1007 - Die Kosmische Hanse
die Erledigung dieser Arbeit gebeten hätte - aber er wollte das gegenüber Waringer nicht zugeben. Es war nicht so, daß Quiupu ihn abstieß oder ihm nicht gefiel (eher das Gegenteil war der Fall), aber der Außerirdische besaß eine bestimmte Ausstrahlung, die Bully noch am ehesten als tiefe Melancholie umschreiben konnte. Wer in Quiupus Nähe kam, spürte, daß dieses Wesen ein Verlorener aus Raum und Zeit war und das Opfer eines rätselhaften Schicksals.
Quiupu hieß Bull willkommen und klappte das Buch zu, in dem er bei Bulls Ankunft geblättert hatte - ein Märchenbuch, wie der Terraner nicht ohne Befremden feststellte.
„Ich bin froh, daß mich jemand besucht, der zu der verantwortlichen Gruppe intelligenter Wesen auf dieser Welt gehört", erklärte Quiupu mit der ihm eigenen Freundlichkeit, die lediglich durch die schrille Stimme abgeschwächt wurde.
„Eine so nette Bezeichnung für meine Funktion habe ich bisher selten gehört", versuchte Bully zu scherzen.
Der Fremde ging nicht darauf ein, obwohl man inzwischen sicher zu sein glaubte, daß er Verständnis für Humor besaß.
„Die ersten Experimente mit den verschiedensten Viren erwiesen sich alle als Fehlschläge", sagte Quiupu traurig, als könnte er seine Mißerfolge nicht begreifen. „Es ist übrigens unfaßbar, welche Vielfalt davon auf dieser Welt existiert."
„Ja, und wir hatten in der Vergangenheit oft genug jede Menge Ärger damit", bestätigte Bull. „Andererseits muß ich dich vor weiteren Enttäuschungen warnen. Kein Mensch kann Viren zusammensetzen, wie du es Rhodan gegenüber angekündigt hast.
Das ist absoluter ..."
Fast hätte er gesagt „absoluter Blödsinn", aber er entsann sich seines diplomatischen Auftrags und biß sich hastig auf die Unterlippe.
„Ich habe begonnen, eure Literatur über die Viren zu lesen", verkündete Quiupu enthusiastisch. „Sie ist schlichtweg phantastisch. Begreift ihr nicht, daß sie alle aus dem Weltraum kommen, als die kleinsten Teilchen der Katastrophe?"
„Hm", machte Bull ratlos. „Eigentlich bin ich gekommen, um mit dir über ein paar andere Dinge zu reden. Von Viren verstehe ich nicht allzu viel."
„Wir können über alles reden", stimmte Quiupu höflich zu.
Bully schaute sich im Zimmer um in der Hoffnung, einige jener geometrischen Figuren entdecken zu können, die Waringer ihm in Quiupus Labor gezeigt hatte. Der Forscher hatte sich den Raum nach eigenen Vorstellungen einrichten können, und Bully fragte sich, wie ein Wesen sich in einer so spartanisch ausgestatteten Behausung wohl fühlen konnte.
„Du hältst nach etwas Bestimmtem Ausschau?" erriet Quiupu.
Bully errötete und sagte verlegen: „Diese Drähte, die du formst - haben sie eine Bedeutung?"
„Ja, aber ich habe sie vergessen!"
Bull faßte sich ein Herz.
„Und warum heulst du jeden Morgen?"
„Ich folge einem inneren Bedürfnis."
Was bin ich doch für ein Narr! schalt Bully sich im stillen. Wie hatte ich nur hierherkommen und ihn auf diese Weise belästigen können?
Er brachte jedoch nur ein lahm klingendes „Soso!" zustande.
Nach dem dritten von Waringer erwähnten Ritual wagte er nicht mehr zu fragen.
Nachdem sie ein paar belanglose Worte gewechselt hatten, floh Bull regelrecht aus Quiupus Unterkunft.
11.
Waringer, der von den von Bully erzielten „Ergebnissen" maßlos enttäuscht war, versuchte, Julian Tifflor zu einem Besuch bei Quiupu zu überreden, doch der Erste Terraner mußte aufgrund weiterer besorgniserregender Nachrichten von verschiedenen Stützpunkten der Kosmischen Hanse in den STALHOF auf Luna.
Nach einigem Zögern besuchte Waringer den Fremden in dessen Labor.
Quiupu unterbrach seine Arbeit sofort. Die Experimente, die er durchführte, bewiesen zwar große Kenntnisse im Umgang mit Laborgerät, aber sie besaßen in den Augen der terranischen Wissenschaftler keinerlei Sinn. Quiupu tat im Grunde genommen nichts anderes, als ständig die verschiedensten Viren zusammenzubringen, offenbar von der Hoffnung erfüllt, auf diese Weise einen wie auch immer gearteten Zusammenschluß zustande zu bringen.
„Wie lange, schätzt du, wird es dauern, bis du einen Erfolg erzielen kannst?" erkundigte Waringer sich verbindlich, obwohl er natürlich wußte, daß es keinen Erfolg geben würde.
„Ich weiß es nicht", gab Quiupu niedergeschlagen zu. „Da ich alle Einzelheiten aus dem Gedächtnis verloren habe, bin ich dem Zufall ausgeliefert."
„Warum tust du das überhaupt?" forschte
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