100 Stunden Todesangst
geht eben nichts über Schnaps.“
Georg
stellte keine Fragen.
Er ließ
sich ins Haus treiben.
Der
Elegante schloß die Tür.
Dann
setzten sich alle an den Tisch, und Georg mußte ihnen ein Bier bringen.
„War ein
guter Einfall, Chef“, sagte der Hüne. „Das hier ist ein echtes Versteck. In
Birkenrode bei der Rehm — das war nur eine Notlösung.“
Olaf sah
Georg an. „Ist dein Essen fertig?“
„Noch
nicht.“
„Dann beeil
dich. Wir haben Hunger.“
Während
Georg in der Küche die Suppe umrührte, hörte er, wie einer der drei auf stand.
Er blickte
durch den Türspalt.
Der
Plattnasige, den der Elegante eben mit ,01af angeredet hatte, trat zum
Kaminsims, wo Julias Bild stand.
Es war ein
neueres Foto seiner Tochter. Sie war 32 Jahre alt und arbeitete als
Bankangestellte. Daß sie nur noch ein Bein hatte, merkte man kaum. Sie hatte
inzwischen gelernt, ohne Krückstock zu gehen.
Olaf nahm
den Fotorahmen vom Sims.
„Mensch,
jetzt schnall ich ab.“ Er dämpfte die Stimme. „Erkennt ihr die?“
Er zeigte
das Foto rum.
Der Hüne
schüttelte den Kopf, runzelte dann die Brauen und sah genauer hin. „Ist das die
aus der Bank?“ fragte der Elegante.
Olaf
nickte. „Ich wette. Ist jetzt fast zwei Jahre her. War unser erster Coup,
Jungs. Als wir sie überfahren haben, dachte ich, sie wäre hin. Aber in der
Zeitung stand dann, sie hätte nur ein Bein verloren. Blöde Ziege! Es gehört
schon viel Schwachsinn dazu, sich einem Fluchtwagen in den Weg zu stellen.“ Er
lachte auf. „Noch dazu, wenn wir drin sitzen.“
„Du bist
damals gefahren“, sagte der Hüne und meinte Olaf.
„Na und?“
„Frag
nachher mal den Alten“, sagte der Elegante, „wer die Frau ist.“
„Vermutlich
seine Tochter“, meinte Olaf. „Eine gewisse Ähnlichkeit ist da. Was soll’s?“
Er stellte
das Bild zurück.
Georg
stützte sich auf die Tischkante.
Für lange
Augenblicke rührte er sich nicht.
Die
scharfgewürzte Suppe kochte auf.
Blasen
bildeten sich und zerplatzten.
Georg nahm
den Topf vom Herd.
Er trat in
den Wohnraum, wo die drei jetzt schweigend am Tisch saßen.
Niemand
fragte ihn wegen Julia.
Er stellte
einen Teller vor jeden, legte Besteck dazu und sagte, es dauere nicht mehr
lange.
Er ging in
die Küche, von dort in den Geräteraum.
Mit dem
Sprengstoffpaket kam er zurück. Und dem Zünder.
Drei
Minuten brauchte er, um alles zusammenzuschließen.
In einen
großen Eisentopf goß er fingerhoch Suppe. Das war nötig wegen des Duftes.
Er legte
den Sprengstoff hinein und obendrauf den Deckel.
Der Zünder
lief.
Noch 24
Sekunden.
Er wartete,
dachte an Julia und auch an Alf. Den konnte er nun nicht mehr begraben. Noch 13
Sekunden.
Er ging
hinein.
Die
Gesichter wandten sich ihm zu.
„Wird auch
Zeit!“ sagte der Elegante. „Tu auf! Mir nicht zuviel.“
Georg
stellte den Topf auf den Tisch. Noch zwei Sekunden. Er nahm den Deckel ab.
25. Sommerzeit
Kommissar Kaisl
führte Dr. Frey, einen seriösen Endfünfziger, auf den Hof: hinter das
Polizeipräsidium.
Hierher
hatte man den gestohlenen Wagen gebracht.
„Ein großer
Fang, Herr Doktor. Ein gewisser Mick Bräh hatte Ihren Wagen gestohlen. Ist ein
professioneller Ganove. Als er bei Rot über die Kreuzung raste, hat ihn ein
Streifenwagen verfolgt. Bräh prallte gegen eine Mauer, und der rechte Kotflügel
bog sich so nach innen, daß er den Reifen blockierte. Bräh wurde festgenommen —
trotz heftiger Gegenwehr. In seiner Wohnung fanden wir Beute — Sie werden es
nicht glauben — aus etlichen Raubüberfällen, die in letzter Zeit von den
sogenannten Autobahnbanditen verübt wurden. Damit steht fest, daß Bräh zu ihnen
gehört. Das hat er inzwischen auch gestanden. Und was das Schönste ist: Er hat -
offenbar unter Schock - auch die Komplicen verpfiffen. Fünf weitere Namen
kennen wir jetzt. Ein gewisser Podbilska wurde bereits festgenommen. Die vier
andern sind flüchtig. Aber nicht mehr lange.“
Frey
nickte.
Ihn
interessierte sein Wagen. Was gingen ihn die Probleme der Kripo an.
„Er ist
wieder fahrbereit“, sagte Kaisl. „Sie können ihn mitnehmen.“
Kopfschüttelnd
betrachtete Frey den Schaden.
„Da wäre
noch etwas, wofür wir bis jetzt keine Erklärung haben“, sagte Kaisl. „Als die
Kollegen Bräh aus dem Wagen zogen, fiel ihnen auf, daß Ihre Quarzzeituhr nicht
stimmt. Da muß wohl...“
„Sie geht
eine Stunde vor“, unterbrach ihn Frey lächelnd. „Sie zeigt immer noch die
Sommerzeit an. Ich habe sie nicht
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