ist die Hoffnung auf eine Wetterberuhigung durchaus berechtigt. Die Schauer haben durch Einfluss eines Hochs oder Zwischenhochs ein Ende und nicht nur die Hirten können einen trockenen Abend genießen. Insofern hat man sicher keine schlechten Karten, wenn man sich für eine kurzfristige Wetterprognose dieser alten Bauerweisheit bedient.
Der Regenbogen gilt als sagenumwobene Erscheinung. Einer Mär aus China zufolge stellt der Regenbogen einen Riss im Himmelszelt dar. Dieser soll von einer Göttin mit bunten Steinen versiegelt worden sein. Dagegen heißt es in Irland, dass man am Ende eines Regenbogens einen Schatz in Gestalt eines Topfes mit Gold finden könne. Dass dieser Versuch fehlschlagen muss, versteht sich von selbst. Im Märchen gilt der Regenbogen auch als Brücke zwischen Vater Himmel und Mutter Erde.
»Solange der Föhn noch weht, das freundliche Wetter nicht vergeht.«
Der Föhn ist ein warmer, trockener Fallwind, der beim Überströmen eines Gebirges auf
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